Prozess in Münster 41-Jähriger erschlägt Mitbewohner mit der Axt

Münster · Auf einem Bauernhof im Münsterland wird mit Techno-Musik und Drogen tagelang gefeiert. Dann wird ein Mann erschlagen. Drei Jahre lang läuft ein Verdächtiger frei herum - bis seine Frau ihr Schweigen bricht.

 Der 41-jährige Angeklagte steht neben seinem Anwalt im Gerichtssaal.

Der 41-jährige Angeklagte steht neben seinem Anwalt im Gerichtssaal.

Foto: dpa, mku fgj

"Ich habe es für uns getan - jetzt haben wir Ruhe." Mit diesen Worten soll ein 41-jähriger Staplerfahrer im Juni 2013 seiner Ehefrau ein Verbrechen gestanden haben. Seit Donnerstag steht er wegen Totschlags vor dem Schwurgericht in Münster.

"Mir sind die Sicherungen durchgebrannt", sagte der geständige Angeklagte. An die Tat selbst könne er sich nicht mehr erinnern. Er wisse nur noch, dass überall Blut war. "Es war schrecklich", sagte er den Richtern. "Ich war richtig panisch."

Der 41-Jährige war damals sofort in Verdacht geraten. Doch die Beweise reichten nicht aus. Drei Jahre lang lebte er weiter, als sei nichts geschen, feierte sogar Hochzeit. Im Sommer 2016 aber offenbarte sich seine Frau einer Bekannten. Kurz darauf war auch die Polizei informiert.

Der Angeklagte war 2012 in eine Wohngemeinschaft auf einem Bauernhof bei Coesfeld gezogen. Dort hatte er auch seine spätere Frau kennen gelernt. "Da wurde immer nur gefeiert", sagte der 41-Jährige den Richtern. "Überall standen HiFi-Anlagen, das war richtig laut." Außerdem habe es ständig Nachschub an Drogen und Alkohol gegeben. "Das mit den Drogen hat da richtig Überhand genommen."

Mit dem späteren Opfer gab es auch vor der Tat vom 24. Juni 2013 schon Streit. "Der hat uns den Kühlschrank leergefuttert und meine Zahnbürste benutzt", sagte der Angeklagte im Prozess. "Außerdem hat er gedroht, meine Frau und meine Hunde zu vergiften."

In der Tatnacht wollte der 41-Jährige einfach nur schlafen, doch das sei wegen der lauten Musik nicht möglich gewesen. Deshalb sei er noch einmal aufgestanden. "Ich wollte ihm sagen, dass er abhauen und uns in Ruhe lassen soll." Die Axt habe er nur mitgenommen, um dem 38-Jährigen zu drohen. "Doch dann hat er mich beleidigt und bespuckt", schilderte der Angeklagte.

Der 41-Jährige hat laut Anklage so oft zugeschlagen, bis sein Gegenüber kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben hat - an diese Augenblicke erinnert er sich nicht. Er berichtete aber, die Leiche noch in der selben Nacht in eine Plane gewickelt und in ein Waldstück gezerrt zu haben. Den riesigen Blutfleck auf der Straße habe er mit Regenwasser abgewaschen.

"Ich wollte die Tat vertuschen", sagte er im Prozess. Deshalb habe er am nächsten Tag sogar Mehlwürmer gekauft und auf die Leiche geworfen, damit sie schneller verwese. Doch ein Radfahrer entdeckte den grausigen Fund Monate später.

Laut Anklage hat der 41-Jährige auch noch mit einem Messer zugestochen. Beide Tatwaffen wurden aber nie gefunden. Die Axt hat der 41-Jährige seinem Geständnis zufolge damals auf einem Recyclinghof entsorgt, das Messer in einen Weiher geschmissen.

(top/lnw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort