Impfung auf der Straße Rund 60.000 Wohnungs- und Obdachlose sollen in NRW geimpft werden

Düsseldorf · Obdachlose sind für Corona-Impfungen schwer zu erreichen. Dennoch sollen Zehntausende in NRW möglichst rasch geimpft werden. Das Land setzt dabei auf die Einmal-Impfung mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson.

 Ein Mann schiebt seine Habseligkeiten in einem Einkaufswagen durch die Kölner Innenstadt. (Symbolbild)

Ein Mann schiebt seine Habseligkeiten in einem Einkaufswagen durch die Kölner Innenstadt. (Symbolbild)

Foto: dpa/Henning Kaiser

Rund 60.000 Wohnungs- und Obdachlose sollen in Nordrhein-Westfalen nach Berechnungen der Freien Wohlfahrtspflege NRW gegen Corona geimpft werden. In einigen Kommunen seien Betroffene bereits geimpft worden, sagte der Sprecher des Fachausschusses Gefährdetenhilfe, Andreas Sellner, auf Anfrage. Insgesamt hätten nach Schätzungen etwa zehn Prozent den Pieks in den Oberarm schon erhalten.

Das Land NRW will vor allem den Impfstoff von Johnson & Johnson bei wohnungs- und obdachlosen Menschen einsetzen, weil das Präparat nur einmal verabreicht werden muss. NRW habe 48 000 Impfdosen von Johnson & Johnson bekommen, hatte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Freitag angekündigt. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) hatte nach einer erneuten Überprüfung grünes Licht für den Corona-Impfstoff des US-Herstellers gegeben.

Mit der für NRW bestimmten Johnson & Johnson-Tranche sollten mobile Teams vor Ort in Kreisen und kreisfreien Städte Menschen „auf der Straße“ impfen, die nicht in Gemeinschaftsunterkünften oder Wohneinrichtungen leben. Die dauerhaft erreichbaren Wohnungs- und Obdachlosen könnten auch mit anderen Präparaten geimpft werden, die zweimal verabreicht werden müssten, sagte Sellner. „Hier wird nicht wild rumgeimpft - alles ist sehr genau geplant und eng abgestimmt.“ Geplant sei, bis spätestens Anfang Mai die Impfaktion „komplett erledigt zu haben“.

Parallel werde in den Unterkünften regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Wer Symptome zeige, werde separiert, sagte Sellner. Bisher mussten nach Angaben des Ministeriums noch keine Obdachlosenunterkünfte wegen Corona-Fällen geschlossen werden. Als Schutzmaßnahme sei die Belegungsdichte halbiert worden. Für die Menschen seien alternative Unterbringungsmöglichkeiten geöffnet worden.

Die Öffnungszeiten der Notunterkünfte wurden laut Ministerium zum Teil auf 24 Stunden ausgeweitet, so dass sich die Menschen auch tagsüber dort aufhalten könnten. Einige Einrichtungen hätten Quarantäne-Bereiche und „Krankenwohnungen“ vorgesehen. Wie bereits vor der Corona-Krise würden Bedürftige auch in Hotels und Pensionen untergebracht. Außerdem würden den Kommunen Angebote nicht belegter Jugendherbergen gemacht.

(siev/dpa)
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