Ratingen 275 Taschendiebstähle in der Innenstadt

Ratingen · Bei der mobilen Redaktion der RP zum Thema Bettelei und Diebstahl plädierte die Polizei für mehr Vorbeugung.

 Wolfgang Welzel, Bezirksbeamter der Polizei für die Innenstadt, im Gespräch mit einem Bürger.

Wolfgang Welzel, Bezirksbeamter der Polizei für die Innenstadt, im Gespräch mit einem Bürger.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Reger Andrang herrschte gestern bei unserer Mobilen Redaktion zum Thema Bettelei und Trickdiebstahl. Rede und Antwort standen unter anderem Barbara Arndt, Leiterin des Ordnungsamtes, Wolfgang Welzel, Bezirksbeamter für die Innenstadt, und Klaus Fitzner vom Kommissariat Vorbeugung. Welzel hatte die Statistik aus dem vergangenen Jahr mitgebracht: Insgesamt wurden in Ratingen 275 Taschendiebstähle zur Anzeige gebracht, davon 176, bei denen auch EC-Karten und Ähnliches gestohlen wurden. Bei den restlichen Delikten handelte es sich um sonstige Diebstähle aus Taschen.

 Intensive Runde auf der Oberstraße: Die RP-Redakteure Norbert Kleeberg (links) und Joachim Preuß (Fünfter von links) im Gespräch mit Bürgern sowie Vertretern von Politik, Polizei und Ordnungsamt.

Intensive Runde auf der Oberstraße: Die RP-Redakteure Norbert Kleeberg (links) und Joachim Preuß (Fünfter von links) im Gespräch mit Bürgern sowie Vertretern von Politik, Polizei und Ordnungsamt.

Foto: Achim Blazy

Dass Ratingen ein besonders heißes Pflaster ist, konnte niemand der Experten bestätigen. Es sei eben die einwohnerstärkste Stadt im Kreis. Schwerpunkt sei allerdings in Mitte, so Welzel: "Eben dort, wo viele Menschen sind, wo dichtes Gedränge herrscht." Wie beispielsweise an Markttagen und besonders in der Vorweihnachtszeit beim Weihnachtsmarkt. Das sei ein wahres "Dorado" für Ganoven, so Fitzner. Im Advent gebe es durch Ordnungsamt, Polizei und einen privaten Sicherheitsdienst spezielle Streifen in der Innenstadt, betonte Arndt. Sie verwies aber gleichzeitig auf die sehr begrenzte Personalsituation im Ordnungsamt.

Hannelore Hanning, FDP-Fraktionschefin, demonstrierte anschaulich, wie sie selbst einmal auf der Domplatte in Köln Opfer eines Trickdiebstahls wurde. Sie sei abgelenkt worden: "Ich habe die Tat einfach nicht gemerkt." Fitzner plädierte für die eigene Vorbeugung: keine Portemonnaies in Handtaschen, Körben oder Umhängetaschen tragen, sondern immer am Körper. Woraufhin die anwesenden Damen sofort in eine muntere Diskussion einstiegen und mehr Taschen für die Damenoberbekleidung verlangten: "Und was ist im Sommer?" Diese Frage konnte nicht geklärt werden. Bei den Tätern handele es sich oft um Banden, also organisierte Kriminalität, so Fitzner. Es würden auch Kinder eingesetzt, zum Beispiel zum Ablenken der Opfer. Das Diebesgut werde sofort an Komplizen weitergegeben.

Bei Bettlern sind Polizei und Ordnungsamt die Hände gebunden. "Wenn sie nichts anstellen, können wir nichts machen", so Arndt. Nur wenn sich Bettler "in den Weg stellen", könne man eingreifen und beispielsweise ein Platzverbot aussprechen.

Dasselbe gelte auch für engagierte, aber leider oft aufdringliche Werber für diverse Tierhilfen und Hilfsorganisationen, über die sich BU-Mitglied Rainer Vogt beklagte.

Ob es einen Zusammenhang zwischen Bettlern, die oft morgens gebracht und abends wieder abgeholt werden, und Taschendieben gibt, könne man höchstens vermuten, aber nicht bestätigen, war man sich einig. Die Herkunftsländer seien aber klar: Osteuropa, meist Rumänien.

Manfred Evers, Linke, sagte, dass man sich die Innenstadt "nicht schönreden" könne: Bettler und Obdachlose gehörten nun einmal zum Stadtbild. Ein Bürger forderte strengere Kontrollen für Reisende aus Rumänien.

Klar sei aber auch, so Ordnungsamts-Leiterin Arndt, dass man in Ratingen oft bereit sei, Spenden zu geben. Man müsse kritisch hinschauen, so der Tipp der Experten. Nicht ohne Grund seien Bettler und Diebe regelmäßig in der Innenstadt unterwegs.

(RP/rl/EW)
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