Krefeld Ärger um Friedhofsgebühren

Krefeld · Der Stadtverband der Krefelder Bestattungsunternehmen lehnt die geplante Erhöhung der Friedhofsgebühren ab. Werde die Preisschraube überdreht, drohe Bestattungstourismus. Der könnte bereits eingesetzt haben.

Krefeld: Ärger um Friedhofsgebühren
Foto: Lammertz/KLXM

Erd- und Urnenbestattungen sollen vom nächsten Jahr an deutlich teurer werden. Bis zu 8,9 Prozent — so soll es der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung beschließen. Im Schnitt sollen die Gebühren um 4,5 Prozent ansteigen. Eine Mehrheit aus CDU, Grünen und UWG gilt als sicher. Der Stadtverband der Krefelder Bestattungsunternehmen lehnt die geplante Erhöhung ab.

"Wir ärgern uns über die neuerlichen Erhöhungspläne", sagte die Vorsitzende Sonja Hartenstein gestern. "Es kann nicht sein, dass die bisherigen Gebühren die realen Kosten nicht decken." Zuletzt hatte die Stadt Krefeld vor elf Monaten die Friedhofsgebühren angehoben — im Schnitt um zehn Prozent. "Wenn die Preisschraube überdreht wird", so befürchtet Hartenstein, "könnte auch der so genannte Bestattungstourismus zunehmen."

Weniger Beerdigungen als Tote

Der Bestattungstourismus hat vielleicht längst eingesetzt. Denn die Schere zwischen Todesfällen in Krefeld und Bestattungen auf Krefelder Friedhöfen klafft seit sechs Jahren deutlich stärker auseinander als noch zu Beginn des neuen Jahrtausends. Bis 2005 lag die Zahl der Bestattungen zwischen 0 und 2,9 Prozent unter der der Todesfälle. Seit 2006 wurde diese Lücke deutlich größer: Im Jahr 2007 wurden 10,7 Prozent weniger Menschen in Krefeld beerdigt als hier starben, 2008 gar 11,9 Prozent.

Die Bestattungsunternehmen sprechen von Einzelfällen, in denen aus Kostengründen beispielsweise in Venlo beerdigt werde. "Es gibt Fälle, aber das sind wenige", sagt Hartenstein. "Oft handelt es sich um Menschen, die wenig Geld und keine nahen Verwandten haben. Das ist aber nicht der Regelfall." Und man dürfe nicht vergessen, dass Krefeld durch seine großen Krankenhäuser höhere Sterbezahlen habe als eine kleine Kommune ohne Krankenhaus. "Nicht jeder, der in Krefeld stirbt, ist Krefelder."

Doch die Vorsitzende des Stadtverbands weiß auch: "Zurzeit beerdigen überwiegend die 60-Jährigen die 90-Jährigen." Sie sind noch mit der Bestattungskultur groß geworden, in der es normal ist, dass man sich um das Grab eines nahen Verwandten kümmert. Durch Mobilität im Beruf und größere Entfernungen zum Wohnort der Eltern nimmt diese Bestattungskultur ab.

Die Stadtverwaltung hat die Gebührenerhöhung vorgeschlagen, um die Kosten zu decken. 90 Prozent der Kosten sollen durch Gebühren gedeckt werden, zehn Prozent von der Allgemeinheit durch Steuern, weil Friedhöfe auch Grünflächen sind und der Erholung dienen. Allerdings sind die Kosten höher kalkuliert als real. So berechnet die Verwaltung seit vielen Jahren einen Zinssatz von sieben Prozent fürs eingesetzte Kapital — solche Zinsen bieten Banken nicht an.

SPD und FDP lehnen die geplante Gebührenerhöhung deshalb ab.

(RP/rl)
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