Integration im Sauerland Bürgermeister von Altena mit UN-Preis für Flüchtlingsarbeit geehrt

Altena · Für sein Engagement für Flüchtlinge musste Altenas Bürgermeister viel Kritik und offenen Hass einstecken. Nun würdigen die Vereinten Nationen den CDU-Politiker. Er nutzt die Aufmerksamkeit, um ein Eintreten gegen den Hass zu fordern - nicht nur in Altena.

Der Bürgermeister von Altena, Andreas Hollstein, ist der diesjährige Europa-Preisträger des von den Vereinten Nationen vergebenen Nansen-Flüchtlingspreises. Der CDU-Kommunalpolitiker werde für „seinen Einsatz für Flüchtlinge, seine Stadt und die Humanität geehrt“, wie es in einer Mitteilung der Vereinten Nationen am Montag heißt. Mit seinem Handeln habe Hollstein den Beweis erbracht, dass die Aufnahme und Förderung junger Flüchtlinge die Zukunft von Städten und Gemeinden positiv gestalten könne, teilte der UN-Hochkommissar Filipo Grandi mit. Mit dem Preis würdigt der hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) auch das Engagement der Flüchtlingshelfer von Altena.

Wirtschaftliche Probleme und der Wegzug vieler jüngerer Bürger machten der Stadt im Sauerland mit rund 17 000 Einwohnern zu schaffen, heißt es weiter in der Mitteilung. 270 Asylbewerber seien der Stadt vor zwei Jahren zugewiesen worden. Hollstein habe freiwillig 100 weitere aufgenommen. Mit kreativen und inklusiven Projekten habe man versucht, die Asylbewerber schnell zu integrieren. So waren laut UNHCR sogenannte Kümmerer im Einsatz, die die Neuankömmlinge bei Behördengängen unterstützten und ihnen halfen sich in dem fremden Land zurechtzufinden. Statt in abgelegenen Container-Siedlungen wurden die Flüchtlinge in der ganzen Stadt verteilt untergebracht, um den Kontakt mit Einheimischen zu fördern.

Sein Engagement und offenes Eintreten für die Flüchtlingsaufnahme hatten dem Bürgermeister auch viel Kritik eingebracht. Auch zahlreiche Hassmails und Drohbriefe erreichten ihn nach öffentlichen Auftritten immer wieder. Im November 2017 war er von einem verbitterten Mann in einem Imbiss in seiner Heimatstadt mit einem Messer bedroht und leicht am Hals verletzt worden. Der 56-jährige wurde wegen gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt.

Einen Rückzug oder die Inanspruchnahme von Polizeischutz habe er nach dem Vorfall jedoch abgelehnt, sagte Hollstein den Zeitungen der „Funke-Mediengruppe“ (Montagsausgabe). „Ich möchte für richtige Ideen mutige Entscheidungen treffen können. Das gilt auf allen Politikfeldern und auf kommunaler Ebene genau wie auf Bundesebene“, betonte er in dem Interview.

Es sei ihm wichtig, öffentlich dagegen einzutreten, wenn Menschen, die für den Staat arbeiteten, attackiert oder beschimpft würden. Mit Sorge beobachte er auch die Geschehnisse in Chemnitz: Dass sich Hass auf der Straße entlade und fallende Berührungsängste normaler Bürger zu Rechtsextremisten machten ihm Angst. „Die politische Elite muss für unsere demokratischen Werte öffentlich eintreten“, sagte er.

Hollstein ist einer von vier regionalen Finalisten beim Nansen-Preis. Der Sieger des Hauptpreises soll am 25. September in Genf bekanntgegeben werden. Die regionalen Preisträger, darunter Hollstein, stehen nicht zur Auswahl. Der Preis, benannt nach dem ersten Hohen Flüchtlingskommissars Fridtjof Nansen, wird seit 1954 vergeben.

(siev/dpa)
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