Ein Jahr Krieg NRW zeigt Solidarität mit der Ukraine mit Demos und Mahnwachen
Update | Düsseldorf/Dortmund · Zum Jahrestag des russischen Einmarschs in die Ukraine erinnern auch in NRW zahlreiche Veranstaltungen an das Leid in dem angegriffenen Land. Die Ukraine dankt dem Bundesland für die Aufnahme von mehr als 225.000 Flüchtlingen.

Anti-Kriegs-Demonstration in Köln zum Jahrestag des russischen Angriffs
Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Nordrhein-Westfalen seine Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern bekräftigt. Vor dem Landtag wurde die blau-gelbe ukrainische Fahne gehisst und vor dem Düsseldorfer Rathaus versammelten sich am Mittag zahlreiche Menschen zu einer Schweigeminute. Mit vielen weiteren Kundgebungen, Gebeten und Mahnwachen wurde an die Opfer des Kriegs und das Leid der Geflüchteten erinnert. In Köln traten bei einem Benefizkonzert auf dem Heumarkt unter anderem die Bläck Fööss auf.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sagte der Ukraine bei einer Kundgebung in Köln weiterhin Unterstützung und Solidarität zu. „Heute erneuern wir hier in Köln unsere Zusage, unser Versprechen: Wer vor Putins Krieg flieht, ist bei uns in Nordrhein-Westfalen herzlich willkommen. Die Menschen aus der Ukraine und die Menschen in der Ukraine können sich auf uns in Nordrhein-Westfalen verlassen.“
Bei mehreren Veranstaltungen ging es zudem darum, wie NRW schutzsuchenden Menschen aus der Ukraine konkret helfen kann. Viele Geflüchtete hätten bereits Sprachkurse abgeschlossen und den erfolgreichen Einstieg in den Arbeitsmarkt geschafft, sagte die Chefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, bei einer Jobmesse in Dortmund. Nach Angaben der Arbeitsagentur hatten bis November 2022 mehr als 16.000 ukrainische Geflüchtete in NRW eine Arbeit aufgenommen, drei Viertel von ihnen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Über 21.000 Flüchtlinge aus der Ukraine sind in NRW aktuell in Sprachkursen.

50 Kilometer für den Frieden - Menschenkette zwischen Münster und Osnabrück
Ein weiteres Beispiel für Unterstützung der Flüchtlinge ist das „Offene Wohnzimmer“, ein Projekt des Frauenzentrums Dortmund. Die traumatisierten Flüchtlinge sollen sich dort ein wenig zuhause fühlen und ein Gefühl von Normalität bekommen. Sie erhalten Hilfe bei Behördengängen und bei der Suche nach einer Kita oder Schule. Die Frauen seien schwer traumatisiert und erhielten auf Wunsch auch psychosoziale Hilfe, sagte Projektleiterin Nathalie Laufenburg.
Eine junge Mutter appellierte, Deutschland dürfe auch nach dem Jahrestag des russischen Einmarsches die Not der ukrainischen Bevölkerung nicht vergessen. Die geflüchteten Frauen lebten in Sorge um viele zurückgelassene Verwandte und Männer, die im Krieg seien.
Zwischen Münster und Osnabrück demonstrierten am Nachmittag Tausende Menschen auf einer 50 Kilometer langen Strecke für Frieden in der Ukraine und auf der Welt. Gegen 16.00 Uhr am Nachmittag gelang der Menschenkette ein Lückenschluss auf halber Strecke bei Ladbergen (Kreis Steinfurt). Nach Angaben der Veranstalter hatten sich vorab 20.000 Menschen zu der Friedenskette angemeldet. An mehreren Stellen blieben jedoch Lücken, etwa in der Münsteraner Innenstadt.
Die orthodoxe Kirche der Ukraine forderte den Westen zur weiteren Unterstützung des Landes auf. „Ein Ende der Hilfe würde zu einer unvermeidlichen kompletten Annektierung der Ukraine führen“, sagte der Leiter des Europäischen Dekanats, Erzpriester Volodymyr Chayka, in Düsseldorf. „Das wäre auch eine schwere moralische Niederlage der westlichen Gesellschaften und der freien Welt.“ Wer Frieden wolle, müsse auch „den vollständigen Rückzug des russischen Aggressors und der russischen Truppen vom Staatsgebiet der Ukraine fordern“.
Der Erzpriester zeichnete Ministerpräsident Hendrik Wüst und die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker stellvertretend für die ganze nordrhein-westfälische Bevölkerung mit kirchlichen Orden aus. Die Ukraine dankte den Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland damit für die Aufnahme und Unterstützung von inzwischen mehr als 225.000 Flüchtlingen aus der Ukraine.
Wüst sagte: „Putins Ziel ist nichts weniger als die Vernichtung der ukrainischen Identität.“ Russland führe den Krieg mit unerbittlicher Härte gegen die Zivilbevölkerung - mit Raketenangriffen, Folter, Gewaltexzessen, sexueller Gewalt und Verschleppung von Kindern. Zum Jahrestag des Krieges sei aber auch klar: „Die Ukraine behauptet sich erfolgreich gegen diese maßlose Aggression.“ Putin habe die Ukraine und den Westen unterschätzt.
In Düsseldorf nahmen die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum und Landtagspräsident André Kuper an der Schweigeminute teil, zu der die Landeshauptstadt aufgerufen hatte. Mit deutschen und ukrainischen Schülerinnen und Schülern sprachen sie über ein Jahr Krieg, Flucht und das Ankommen in Deutschland. Am Abend war eine Demonstration und Großkundgebung in Köln geplant, die vom deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes Kreuz veranstaltet wird.
Russische Truppen waren am 24. Februar 2022 in das Nachbarland Ukraine einmarschiert. In dem Krieg wurden bisher Tausende Soldaten beider Seiten und nach UN-Angaben mehr als 8000 Zivilisten getötet.