In Vorweihnachtszeit nicht nach NRW kommen Aachen begrüßt Appell an niederländische Einkaufstouristen

Düsseldorf · Viele Städte in Nordrhein-Westfalen haben eigene Konzepte, um den Andrang in der Vorweihnachtszeit zu steuern. Vorschläge aus der Politik sind teils schon umgesetzt. Der Handel setzt auch auf die Besucher aus dem Nachbarland.

 Weihnachtsmarkt in Mönchengladbach 2019

Weihnachtsmarkt in Mönchengladbach 2019

Foto: Christian Albustin

Die Ideen der politischen Parteien in NRW, wie die Besucherströme in der Vorweihnachtszeit gelenkt und entzerrt werden könnten, stoßen bei Städten und Verbänden auf unterschiedliche Resonanz. Die CDU hatte etwa vorgeschlagen, an die Niederländer zu appellieren, nicht zum Einkaufen über die Grenze zu fahren und die Reisebus-Anmeldungen zu begrenzen, SPD und FDP sprachen sich unter anderem für Warnhinweise an Einfallstraßen und appgesteuerte Zugangskontrollen für Kaufhäuser aus. Von den Grünen kam der Gedanke, Parkplätze an Einkaufsstraßen temporär zu nutzen, um Gehwege zu erweitern.

„Die Stadt Mönchengladbach sieht von einem präventiven Appell an die Niederländer ab und setzt darauf, dass sich mögliche Besucher – egal ob aus den Niederlanden oder andernorts – über die Lage vor Ort informieren und eigenverantwortlich entscheiden, ob sie die Weihnachtsmärkte besuchen oder nicht“, sagt Wolfgang Speen, Sprecher der Stadt Mönchengladbach. Die Zahl der Reisebus-Anmeldungen zu begrenzen, sei nicht geplant, stattdessen gebe es auf dem Weihnachtsmarkt bei hohem Besucherandrang einen limitierten Zutritt zu den Gastronomiebereichen. In Aachen bewertet man den Appell an die niederländischen Nachbarn positiv: „Es stellt eine große Hilfe für die örtlichen Verantwortlichen dar, wenn dadurch weniger Menschen in die Städte kommen“, sagt Sprecherin Linda Plesch. Die Zahl der Reisebusse von vornherein niedrig zu halten, sei ein probates Mittel, müsste aber im Krisenstab beraten werden. Was den Platz für Gehwege angeht – in beiden Städten sind die Haupteinkaufstraßen verkehrsberuhigte Fußgängerzonen.

In Köln versucht das Ordnungsamt laut einem Sprecher, „angesichts der Enge bestimmter Einkaufsstraßen in der Innenstadt die dortigen Flächen vor allem am Wochenende zu entzerren, bzw. aus Infektionsschutzgründen mögliche Ansammlungsgründe und Hindernisse zu entfernen“. Zudem sieht ein für die Vorweihnachtszeit erstmalig eingerichtetes Verfahren eine Voranmeldung der Busse über ein Buchungssystem und die zentrale Abwicklung des Reisebusverkehrs über den Messeparkplatz P22 vor. „Das Verfahren ermöglicht in Köln lagebedingt auch kurzfristig Kontingentierungen bzw. Stornierungen“, so der Sprecher. Ob des weiteren Parkplätze als Gehweg-Erweiterungen sinvoll seien, müsse im Einzelfall geprüft werden.

Im nordrhein-westfälischen Einzelhandel setzt man in der Vorweihnachtszeit schon auf die Besucher aus dem Nachbarland. Viele Niederländer kämen nicht nur zum Besuch der Wekhnachtsmärkte nach Deutschland, sondern verbänden den Ausflug mit Shopping-Touren. „Das ist schon ein relevanter Faktor“, sagte eine Sprecherin des Handelsverbandes NRW auf Anfrage unserer Redaktion.

Aus Sicht von Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Dehoga Nordrhein, wäre ein Ausbleiben der niederländischen Besucher „ein weiterer Tiefschlag“. „Zu den großen Weihnachtsmärkten in der Region wie Düsseldorf und Essen kommen pro Tag 15 bis 20 Busse“, sagte Kolaric. Da könnte durchaus eine vierstellige Zahl von Besuchern kommen. Jeden Tag. Und da Gäste auf den Weihnachtsmärkten im Schnitt zehn Euro für Essen und Trinken ausgeben, würde die Gastronomie deutliche Umsatzeinbußen erleiden, wenn die Niederländer wegblieben.

(gw/jis)
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