Krefeld Alarmierender Drogenbericht

Krefeld · 2010 sind 98 Jugendliche wegen Drogenkonsums im Helios-Klinikum behandelt worden. Die Zahl ist seit 2005 drastisch gestiegen: Immer häufiger greifen Jugendliche zu aufputschenden Amphetaminen.

Krefeld: Alarmierender Drogenbericht
Foto: KLXM (Grafik)

Alarmierende Zahlen werden aus dem Krefelder Helios-Klinikum gemeldeten: Von 2005 bis 2010 hat sich die Zahl der wegen Drogenkonsum eingelieferten Jugendlichen in Krefeld verdreifacht. 2005 wurden noch 29 Unter-18-Jährige wegen Drogenkonsum in ein Klinikum eingeliefert, 2010 waren es 98 Minderjährige. Dies hat das Krefelder Helios-Klinikum auf Anfrage unserer Zeitung mitgeteilt. Das Klinikum muss die Zahlen regelmäßig dem Statistischen Landesamt melden. Zusätzlich hat das Klinikum für 2011 aktuelle Zahlen für unsere Zeitung errechnet.

Verzeichnet sind in dieser Statistik alle Konsumenten von "psychotropen Drogen" — dazu zählen alle Substanzen, die die Psyche des Menschen beeinflussen: Viele ins Krankenhaus eingelieferte Krefelder Jugendliche konsumierten Alkohol, immer häufiger aber auch leistungssteigernde und aufputschende Amphetamine oder beruhigendes Ritalin.

Schlechter als Landesschnitt

Auffällig: Im Landesschnitt ist die Entwicklung weniger dramatisch. In Gesamt-NRW wurden im Vergleichszeitraum 2005 bis 2010 rund 37 Prozent mehr Minderjährige wegen Drogenkonsums in die Klinik eingeliefert.

Die neuen Krefelder Zahlen decken sich mit den Beobachtungen der Krefelder Experten für Drogenfragen. Georg Spilles von der Caritas-Beratungsstelle für Alkohol- und Drogenfragen, sagt: "Die Zahl der jugendlichen Drogenkonsumenten geht zwar nach offiziellen Beobachtungen generell zurück.

Aber wenn die Jugendlichen Drogen konsumieren, dann früher und exzessiver, so dass sie häufiger behandelt werden müssen." Im Helios-Klinikum wurden im Jahr 2010 sogar vier erst Zwölfjährige und sechs 13-Jährige wegen Drogenkonsums eingeliefert. Insbesondere der Amphetaminmissbrauch steige, sagt Caritas-Fachmann Spilles. "Häufig werden diese Amphetamine von Mädchen konsumiert, in der Regel geschnupft. Diese gefährliche Droge putscht auf, wirkt schnell und macht außerdem noch schlank. Das macht sie aus Sicht der Jugendlichen attraktiv."

Spilles beobachtet jedoch auch positive Entwicklungen: "Der Cannabis-Konsum geht stark zurück. Zudem rauchen die Jugendlichen weniger Tabak." Dies führt der Experte auf die gestiegenen Kosten, aber auch auf neue Rauchergesetze zurück. Hilfreich seien auch die angebotenen Präventionsprogramme. Die Beratungsstelle der Caritas bietet neben der Beratung auch konkrete Hilfsprogramme an: Auch wenn weniger Menschen Suchtmittel konsumieren, steigen Fallzahlen der Hilfesuchenden in der Beratungs- und Betreuungsarbeit ständig weiter an.

Auffällig ist in Krefeld laut der Zahlen des Statistischen Landesamtes, dass in bestimmten Altersgruppen die Fallzahlen von im Klinikum behandelten Drogenkonsumenten seit 2005 rückläufig waren, während sie in anderen Altersgruppen anstiegen. Dramatisch mehr Patienten gab es in der Altersklasse der 45- bis 65-Jährigen: 40,9 Prozent mehr Patienten im Erhebungszeitraum von 2005 bis 2010. Rückläufig waren die Fallzahlen in der Altersgruppe 25 bis 45 Jahre mit einem Rückgang von 7,6 Prozent und in der Altersgruppe der Über-65-Jährigen mit einem Rückgang von 4,6 Prozent bei den Fallzahlen.

Laut Helios werden die betroffenen Jugendlichen in der Klinik ausführlich über die Gefahren des Konsums aufgeklärt. Zudem engagiert sich die Kinderklinik bereits seit Jahren gemeinsam mit Feuerwehr, Stadt und AOK in Aufklärungsveranstaltungen regelmäßig gegen das sogenannte Komasaufen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort