Mönchengladbach 300-Kilo-Brunnen gestohlen

Mönchengladbach · Mit brachialer Gewalt und auf offener Straße haben Metalldiebe in Odenkirchen einen Künstlerbrunnen aus Bronze abgebrochen und gestohlen. Die Täter transportierten das Sechs-Zentner-Werk vermutlich mit einem Kran ab.

 Seit 25 Jahren stand der Brunnen vor dem Ärztehaus an der Pastorsgasse in Odenkirchen. Jetzt steht dort nur noch das Betonfundament.

Seit 25 Jahren stand der Brunnen vor dem Ärztehaus an der Pastorsgasse in Odenkirchen. Jetzt steht dort nur noch das Betonfundament.

Foto: Ilgner

Als Günther Pilz gestern Morgen zu seiner Apotheke kam, konnte er es zunächst kaum glauben. Dort, wo der Bronzebrunnen der bekannten Bildhauerin Renate Fellner immer stand, war plötzlich nichts mehr: das 300 Kilogramm schwere Kunstwerk — verschwunden. Diebe haben es in der Nacht zum Montag gestohlen. "Sonntagnachmittag stand der Brunnen noch da", berichtet Pilz.

Belohnung ausgesetzt

Die Täter müssen mit brachialer Gewalt vorgegangen sein. Vermutlich wurde der Brunnen, der das Apothekerwahrzeichen "Kelch mit Schlange" darstellt, mit einem Abschleppseil aus dem Fundament gebrochen und dann mit einem Kran abtransportiert. "Das Werk kann nicht von zwei, drei Menschen gehoben werden, das ist viel zu schwer", sagt der Apotheker. Günther Pilz hatte den Brunnen vor 25 Jahren vor dem Ärztehaus an der Pastorsgasse in Odenkirchen installieren lassen. Das 2,80 Meter hohe Bronze-Werk wurde in einem Betonfundament mit Stahlschrauben verankert. Doch davon ließen sich die Diebe nicht aufhalten.

"Das Kunstwerk ist ein Unikat und wertvoll", sagt Günther Pilz. Es gehörte zu der Schaffensperiode "Brunnen" von Renate Fellner und ergänzte die Reihe "Regenbaumbrunnen" und "Taubenbrunnen" in Odenkirchen. Auch die Künstlerin, mit der Pilz gestern sofort telefonierte, ist fassungslos. "Sie hat sofort gefragt: Wer macht denn so etwas?", berichtet Pilz.

Vor ein paar Wochen erst hatten Unbekannte an dem Ärztehaus, in dem sich auch die Apotheke befindet, Kupferfallrohre und -abdeckungen gestohlen. "Aber in dem Fall fand der Diebstahl hinter dem Haus statt, diesmal geschah es auf offener Straße", sagt der Apotheker. Er hofft, dass irgend jemand etwas beobachtet hat. Bei der Polizei ist man sich sicher, dass die jüngste Tat nicht geräuschlos vonstatten gegangen sein kann.

Günther Pilz hat Anzeige erstattet. Für Hinweise auf Täter und Wiederbeschaffung des Brunnens ist eine Belohnung von 2000 Euro ausgesetzt. Pilz hofft, dass das Kunstwerk wieder auftaucht und nicht eingeschmolzen bei einem Schrotthändler landet.

Offenbar scheint nichts mehr vor Metalldieben sicher zu sein. Friedhöfe sind regelmäßig Tatorte. Begehrte Beute: Madonnenfiguren, Grableuchten und Bronze-Inschriften. Aber die Täter machen auch vor Kanaldeckeln, Blitzableitern und Signalkabeln der Bahn nicht halt. In 2007 wurden in Mönchengladbach 16 Altpapier-Container von Metalldieben gestohlen. Und 2006 verschwand sogar ein komplettes Betonwerk einer Mönchengladbacher Firma im Wert von einer Million Euro.

Teile davon wurden später bei einem Schrotthändler gefunden, anderes war schon geschreddert. Vor fünf Jahren wurde auch die Künstlerin Maria Lehnen Opfer von Metalldieben. Aus dem Innenhof des Atelierhauses an der Steinmetzstraße wurde eine 1,76 Meter hohe und 135 Kilogramm schwere Statue gestohlen. Die Täter, die später gefasst wurden, zersägten das Werk in vier Teile und boten es einem Schrotthändler an. Der zahlte 235 Euro für die zerlegte Künstler-Statue, die einen Materialwert von 8000 Euro hatte und im Katalog mit 22 000 Euro angegeben war, wie später im Gerichtsprozess herauskam.

(RP/rl/top)
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