Düsseldorf NSU-Ausschuss: Ex-Staatsanwalt räumt Fehler ein

Düsseldorf · Im Zusammenhang mit Ermittlungen zum NSU-Sprengstoffanschlag 2001 in Köln mit einer schwer verletzten Deutsch-Iranerin hat ein früherer Oberstaatsanwalt Fehler eingeräumt. Er selbst sei zwar in die Ermittlungen "Kölner Probsteigasse" nicht eingebunden gewesen und von seinem - inzwischen gestorbenen - Vorgänger nur grob informiert worden. Aber: Es sei "fahrlässig" gewesen, das Verfahren schon nach fünf Monaten einzustellen. Das sagte der Kölner Ex-Oberstaatsanwalt Hans-Bernhard Jansen gestern als erster Zeuge im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss des NRW-Landtags.

Dass die Asservate zudem bereits 2006 vernichtet wurden und damit sämtliche Beweismittel verloren gingen, nannte Jansen ebenfalls einen "groben Fehler". Die Tochter des deutsch-iranischen Ladenbesitzers hatte am 19. Januar 2001 eine Christstollendose geöffnet, die ein angeblicher "Kunde" vor Weihnachten 2000 im Geschäft zurückgelassen hatte. Dabei detonierte die versteckte Bombe und fügte der 19-Jährigen schwerste Verletzungen zu.

Das Attentat in der Probsteigasse wurde erst im Nachhinein dem Ende 2011 aufgeflogenen rechtsterroristischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zugeschrieben, ebenso der Nagelbombenanschlag in der Kölner Keupstraße 2004 und zehn Morde deutschlandweit.

Von einem politischen Hintergrund sei man 2001 nicht ausgegangen, sagte Zeuge Jansen. "Dieser Fall der Probsteigasse war für uns eigentlich nichts Außergewöhnliches." In der Abteilung, in der er arbeitete, war die Tat als "Explosionsfall" angesiedelt.

Der Untersuchungsausschuss in Düsseldorf will die NSU-Verbrechen mit NRW-Bezug aufarbeiten und dabei auch die damalige Ermittlungsarbeit kritisch unter die Lupe nehmen. CDU, FDP und Grünen fragten, ob die Ermittler denn keinen Zusammenhang zu teils sehr ähnlich gelagerten Kölner Anschlägen in den 1990er Jahren hergestellt hätten. Zeuge Jansen sagte dazu: "Ob das alles so ok gelaufen ist, wage ich im Nachhinein zu bezweifeln." Konkrete Kenntnisse habe er nicht.

Der SPD-Abgeordnete Andreas Kossiski äußerte Unverständnis mit Blick auf die "sehr blasse Rolle der Staatsanwaltschaft".

(dpa)
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