Mönchengladbach 56 Britenhäuser im Block verkauft
Mönchengladbach · Der Bund hat die Bauten an der Lilienthalstraße an einen Investor veräußert. Dieser reißt nicht ab, sondern saniert die ersten Häuser. Bei der Stadt Mönchengladbach, die andere Vorstellungen von der Entwicklung des Bereichs hatte, ist man wenig begeistert.
Das "Geisterdorf" mitten in der Stadt wird rosa und babyblau: An der Lilienthalstraße sind seit einigen Wochen Handwerker dabei, die leerstehenden ehemaligen Engländerhäuser auf Vordermann zu bringen. Es wird entrümpelt, verputzt, neu gestrichen. Hintergrund: Der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist es im Februar gelungen, die 56 Häuser im vorderen Bereich der Straße zu verkaufen — und zwar im Block.
Das bestätigte gestern eine Sprecherin auf Anfrage. Aus Datenschutzgründen will man jedoch weder dort noch bei der Stadt den Namen des Käufers oder den Kaufpreis nennen. Nach RP-Informationen soll es sich um einen Investor von außerhalb handeln, der in der Stadt bisher noch nicht in Erscheinung getreten ist. Und der erzielte Preis soll signifikant über der Summe liegen, die der Stadt einst signifikant zu hoch war.
Denn die hatte lange selbst Interesse an dem Areal, das — Hugo-Eckener-Straße inklusive — insgesamt rund 150 Häuser umfasst. Es sollte Bestandteil der Gewerbeflächen des Nordparks werden, eine Summe im zweistelligen Millionenbereich hatte die BImA aufgerufen. Dass nun nicht abgerissen wird, sondern die Bauten saniert werden, "müssen wir wohl oder übel akzeptieren", sagt Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG. Auch Baudezernent Andreas Wurff ist "nicht wahnsinnig glücklich" darüber.
"Hoffentlich entsteht hier keine Monostruktur bei der Wohnklientel, die man dann sorgfältig beobachten muss", heißt es zudem hinter vorgehaltener Hand aus der Stadtverwaltung. Durch die ungeklärte Zukunft des hinteren Geländeteils wird das Thema Lilienthalstraße aus städtebaulicher Sicht noch komplizierter. Er wurde häufig von Randalierern und Metalldieben heimgesucht, bislang gibt es für ihn laut BImA noch keinen potenziellen Abnehmer.
"Wir als Stadt haben von dem Areal Abstand genommen. Es gibt keine Verhandlungen", sagt Schückhaus. Im vorderen, nun verkauften Bereich sind derzeit Vermesser der BImA unterwegs. Offenbar soll der 56 Häuser umfassende Teil parzelliert werden, um Teilbereiche besser vermarkten oder gegebenenfalls separat weiterverkaufen oder -vermieten zu können.
Baudezernent Andreas Wurff bringt einen weiteren Aspekt aufs Tapet: Im Schreiben des Innenministeriums, mit dem die Stadt über den Verkauf informiert wurde, sei er über den Passus gestolpert, bei der Transaktion seien "keine anderslautenden Interessen" berührt gewesen. Die müsste das Land aber eigentlich sehr wohl haben, sagen er und Schückhaus unisono.
Denn bei der Änderung des Bebauungsplans und der Aufstellung des Flächennutzungsplans für den Nordpark habe man eigens die Planungen des Landesbetriebs Straßen NRW berücksichtigt, im Falle einer sechsspurigen Ausfahrt der A 61 die Autobahnausfahrt Holt neu zu gestalten. Das neu zu schaffende "Ohr" läge nämlich statt wie heute auf der Süd- auf der Nordseite der Aachener Straße — dort, wo heute die Britenhäuser stehen. Dies würde im Umkehrschluss bedeuten, dass der im September 2011 ohnehin auf unbestimmte Zeit als "nachrangig" zurückgestellte Ausbau der A 61 für das Land vollends vom Tisch ist.