Neuss 800 Jahre Quirinusmünster

Neuss · Am 9. Oktober 1209 wurde der Grundstein des Quirinusmünsters gelegt. Der Sakralbau ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen am Rhein. Das Gotteshaus prägt das Stadtbild und stiftet Identität – für die Neusser Christen ist es eine wichtige Anlaufstelle und Zentrum des geistlichen Lebens.

 Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann vor dem Münster.

Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann vor dem Münster.

Foto: NGZ, Woitschützke

Am 9. Oktober 1209 wurde der Grundstein des Quirinusmünsters gelegt. Der Sakralbau ist eine der bedeutendsten romanischen Kirchen am Rhein. Das Gotteshaus prägt das Stadtbild und stiftet Identität — für die Neusser Christen ist es eine wichtige Anlaufstelle und Zentrum des geistlichen Lebens.

Die Neusser Bürger besitzen einen besonderen Schutzengel. So lange der heilige Quirinus über sie wacht, kann nichts passieren. "Dieser Glaube ist hier seit Jahrhunderten tief verankert", sagt Oberpfarrer Monsignore Guido Assmann und erzählt dazu eine Geschichte.

Im Zweiten Weltkrieg schlug eine Bombe durch die 46 Meter hohe Barockkuppel des Quirinusmünsters; die Figur des Heiligen aber, weit oben in der Kuppel, stürzte nicht herunter. Nicht nur deshalb ist der Sakralbau für die Neusser eine Institution, er dominiert die Stadt und stiftet Identität. Insofern hat das mächtige Gebäude auch an seinem 800. Geburtstag, der am 9. Oktober gefeiert wird, nichts von seiner Anziehungskraft verloren.

"Wahrscheinlich befindet sich das Münster momentan sogar im besten Zustand der vergangenen 800 Jahre", sagt Assmann. Frisch renoviert steuert die romanische Kirche auf den Höhepunkt der Feierlichkeiten in dieser Woche zu. Doch für den Geistlichen zählt vor allem, dass das Münster als Gottesdienst-Haus genutzt wird. Und das wird es. "Von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr ist die Kirche täglich geöffnet. Und es vergeht keine Viertelstunde, ohne dass Menschen hinein gehen", sagt der Monsignore. Viele kommen jeden Tag, in der Vorweihnachtszeit ist die Zahl der Besucher natürlich besonders hoch. Dann steht auch ein illuminiertes Kreuz auf dem Westturm, leuchtet seine Botschaft sozusagen über die Stadt hinweg.

Assmann weiß, wie wichtig es den Neussern ist, einen Blick auf das Münster zu haben. "Jeder, der von seinem Fenster darauf sehen kann, betont das auch — selbst Bürgermeister und Landrat", sagt er. Was wiederum zeigt, wie das Gotteshaus im Alltag verankert ist. Die Kirchenmusik genießt dort einen hohen Stellenwert, jeden Sonntag um 10 Uhr findet ein festlicher Gottesdienst mit dem Münsterchor statt. Aber Assmann geht noch weiter. "Eigentlich gehört die Kirche allen Christen der Stadt", sagt er und freut sich besonders auf ein Treffen von Katholiken und Protestanten am Mittwoch, der mit einem ökumenischem Vespergottesdienst endet. Wie wichtig das Münster für die gesamte Bevölkerung ist, zeige auch, dass die Stadt zum Festakt ins Zeughaus lade.

Ein schlichter Grundstein in einer Seitenwand des Münsters belegt die 800-jährige Historie. "Im Jahr 1209 nach der Menschwerdung des Herrn, im ersten Jahr der Kaiserherrschaft Ottos, unter Bischof Adolf von Köln und der Äbtissin Sophia, legte Meister Wolbero den ersten Stein zum Fundament dieser Kirche am Tage des heiligen Dionysius des Märtyrers" lautet die Inschrift. Ohne die Scharen von Pilgern, die nach Neuss kamen, um die Gebeine des heiligen Quirinus zu verehren, da ist sich Assmann sicher, hätte es das Münster wohl nicht gegeben. Auf jeden Fall wurde es dort gebaut, wo schon ein älteres Kirchengebäude existierte — Reste der ursprünglichen Gemäuer sind unterhalb des Grundsteins freigelegt und bei Führungen durch Glasscheiben zu sehen.

Jahrhundertealte Geschichte und Gegenwart fließen im Quirinusmünster auf lebendige Weise zusammen. Unter anderem auch, weil die Stadt Quirinius' Namenstag alljährlich am 30. April begeht. Dann steht der kostbare Schrein mit den Reliquien im Mittelpunkt. Für den Schrein spendeten Neusser Bürger einst ihre Edelsteine — wieder ein Beweis für die tiefe Verehrung des Heiligen. Wobei Assmann Wert darauf legt, dass sich an der Vorderseite des Schreins eine Christusfigur befindet. "Der Heilige kann uns sicher zu Gott hinführen", sagt der Monsignore. "Aber man kann auch Christ sein, ohne Heilige zu verehren." Für Assmann, und wohl nicht nur für ihn, ist das Quirinusmünster in erster Linie ein Gotteshaus. Das war vor 800 Jahren so und wird auch immer so bleiben.

(RP)
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