Sanierungsarbeiten dauern drei Monate Forscher kritisiert Sperrung der A40
Essen · Seit 7. Juli ist die Autobahn 40 bei Essen komplett gesperrt. Drei Monate ist ein Teilabschnitt für den Verkehr nicht befahrbar. Bisher gab es offenbar keine Verkehrsprobleme. Doch das könnte sich bald ändern, warnt ein Forscher.
Benjamin Rensink (52) weiß noch nicht, dass er gleich einen Umweg durch die Essener Innenstadt nehmen muss, als er seinen Lkw an der Tankstelle neben dem Mülheimer Rheinruhrzentrum auftankt. Es ist kurz nach 7 Uhr gestern Morgen, links fließt flüssig der Verkehr auf der A40, rechts erheben sich die Arkaden des Einkaufszentrums.
Zwei Frauen in blauen Uniformen kommen auf den niederländische Berufskraftfahrer zu. "Sie wissen es wahrscheinlich schon", sagt eine der beiden, "die A40 ist ab Essen-Zentrum gesperrt." Die beiden Frauen lächeln, Rensink ist entsetzt. "Und wie komme ich jetzt nach Dortmund?" Bis zur Absperrung und dann immer den roten Punkten folgen, lautet der Ratschlag der beiden Frauen.
Hinter der Absperrung liegt Deutschlands derzeit größte Autobahnbaustelle. Die wichtigste Verkehrsschlagader im Ruhrgebiet, der Ruhrschnellweg, ist seit drei Tagen zwischen Essen-Zentrum und dem Autobahnkreuz Essen-Ost gesperrt. Eine Autobahnbrücke über die Gleise einer S-Bahn-Strecke wird erneuert, zwei andere Brücken werden saniert. Dutzende Bagger schaufeln seit dem frühen Samstagmorgen im Erdreich herum, reißen Asphaltdecken auf und brechen Betonplatten in Stücke.
Der Verkehr — täglich bis zu 90.000 Fahrzeuge — wird größtenteils durch die Innenstadt umgeleitet. Nachdem es am Wochenende keine nennenswerten Staus gegeben hat, ist auch gestern im morgendlichen Berufsverkehr das befürchtete Chaos ausgeblieben.
Der zuständige Landesbetrieb Straßenbau NRW sieht sich angesichts deshalb in seiner Planung bestätigt, die Autobahn knapp drei Monate ganz zu sperren anstatt zwei Jahre lang abschnittsweise. "Das kann ein Modellprojekt für ganz Deutschland werden", sagt ein Behördensprecher. Auch Nordrhein-Westfalens neuer Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zeigt sich optimistisch: "Hier schaut die verkehrspolitische Welt auf NRW."
Doch es gibt auch massive Kritik. "Man kann nur hoffen, dass andere Bundesländer nicht den gleichen Fehler machen wie NRW", sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer, Fachmann für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Das Projekt sei verantwortungslos, miserabel geplant und werde im Chaos enden, sagt der Verkehrsexperte. "Es gebe keine zusätzlichen Alternativangebote im Nahverkehr. Im Gegenteil sei sogar eine wichtige S-Bahn-Verbindung gestrichen worden. "Auch wenn es in den ersten Tagen so aussieht, dass alles gut läuft. Das wird nicht so bleiben", so Dudenhöffer.
Tatsächlich rechnet auch Straßen NRW in sechs Wochen zum Ende der Sommerferien mit Härtefällen. "Wenn der normale Pendlerstrom wieder einsetzt, wird es nicht mehr so entspannt zugehen", sagt ein Sprecher. Die Schulferien enden in NRW am 21. August. Die Sanierungen werden mindestens bis zum 30. September dauern.