Am Montag geht‘s los Was man zum Impfstart in den Apotheken wissen muss

Düsseldorf · Jede vierte Apotheke im Land ist impfberechtigt. Sie bieten alle Impfstoffe an, künftig auch Novavax. Apotheker sehen ihr Angebot als Ergänzung, Ärzte kritisieren es. Anders als Niedersachsen will NRW keine PCR-Testgeräte in Apotheken fördern.

 Viele Apotheken in Nordrhein impfen bereits gegen Influenza. Nun werden sie in die Corona-Kampagne einbezogen.

Viele Apotheken in Nordrhein impfen bereits gegen Influenza. Nun werden sie in die Corona-Kampagne einbezogen.

Foto: dpa/David Inderlied

Am Montag geht es los: Dann dürfen auch Apotheker impfen. In Nordrhein-Westfalen ist bereits jede vierte der 4000 Apotheken berechtigt, eine Corona-Schutzimpfung zu geben. Insgesamt 2000 Apotheker in NRW seien bereits geschult, viele weitere würden folgen. „Ab März wird voraussichtlich jede zweite Apotheke impfen können“, erwartet Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein.

Wen können Apotheken impfen? Alle Bürger ab 12 Jahren, so sieht es das Infektionsschutzgesetz vor. Die Immunisierung der unter Zwölfjährigen bleibt dagegen den Kinderärzten vorbehalten. Apotheken können wie Ärzte Erst-, Zweit- und Booster-Impfungen vornehmen und wie diese direkt das Impfzertifikat ausstellen. Wie ein Arzt führt der Apotheker zunächst ein Aufklärungsgespräch durch und lässt sich eine Einwilligung des Patienten geben. Ärzte wie Apotheker erhalten pro Impfung 28 Euro, an Wochenenden 36 Euro.

Wie kommt man an einen Termin? Kunden können einen Termin vereinbaren oder sich auch direkt impfen lassen, wenn ein Termin frei ist. Einen Überblick über impfende Apotheken gibt es unter: www.av-nr.de oder www.mein-apothekenmanager.de.

Mit welchen Impfstoffen? Apotheken können alle in Deutschland zugelassenen Vakzine nutzen. „Uns stehen dieselben Impfstoffe zur Verfügung wie den niedergelassenen Ärzten - Biontech, Moderna und Johnson&Johnson“, sagt Preis. Wenn der neue Impfstoff von Novavax kommt, werde man auch diesen anbieten.

Ist das Angebot überhaupt nötig? Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KV) hält es angesichts des Angebots der Praxen für überflüssig. „Eine Impfung durch Apotheker ist weder sachlich erforderlich noch medizinisch vertretbar“, erklären nun die Fachärztlichen Berufsverbände Nordrhein in einer gemeinsamen Erklärung, die der Chirurg Manfred Weisweiler veröffentlichte. Die Apotheker hingegen verstehen sich nicht als Konkurrenten, sondern sehen ihr niedrigschwelliges Angebot als Ergänzung: „Wir können vielleicht die Menschen erreichen, denen die Organisation des Termins zu aufwendig war. Nicht jeder geht zum Arzt, aber im Schnitt geht jeder Bürger einmal im Monat zur Apotheke“, erklärt Preis. Es sei gut, dass man in einer Phase mit wenig Nachfrage starte und sich alles einspielen könne. „Nach Ostern wird es einen großen Bedarf an Terminen geben, wenn möglicherweise die an Omikron angepassten Impfstoffe auf den Markt kommen“, ist Preis überzeugt. Da sei jede Hand hilfreich.

Ist die Impfung in der Apotheke sicher? Apotheker hätten keine Fachkenntnisse in der Behandlung von Kranken und verfügten in der Regel nicht über geeignete Räumlichkeiten und Notfallausrüstung, kritisieren die Fachärztlichen Berufsverbände. Die Apotheker weisen das zurück. „Impfungen in Apotheken sind sicher. Apotheker sind auch für den sehr seltenen Fall geschult, dass es zu Impfreaktionen und Schocks kommt und Erste-Hilfe-Maßnahmen nötig sind“, sagt Preis. Grippeschutzimpfungen führen die Pharmazeuten in Nordrhein schon im zweiten Winter durch. Auch in anderen Ländern sind Apotheken einbezogen: In Frankreich, der Schweiz und Großbritannien werde seit langem gegen Corona geimpft, so Preis. „In Großbritannien entfällt die Hälfte der 3000 Impfstellen auf Apotheken.“

Werden Apotheken auch PCR-Labore? Niedersachsen will den Engpass bei PCR-Tests mit zusätzlichen Geräten in den Apotheken lindern. Apotheken, die ein Testgerät anschaffen, können 80 Prozent des Kaufpreises vom Land erstattet bekommen, maximal 3000 Euro. Der Apothekerverband würde das zur Linderung der Knappheit auch für NRW begrüßen: „Eine Anschubfinanzierung ist bei diesen sehr teuren Geräten unbedingt erforderlich. Apotheken brauchen da Planungssicherheit“, sagt Preis. Denn die Testverordnung könne jederzeit geändert werden. „Zusätzlich ist eine deutlich höhere Honorierung für die Testdurchführung unverzichtbar. Das aktuelle Honorar von 30 Euro deckt in den meisten Fällen noch nicht einmal die teuren Testkits.“ Das Gesundheitsministerium winkt aber ab: „Zurzeit plant Nordrhein-Westfalen kein entsprechendes Vorgehen. Derzeit sind unserer Kenntnis nach insbesondere die Testkartuschen der Geräte in Deutschland begrenzt“, sagt die Sprecherin von Karl-Josef Laumann (CDU). Zudem seien die Geräte nicht für Massentestungen ausgelegt, sondern könnten nur eine begrenzte Zahl pro Stunde durchführen. Die Apotheken sehen den Einsatz aber gar nicht in Massentestungen etwa für Schulen, sondern bei Einzeltestungen. Auch Preis geht davon aus, dass die Investitionen für die Omikron-Welle wohl zu spät kämen, zumal es fraglich sei, ob es genug PCR-Geräte am Markt gebe, aber: „Eine Anschubfinanzierung wäre eine gute Investition für zukünftige Pandemiewellen.“

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