Katholische Kirche 173 Missbrauchsfälle beim Bistum Essen aufgedeckt
Essen · Fünf Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche verzeichnet das Bistum Essen 173 Fälle. Grundlage sind nach Mitteilung der Diözese vom Freitag Opferangaben und eigene Recherchen.
Sämtliche Personalakten lebender Priester seien durch eine externe Anwaltskanzlei geprüft worden. Die Vorwürfe reichten bis zu Beginn der 1950er Jahre zurück.
Die Hinweise betreffen nach den Angaben Priester, Diakone, Ordensangehörige sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter. Von den 56 beschuldigten Priestern seien 41 verstorben. Unter den 28 beschuldigten Ordensleuten seien 12 Priester, wovon 8 tot seien.
Missbrauch-Skandal an der Odenwaldschule
Vorwürfe treffen zudem 16 Ordensschwestern, darunter 11 inzwischen verstorbene. 12 Priester seien strafrechtlich verfolgt und 7 von ihnen verurteilt worden. 8 Priester seien auch kirchenrechtlich verurteilt worden, 7 Verfahren noch nicht abgeschlossen.
Von 75 Anträgen auf Anerkennung des Leids seien 72 bewilligt worden, hieß es. 8 Personen seien zudem die Therapiekosten erstattet worden. Die Gesamtsumme der Zahlungen belaufe sich auf rund 300.000 Euro. Das Geld stamme nicht aus Kirchensteuermitteln. 3 Opfer forderte das Bistum nach eigenen Angaben von sich aus auf, einen Antrag zu stellen.
Die Diözese baute seit 2010 auch eine Präventionsarbeit auf, wie es hieß. Eine neue Präventionsstelle habe Fort- und Weiterbildungen für rund 2.000 Priester und Mitarbeiter organisiert. Zudem müssten alle Haupt- und Ehrenamtlichen mit Kontakt zu Kindern und Jugendlichen ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Wie entdeckt man, ob ein Kind missbraucht wird?
Auch wurde laut Bistum jeder katholische Rechtsträger verpflichtet, ein eigenes Schutzkonzept zu entwickeln. Darin seien Verhaltensregeln, die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter sowie Präventionsfachkräfte zu benennen. Beschäftigte seien verpflichtet, jeden Verdachtsfall umgehend zu melden. Bei Anhaltspunkten für eine Straftat erfolge eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft.
