Ärztemangel in NRW Jeder dritte Hausarzt ist älter als 60 Jahre

Köln · Hausärzte sind gefragt in Nordrhein-Westfalen, vor allem in der Voreifel, im Bergischen Land und in der Region Westfalen-Lippe fehlt es an Medizinern, die Praxen übernehmen oder eröffnen. Förderprogramme sollen Ärzte in unterversorgte Regionen locken.

 NRW braucht Hausärzte, die in ländlichen Gebieten praktizieren wollen. (Symbolbild)

NRW braucht Hausärzte, die in ländlichen Gebieten praktizieren wollen. (Symbolbild)

Foto: dpa

In den großen Städten dürfte niemand ein Problem haben, einen Allgemeinmediziner zu finden: In Düsseldorf etwa gibt es pro 100.000 Einwohner 70,4 Hausärzte, in Köln 71,3 und in Bonn sogar 78,7. Aber in den ländlichen Regionen Nordrhein-Westfalens sieht das anders aus. Für den Kreis Viersen etwa sind 62,5 Allgemeinmediziner für 100.000 Einwohner zuständig, für Wesel 56,2. In der Stadt Herford gibt es mit 50,4 Hausärzten die wenigsten bundesweit. Kaufbeuren in Bayern ist dagegen mit 95,9 Hausärzten am besten aufgestellt. Die Region Westfalen-Lippe hat mit 59,9 Ärzten pro 100.000 Einwohner den größten Hausärztemangel in der gesamten Bundesrepublik.

Der Ärztemangel auf dem Land ist seit Jahren Thema – NRW liegt nach aktuellen Zahlen des Bundesarztregisters insgesamt noch im Mittelmaß. Eine gesetzliche „Bedarfsplanung“ regelt, wie viele Ärzte in bestimmten Regionen und Städten niedergelassen sein sollten. „Gemessen an diesen Vorgaben liegt derzeit in keinem haus- und fachärztlichen Versorgungsbereich eine Unterversorgung vor“, sagt Christopher Schneider von der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV Nordrhein). Die letzte Prüfung fand demnach im Februar 2019 statt.

Aber es gibt im Rheinland eine „wachsende Zahl von unbesetzten hausärztlichen Sitzen“, erklärt Schneider. Vor allem fehlt es an Nachfolgern, wenn ein Landarzt seine Praxis etwa aus Altersgründen aufgibt. Dieses Problem wird in den kommenden Jahren noch wachsen: Etwa jeder dritte heute noch aktive Hausarzt in Nordrhein-Westfalen ist älter als 60 Jahre und wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich einen Praxisnachfolger suchen.

Hausarztpraxen in NRW
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Foto: dpa/Daniel Karmann

Um dieser Versorgungslücke entgegenzusteuern, gibt es in NRW ab dem kommenden Wintersemester 145 Landarzt-Studienplätze. Wer einen Platz erhält, verpflichtet sich, nach der Aus- und Weiterbildung zehn Jahre als Hausarzt in einer unterversorgten Region zu arbeiten. Wer den Vertrag nicht erfüllt, muss mit einer Strafe in Höhe von 250.000 Euro rechnen. Die neuen Landarzt-Studienplätze sind gefragt: Von Ende März bis Ende April gingen 1312 Bewerbungen ein, wie das Gesundheitsministerium am Freitag mitteilte. Auf einen Studienplatz kommen somit neun Bewerber. „Der hohe Zuspruch zeigt einmal mehr: Wir haben mit der Landarztquote den Nerv der Zeit getroffen“, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).

Die KV Nordrhein bietet seit Mitte 2018 auch ein spezielles Förderprogramm, den so genannten Strukturfonds. Die Förderung hält bis zu 70.000 Euro für jeden Arzt bereit, der eine Hausarztpraxis in unterversorgten Regionen eröffnet oder übernimmt. Das Geld ist an die Verpflichtung geknüpft, dort mindestens fünf Jahre tätig zu sein. Großer Bedarf besteht nach Angaben der KV Nordrhein in der Voreifelregion, im Bergischen Land und am linken Niederrhein. Nach Berechnungen des Bedarfsplans gibt es im Rheinland insgesamt etwa 250 freie Hausarztsitze, die besetzt werden könnten.

Mit Material der dpa

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