Fotos Altes Handwerk neu erleben
Die erste Fabrik Europas - sie liegt in unserer Region und neben ihr auch viele andere Orte, an denen man sehen kann, wie anno dazumal produziert und gefertigt wurde. Ob es althergebrachte Senfproduktion ist, Spinnen und Garnproduktion oder das Schleifen von Messern, von Erkelenz bis Ratingen lässt sich vieles über die Handwerke erfahren.
Flachsmuseum Wegberg-Beeck
Im beschaulichen Wegberger Ortsteil Beeck ist in einer alten Scheune das Flachsmuseum untergebracht. Nicht ohne Grund, denn in Wegberg wurde über Jahrhunderte Flachs angebaut, aus dessen Faser sich Leinen weben lässt.
Im Museum können Besucher alles Wissenswerte über den Flachsanbau, seine Ernte und Verwertung erfahren. Spinnrad und Webstuhl - beide werden bei Führungen auch in Betrieb gezeigt und vermitteln den Besuchern ein lebendiges Bild.
Einmal im Jahr lockt Beeck meist am letzten Septemberwochenende zudem mit einem der größten kulturhistorischen Flachsmärkte des Landes. Dort präsentieren rund 140 Handwerker ihr altes Gewerk und lassen sich bei der Butterproduktion ebenso über die Schulter schauen wie beim Hutmachen oder Seilewinden.
Was bleibt nach dem Flachsmarkt - ein entspannter Besuch im kleinen Museum, ein Blick in die alte Waschküche oder eine Schneiderstube von vor hundert Jahren.
Flachsmuseum Wegberg-Beeck
Holtumerstrasse 19a, 41844 Wegberg
http://www.flachsmuseum.de
Industriemuseum Cromford
Cromforder Allee 24, 40878 Ratingen
http://www.industriemuseum.lvr.de
Die erste Fabrik auf dem europäischen Kontinent steht in Ratingen. 1784 gründete sie dort der Wuppertaler Gottfried Brügelmann und fertigte dort erstmals Baumwollgarne rein maschinell. Was ursprünglich angetrieben wurde durch ein Wasserrad ist auch heute noch in Betrieb zu sehen.
Wo früher Kinder Arbeit fanden, können heute Kinder Baumwolle als Rohprodukt sehen, anfassen und in Workshops verarbeiten.
Das große Wasserrad im roten Ziegelbau der Fabrik trieb einst über Transmission alle Spinnmaschinen in der Fabrik an. Angetrieben wird damit noch heute die "Water Frame", die erste vollmechanische Spinnmaschine.
Auch heute wird die Maschinerie für Besucher in Gang gesetzt. Wer zu den Öffnungszeiten selbst sehen möchte, wie die Textilproduktion von Statten ging, für den werden vom Betreuungspersonal die ersten Riesen in Bewegung gsetzt.
220 Jahre ist es her, dass der Textilunternehmer Johann Gottfried Brügelmann in Ratingen direkt neben seiner Fabrik dieses prachtvolle Herrenhaus als Schaltzentrale eines der bedeutendsten Unternehmen des 18. Jahrhunderts bauen ließ. Seit Mai 2010 ist das Verwaltungsgebäude und Wohnhaus offen für alle.
Hier erfährt man neben privaten Dingen des Industriellen - zum Beispiel seinem Lieblingsessen - allerhand über den Handel in dieser Zeit.
Senf- und Gewürzmühle Terhorst Erkelenz
Richard-Luca-Str. 10 a, 41812 Erkelenz
http://www.terhorst-gewuerze.de
Im Familienbetrieb ist die Senf- und Gewürzmühle Terhorst schon seit 1929 in Betrieb. Allerdings hat sie über die Jahre den Standort verlegt - von Mönchengladbach nach Erkelenz.
Besonders macht diesen Betrieb, dass der Senf in drei Mahlgängen entsteht. Das ist einzigartig in Deutschland.
Im Betriebslädchen sind ausgefallene Senfsorten wie Feigensenf, Bärlauchsenf oder Tomatensenf zu kaufen, aber auch des Großvaters alte Rezepturen wie der süß-scharfe Senf und einige mehr, werden hier noch gefertigt.
Neben den Senfsorten erfüllt auch der Duft von üner 200 Gewürzen und Gewürzmischungen den Laden. Von A - wie Anis bis Z - wie Zimt gibt es viele reine Gewürze. Die Gewürzmischungen werden alle noch heute nach eigener Rezeptur gemischt - sei es Bratkartoffelgewürz oder verschiedene Dip-Würzmischungen. Egal ob Senf oder Gewürz -alles lässt sich jederzeit probieren.
Wer es genauer wissen will und sowohl das Ansetzen der Maische, aus der später der Senf wird, als auch die Senfmühlen in der Produktion sehen will, der sollte sich zu einer Führung mit Verkostung anmelden. Dann kann er sich selbst ein Bild von der aufwändigen Arbeit machen.
"Durch das Vermahlen mit den alten Mahlsteinen bekommt der Senf eine rein natürliche Schärfe", erklärt Dorothee Terhorst, Chefin des Unternehmens. Als besonderes Bonbon erhält jeder Gast nach der Führung eine feine Senf-Trüffelpraline, die ein befreundeter Konfissier entwickelt hat.
Landwirtschaftsmuseum im Kulturzentrum Sinsteden
Grevenbroicher Straße 29, 41569 Rommerskirchen
http://www.vmrommerskirchen.de
Landwirtschaftliche Betriebe waren früher mitten im Dorf ansässig. Und wie sieht es heute aus? "Sie haben sich auf die Dorfränder verlagert", erklärt Kathrin Wappenschmidt, Museumsleiterin des Landwirtschaftsmuseums in Rommerskirchen. Das Ergbnis: Kinder erkennen kein Getreide mehr und haben oft gar keinen bezug mehr zu den Lebensmitteln.
Im Landwirtschaftsmuseum wird wird Abhilfe gesorgt: Hier wird aufgerollt, wie Getreide und Zuckerrüben - aus der die rheinische Spezialität Rübenkraut gemacht wird - angebaut und geerntet werden. - Damals natürlich mit Feldgeräten, die von Kaltblütern gezogen wurden.
Neben Traktoren von 1938 bis 1997 sind Feldgeräte zu sehen, erste Dreschmaschinen und Pflüge. Das Rheinische Kaltblutarchiv ist in Rommerskirchen untergebracht und erinnert an den engen Zusammenhang von Landwirtschaft und Kaltblutpferdezucht. Außerdem erwarten den Besucher angrenzend ans Museum Enten, die Kopfbedeckung tragen und Hähne, die an Sumoringer erinnern. Im wissenschaftlichen Geflügelhof werden alte Hühner- und Geflügelarten nachgezüchtet und dürfen auch bestaunt werden.
Heiß begehrt sind Karten zu den Blueskonzerten, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Traktorenoldtimern stattfinden. "Der Blues nämlich kommt von den Baumwollfeldern und hat damit einen engen Bezug zur Landwirtschaft", erklärt die Museumsleiterin. Termine für anstehende Konzerte lassen sich leicht per Mail abfragen: Kathrin.Wappenschmidt@rhein-kreis-neuss.de
Schrofmühle Wegberg-Rickelrath
Schrofmühle, 41844 Wegberg
Bei vielen Navigationssystemen ist die Adresse Schrofmühle nicht zu finden, bitte geben Sie hier stattdessen die Adresse "41844 Wegberg, Dülkener Str. 2" ein.
http://www.schrofmuehle.de
Die Schrofmühle ist die einzige funtkionsfähige Getreide- und Ölmühle im Rheinland. Zudem zählt sie zu den best erhaltenen Wassermühlen im Rheinland. Erst im Mai 2010 wurde dort zusätzlich ein Mühlenmuseum eingeweiht, in dem die 17 "Verwandten" aus dem Wegberger Raum auf Fotos und Dokumenten zu betrachten sind.
Zwischen April und Oktober ist sie jeweils einmal im Monat für unangemeldete Besucher offen. Die Öffnungszeiten werden auf der Homepage www.schrotmuehle.de bekannt gegeben. Am zweiten Sonntag im September ist das Mühlenmuseum zum Tag des offenen Denkmals jährlich geöffnet. So auch in diesem Jahr.
Dann lässt sich sehen und selber erleben, wie der Antrieb der Mühle über das Wasserrad funktioniert. Zu Beginn war sie - wie die meisten Mühlen im Rheinland eine reine Ölmühle. Noch heute lässt das Flachsmuseum in Wegberg seine Flachssamen dort zu Leinöl pressen.
Ab dem späten 18. Jahrhundert trieb das Wasserrad zudem eine Getreidemühle an. Auch diese zwei Mahlgänge und der Sackzug, über den der Müller das Getreide in den Speicher transportierte wird bei Führungen oder an besonderen Öffnungstagen gezeigt und vermittelt so ein lebendiges Bild von der 450-jährigen Geschichte.
Auch Geschichten zum Schmunzeln findet der Besucher hier: Kuriositäten aus dem Leben der Müller.
Steprather Mühle in Walbeck
Schmalkuhler Weg 5, 47608 Geldern – Walbeck
http://www.muehle-walbeck.de
Duftendes Vollkornbrot aus eigenem Dinkel-, Roggen- oder Weizenvollkornmehl gebacken - das zieht im Jaht rund 4.000 Besucher nach Walbeck im Kreis Kleve. Denn dort steht Deutschlands älteste funktionierende Windmühle.
Seit 1995 ist die vorher stark beschädigte Mühle nach Renovierungsarbeiten wieder in Betrieb gegangen. Bis heute wird dort das Mehl von einem richtigen Müller gemahlen.Denn eigens für den Betrieb der Mühle legte Jan Schoenmackers Anfang der 90er Jahre in Holland sein Müllerpatent ab.
Heute lernt der 79-jährige Müller seinen Müllernachwuchs , auf dem Bild zu sehen, an. Ludger Korsten ist einer von vier Walbeckern, die angemeldete Führungen in der 500 Jahre alten Mühle machen.
Wer sich zu einem Besuch in dem Kulturdenkmal entschließt, den erwartet neben der Möglichkeit, die Mühle bei Wind in Betrieb zu sehen, ein Durchstieg über die verschiedenen Ebenen der Mühle. Dem Besucher, der höhenfest ist und über schmale Stiegen den Weg nach oben ins Innerste der Turmwindmühle sucht, weht bisweilen ein kühles Lüftchen um die Ohren.
Nach dem Abstieg kann man sich gemütlich in der Backstube niederlassen und dort beim Müllergedeck stärken. Für schmales Geld bekommt man eine Auswahl an Brotsorten, Schmalz, Marmelade und eine Tesse Tee oder Kaffee.
Wem das Lust auf mehr gemacht hat, der kann sich hier auch eines von rund 10.000 Broten die der Förderverein der Mühle im Jahr über den Tresen schiebt mit nach Hause nehmen. Selbst nachbacken ist auch erlaubt, das mühleneigene Mehl gibt es im Kilo hier zu kaufen.
Finanziert wird hiervon der Erhalt des schönen Kulturdenkmals.
Schleiferei Wipperkotten Solingen
Wipperkotten 2, 42699 Solingen
http://www.schleiferei-wipperkotten.de
Museum und Betrieb unter einem Dach, das findet man noch heute im Wipperkotten. Um 1600 waren es rund 27 Kotten, die die Wupper säumten. In Solingen - der alten Messer und Schleiferstadt - fanden sich Schleifer, die 1994 einen Förderverein gründeten, der die historische Stätte erhalten wollte.
Mit Erfolg. Ihnen ist zu verdanken, dass sich jeweils am 1. und 3. Sonnatg im Monat hier nacherleben lässt, wie früher gearbeitet wurde.
In sieben Schleifräumen waren anno dazumal 14 Schleifer mit den mehrstündigen Schleifarbeiten an Scheren und Messerrohlingen beschäftigt. Angetrieben wurden die Schleifsteine früher wie heute durch ein Wasserrad, das den Niederrheiner wohl an eine Wassermühle erinnern mag.
Noch heute kann man dort sehen, wie die Schleifer in sechs Schleifgängen Scheren und Messer zu scharfen Werkzeugen machen.
Der schmale Kotten ist der letzte produzierende Wupperkotten Solingens. In zwei Schaustuben wird für die Besucher gefertigt und erklärt, in den anderen Stuben sind bis heute Schleifer bei der Arbeit und führen Auftagsarbeiten aus.
Führungen lassen sich für Gruppen in einer Stärke von mindestens 8 Personen buchen.
Korn-Brenneri Schmittmann Düsseldorf
Niederkasseler Str. 106, 40547 Düsseldorf
http://www.schmittmann-korn.de
Seit 190 Jahren ist die Korn-Brennerei Schmittmann am linken Niederrhein ansässig, die auch den in Düsseldorf und Umgebung bekannten "Bonnekamp" destilliert. In alter Familietradition werden hier neben Edelkorn auch Liköre und Weinbrand destilliert.
Vom alten Fachwerkhaus aus lässt sich hier eine Reise in die Vergangenheit machen und mehr erfahren über die Geschichte und Gegenwart der Kornbrennerei.
Bis heute befindet sich die Brenneri in Familienbesitz und gewährt Besuchern individuelle Führungen mit Verkostung der hochprozentigen Brände und Liköre, wie hier Vertriebsleiter, Waldemar-Peter Kaiser. "Das Spannende ist das Reifen und Veredeln der Produkte", erklärt Kaiser. Das kann man heute noch sehen.
Nach alten Rezepten werden zum Beispiel Kräuterauszüge gewonnen und neu gemischt, bis schließlich das entsteht, das Kenner gleich am geschmack erkennen können.
Im 200 Jahre alten Gewölbekeller reift 10 Jahre lang der Jubiläums-Kornbrand in echten Eichenholzfässern. Hier lässt sich Geschichte quasi schon riechen.