Bilanz für das Jahr 2022 So viele Tage stand NRW im Stau

Düsseldorf/Köln · Staus sind in NRW leider programmiert. Das belegen auch die Zahlen für das Jahr 2022, wie der ADAC nun in seiner Staubilanz mitteilt. Auf welchen Autobahnen die Staugefahr am größten ist und wie viele Tage NRW 2022 im Stau stand.

Mehr als ein Drittel aller bundesweiten Stauereignisse entfielen im Jahr 2022 auf NRW. Hier stauen sich Autos  auf der A3 bei Köln.

Mehr als ein Drittel aller bundesweiten Stauereignisse entfielen im Jahr 2022 auf NRW. Hier stauen sich Autos  auf der A3 bei Köln.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Wer auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen unterwegs ist, musste auch im vergangenen Jahr wieder reichlich Geduld mitbringen. So lag die Staudauer im Jahr 2022 auf einem vergleichbaren Niveau wie in 2021. Das geht aus der Staubilanz des ADAC in NRW hervor. Auf den mehr als 2200 Autobahnkilometern summierte sich die Dauer aller Verkehrsstörungen auf 104.191 Stunden. Damit steckten Autofahrer 4341 Tage in Stau und stockendem Verkehr fest. 2021 waren es mit etwa 106.500 Staustunden (4437 Tage) nur wenige mehr. Insgesamt zählte der ADAC auf den NRW-Autobahnen 2022 fast 160.000 Staus.

Bundesweit bleibt Nordrhein-Westfalen damit weiter Stauland Nummer eins. Mehr als ein Drittel aller Stauereignisse (33,72 Prozent) entfielen 2022 auf NRW (2021: 32 Prozent). Auch bei den Staukilometern (29,1 Prozent) und Staustunden (31,3 Prozent) hatte Nordrhein-Westfalen unverändert den größten Anteil. Dahinter folgen Bayern und Baden-Württemberg.

„Die Verkehrssituation auf den NRW-Autobahnen hat sich im Verlauf des Jahres annähernd normalisiert, auch wenn das Stauaufkommen noch deutlich niedriger war als vor Corona. Mehr Autofahrten ins Büro statt Homeoffice-Tage, bis zu 470 Baustellen pro Monat und zahlreiche marode Brücken in NRW haben das Autobahnsystem gerade zu den Stoßzeiten teilweise wieder ans Limit gebracht“, erklärt Verkehrsexperte Roman Suthold vom ADAC in NRW.

Vor allem in den ersten Monaten bis einschließlich Mai wurden die Staustunden des Jahres 2021, als es bis etwa Ende April einen strengen Corona-Lockdown gab, deutlich übertroffen. Auch im November und Dezember steckten Autofahrer in NRW länger im Stau fest als 2021. Im Sommer lagen die Staustunden hingegen unter den Vorjahreswerten. 2021 wurde überdurchschnittlich viel Pkw-Urlaub im Inland gemacht.

Besonders belastet waren in NRW im vergangenen Jahr die A1, A3, A40, A42, A43, A45 und A46. Der Autobahnabschnitt mit den meisten Stauereignissen war die A43 zwischen Wuppertal und Recklinghausen (12.546 Meldungen). Der mit 34 Kilometern längste Stau in NRW bildete sich am 15. Juni auf der A1 (Köln–Dortmund) zwischen der Anschlussstelle Remscheid-Lennep und dem Kreuz Dortmund/Unna. Zu den bundesweiten Top-15-Stauschwerpunkten gehören laut der Staubilanz des ADAC gleich sechs Abschnitte in NRW, darunter mehrere aus dem Großraum Köln:

  • A2 Oberhausen–Dortmund: 79 Staustunden je Autobahnkilometer
  • A4 Aachen–Köln: 68 Staustunden je Autobahnkilometer
  • A3 Oberhausen–Köln: 62 Staustunden je Autobahnkilometer
  • A1 Dortmund–Köln: 51 Staustunden je Autobahnkilometer
  • A1 Köln–Euskirchen: 49 Staustunden je Autobahnkilometer
  • A3 Köln–Frankfurt: 41 Staustunden je Autobahnkilometer

Der stauintensivste Tag in Nordrhein-Westfalen war Mittwoch, 14. September (691 Staustunden). In dieser Woche hat erstmals nach den Sommerferien in allen Bundesländern wieder Schulunterricht stattgefunden. Dahinter folgt der Mittwoch vor Christi Himmelfahrt (25. Mai) mit 689 Staustunden. Viele Autofahrer nutzten das lange Wochenende für einen Kurztrip, heißt es beim ADAC.

Auch in 2022 war der November erneut der stauintensivste Monat im Jahr mit 12.213 Staustunden. Auch die Stau-Belastung war im November mit 50.487 Kilometer mal Stunden am größten. Das liege laut dem ADAC unter anderem daran, dass gerade im November viele Pendler mit den kälter werdenden Temperaturen wieder auf das Auto umsteigen würden und sich erst wieder an die schlechten Sicht- und Fahrbedingungen gewöhnen müssen.

Wie Sie spritschonend fahren
Infos

Wie Sie spritschonend fahren

Infos
Foto: Günter Jungmann

Für das aktuelle Jahr rechnet der ADAC in NRW mit noch mehr Verkehr und noch mehr Staus auf NRW-Autobahnen. Auch die Baustellen- und Brückensituation in Nordrhein-Westfalen bleibt angespannt. Nähert sich der Berufspendlerverkehr weiter dem Vor-Corona-Niveau an, drohe ein Stauchaos. Der ADAC fordert deshalb, dass die Stauspitzen unter anderem durch die Arbeitgeber mithilfe von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Regelungen abgefedert werden.

Zudem müsste das Potenzial des 49-Euro-Tickets voll ausgeschöpft werden, um Berufspendler dazu zu bewegen, mindestens für einen Teil des Arbeitsweges auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen. Ob das gelingt, hängt laut dem ADAC aber auch mit der Zuverlässigkeit und der gesamten Infrastruktur im ÖPNV zusammen.

Der Zustand vieler Brücken in NRW sei laut dem Automobil-Club besorgniserregend. Laut NRW-Verkehrsministerium werden 873 Autobahnbrücken als „besonders sanierungsbedürftig“ eingestuft. „Gelingt es nicht, die maroden Brücken in den nächsten Jahren rechtzeitig zu sanieren oder durch neue Bauwerke zu ersetzen, droht ein Domino-Effekt. Weitere Brückensperrungen und Staus wären die Folge“, heißt es beim ADAC. Damit das nicht passiert, müsste weiter massiv in den Erhalt und die Erneuerung von Brücken investiert werden.

(dni)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort