Etwa 156.000 Erstklässler in NRW So gelingt der Schulstart

Düsseldorf · Für Tausende i-Dötzchen in NRW wird es ab Mittwoch ernst. Mit dem Start in die Schule verändert sich ihr Leben komplett. Kinderärztin Anne Neuhausen erklärt, worauf Eltern und Schulanfänger in dieser Umbruchphase achten sollten.

 Kinder halten ihre Schultüten im Arm (Symbolfoto).

Kinder halten ihre Schultüten im Arm (Symbolfoto).

Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Es ist wieder soweit: Am Mittwoch beginnt für 156.200 i-Dötzchen in NRW die Schule. Für die Kinder startet damit ein neuer, aufregender Lebensabschnitt, für die Eltern bedeutet es vor allem zusätzlichen Organisationsaufwand. Das fängt beim Schulweg an und hört bei der Hausaufgabenbetreuung auf. Anne Neuhausen, Kinderärztin bei der AOK Rheinland/Hamburg, erklärt, was aus medizinischer Sicht bei Schulanfängern zu beachten ist.

Schultüte

„Gesund ist immer gut“, sagt Kinderärtzin Anne Neuhausen – und das gilt selbstverständlich auch für den Inhalt der Schultüte. Das heißt, Obst, Nüsse oder Vollkornkekse dürfen auf jeden Fall dabei sein. „Grundsätzlich sollte die Schultüte aber Dinge enthalten, die dem Kind Freude machen“, sagt Neuhausen. Das darf dann neben kleinem Spielzeug auch mal die Lieblingsschokolade sein. Eingeschult wird ein Kind ja nur einmal.

Frühstück

Aus Sicht der Ärztin ist es sehr wichtig, dass sich die Familie morgens Zeit nimmt für ein gemeinsames Frühstück und dies nicht hektisch nebenbei erledigt. Grundschulkinder brauchen fast so viel Energie wie Erwachsene. „Das Frühstück liefert die Startenergie für den Tag“, sagt Neuhausen. Deshalb sollte es ausgewogen sein. Empfehlenswert sind die Bestandteile Brot, Getreide, Milchprodukte und Obst. Konkret bedeutet das, zu einem guten Frühstück gehören zum Beispiel Vollkornbrot, ein Müsli aus Getreideflocken, ein Glas Milch oder ein Becher Joghurt sowie frisches Obst. „Trinken ist zudem sehr wichtig, nicht nur am Morgen“, sagt Neuhausen. Am besten Wasser oder andere ungesüßte Getränke wie Kräuter- oder Früchtetee. Auch eine im Verhältnis 3:1 gemischte Saftschorle ist geeignet. „Kinder im Vorschulalter brauchen bereits einen Liter Flüssigkeit pro Tag“, sagt die Ärztin.

Pausenbrot

Für das Pausenbrot gelten natürlich ähnliche Empfehlungen wie fürs Frühstück. Die Mischung macht‘s. Neuhausen empfiehlt, immer an frisches Obst zu denken und dabei die Vorlieben des Kindes zu berücksichtigen. „Natürlich sollte man ab und zu auch neugierig auf Anderes machen“, sagt sie. Zum Beispiel auf von Kindern oft nicht so geschätzte Rohkost. Möhren, Paprika, Gurken, Kohlrabi eignen sich sehr gut, etwa appetitlich als Sticks geschnitten.

Ideal zum Mitnehmen ist auch Joghurt. In den Ranzen gehört zudem ein belegtes Vollkornbrot. Empfehlung: Zweimal die Woche magere Wurst oder Käse als Belag, ansonsten zum Beispiel Käse oder Gemüsebrotaufstrich. Süße Riegel liefern hingegen nur kurzfristig Energie. „Zucker lässt die Energiekurve zwar schnell ansteigen, sie fällt aber auch genauso schnell wieder ab“, sagt die Medizinerin. Natürlich darf es auch mal etwas „Süßes“ als Pausensnack sein, aber es sollte die Ausnahme bleiben.

Hausaufgaben

„Hausaufgaben sind Kindersache“, erklärt Neuhausen. Schulanfänger müssen das genauso lernen wie die Erwachsenen. Das Kind sollte die Hausaufgaben alleine bewältigen, darf dabei aber ruhig Fragen stellen. Sollten Eltern den Eindruck haben, dass ihr Kind überfordert ist oder die Hausaufgaben zu viel Zeit beanspruchen, ist ein Gespräch mit den Lehrern ratsam. Als Faustregel gilt: Die Hausaufgabenzeit sollte bei Schulanfängern 30 Minuten nicht überschreiten. Hilfreich sei es, die Hausaufgaben nicht auf den späten Nachmittag zu verschieben, sagt Neuhausen. Ideal ist der frühe Nachmittag, weil da die Konzentration noch stimmt. Mittagessen, eine halbe Stunde Ruhe oder Spiel, dann die Hausaufgaben – so sieht laut Neuhausen ein guter Tagesablauf aus. Wichtig ist auch eine angenehme Lernatmosphäre für das Kind – ein ruhiger Platz mit eigenem Schreibtisch wäre optimal. Ablenkung durch Fernsehen oder elektronische Medien sollten vermieden werden. Für Neuhausen ganz entscheidend: „Eltern sollten ihrem Kind Lust auf Schule machen. Denn Kinder sind von Natur aus neugierig und lernen gerne.“

Schulranzen
Ein guter Schulranzen ist aus ärztlicher Sicht ergonomisch geformt, besitzt längsverstellbare Schultergurte und einen Beckengurt, um die Last von den Schultern auf das Becken zu verteilen. Zudem ist er aus fluoreszierendem Material gefertigt und mit Reflektoren ausgestattet, um die Sicherheit auf der Straße zu erhöhen. „Das Kind sollte den Ranzen aber auf jeden Fall vorher anprobieren“, empfiehlt Neuhausen. Denn nicht jeder Tornister ist für jedes Kind gleichermaßen geeignet. So sollte ein Ranzen zum Beispiel die Schultern nicht überragen.

Die Ärztin rät, den Ranzen schon am Abend vorher gemeinsam in aller Ruhe zu packen, um sicherzustellen, dass nichts Überflüssiges darin ist und das Tragen unnötig erschwert. „Dazu ist es hilfreich, den Stundenplan auszudrucken und die Fächer farbig zu markieren, so dass immer sofort klar ist, was in den Ranzen gepackt werden muss.“

Schulweg
Beim Schulweg zählt vor allem Sicherheit. „Entscheidend ist nicht der kürzeste, sondern der sicherste Weg“, sagt Neuhausen. Eltern sollten den Weg mit ihren Kindern vor Schulbeginn mehrmals gehen und ihnen erklären, worauf sie achten müssen. Wenn sich das Kind im Verkehr angemessen und sicher verhält, darf es allein zu Fuß zur Schule gehen. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Darüber hinaus entspannt die Bewegung an der frischen Luft und verschafft neue Energie. Neuhausen rät davon ab, i-Dötzchen mit dem Fahrrad zur Schule radeln zu lassen. „Das geht frühestens ab der vierten Klasse“, sagt sie. Genauso wenig aber sei es sinnvoll, dass Eltern ihre Kinder regelmäßig mit dem Auto zur Schule bringen.

Bewegung
Für Schulanfänger ist es zunächst neu, den halben Tag im Klassenzimmer stillsitzen zu müssen. Deshalb rät die Düsseldorfer Ärztin Eltern dazu, ihre Kinder nach der Schule zu ermuntern, sich zu bewegen. „Gerade für Erstklässler sollte der Tag nicht von früh bis spät vollkommen durchgetaktet sein“, sagt Neuhausen. Rennen und Herumtoben schulen die Koordination und die Wahrnehmung des eigenen Körpers.

Entspannung
Zur gelungenen Entspannung gehören feste Rituale. So bringen zum Beispiel gemeinsame Mahlzeiten die Familie zusammen und schaffen Nähe und Austausch. Eine entspannte Atmosphäre ohne Streit und stressbeladene Themen ist wichtig. Das Kind muss die Gelegenheit bekommen, über Erlebnisse in der Schule zu sprechen. Nicht gerade hilfreich bei der Entspannung seien laut Neuhausen elektronische Medien, auch wenn es nichts bringe, diese zu verteufeln. „Grundschulkinder sollten maximal eine Stunde vor dem Bildschirm verbringen“, sagt die Ärztin. Gerade am Abend sei das kontraproduktiv, weil die Reize vom Gehirn verarbeitet werden müssten und Schlafstörungen oft die Folge seien. Das Schlafbedürfnis sei aber mit neun bis elf Stunden in diesem Alter noch sehr hoch. Entscheidend sei es daher, im Familienleben einen guten Rhythmus hinzubekommen. „Das ist jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung“, sagt Neuhausen. Vor allem, am Morgen so viel Zeit einzuplanen, dass der Tag nicht chaotisch beginnt.

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