Prozess in Aachen Opfer mit Vollgas mitgeschleift - Richter zweifelt an Vorgeschichte

Aachen · Ein 40-Jähriger, den zwei Männern mit Vollgas an einem Kleintransporter mitgeschleift haben sollen, hat im Prozess gegen die beiden ausgesagt.

 Die Angeklagten und ihre Anwälte Martin Mörsdorf (hinten) und Kubilay Seçme (vorn) im Aachener Landgericht. (Archivbild)

Die Angeklagten und ihre Anwälte Martin Mörsdorf (hinten) und Kubilay Seçme (vorn) im Aachener Landgericht. (Archivbild)

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die 36 und 37 Jahre alten Angeklagten hätten ihn an der Eifeler Urfttalsperre mit einem dicken Tau an einen Kleintransporter gebunden, sagte der Mann im Zeugenstand. Dann hätte erst der eine und nach einem Fahrerwechsel der andere Vollgas gegeben. Zudem berichtet das Opfer von seinen Qualen: Er habe sich an dem Seil gedreht und überschlagen, habe vor Schmerzen geschrien. Dann habe er sich tot gestellt, damit die beiden Angeklagten aufhörten.

Der Mann war später lebensgefährlich verletzt aufgefunden worden und wurde nach eigenen Angaben zwei Mal an der Lunge operiert. Den angeklagten Deutschen wird versuchter Mord durch Unterlassen vorgeworfen.

Der Vorsitzende Richter Roland Klösges zweifelte an der vom Opfer geschilderten Vorgeschichte zur Tat: „Die ganze andere Geschichte ist doch Bullshit“, sagte er. Der Richter hielt ein kriminelles Geschäft im Hintergrund für möglich, wie er deutlich machte. Das Opfer sagte dagegen aus, die Angeklagten seien bei einem Trinkgelage eingeschlafen und hätten ihm beim Aufwachen vorgeworfen, Handys und Geld gestohlen zu haben. Dadurch sei es zur Tat gekommen. Von vorherigen Aussagen wich er dabei in Details ab.

Einer der Angeklagten hatte bei der Polizei eine ganze andere Version geschildert, wie ein Beamter vor Gericht sagte: Das Opfer habe sie unter dem Versprechen eines Handy-Geschäfts an die Talsperre gelockt. Als dort zwei Männer zuviel Geld für ein Handy haben wollten, hätten sie die zwei und das Opfer zusammengeschlagen und seien weggefahren.

(hsr/dpa)
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