Kritik an Landesregierung Weniger neue Windkraftwerke in NRW

Düsseldorf · Einen Einbruch bei der Windkraft durch schärfere Auflagen befürchten Vertreter der Branche. Die Landesregierung verweist dagegen auf zunehmende Bürgerproteste. In den ersten acht Monaten ging der Ausbau bereits deutlich zurück.

Windräder (Symbolbilder).

Windräder (Symbolbilder).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Ausbau der Windkraft ist in Nordrhein-Westfalen deutlich zurückgegangen. In den ersten acht Monaten 2018 wurden NRW-weit nur 91 Windkraftwerke mit zusammen 285 Megawatt Leistung ans Netz genommen, wie der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) in einer vorläufigen Bilanz mitteilte. 2017 seien es allein im ersten Halbjahr bereits 114 Windkraftanlagen mit 314 Megawatt gewesen.

Der Verband macht die Gesetzespläne der schwarz-gelben Landesregierung mit schärferen Auflagen für die Windkraft für den Rückgang verantwortlich - vor allem zu einem Mindestabstand von 1500 Metern von Wohngebieten.

Bei der Solarenergie verlaufe die Entwicklung dagegen aus Verbandssicht „erfreulich“: Sinkende Kosten für Photovoltaik-Anlagen ermöglichten Ein-Familienhaus-Besitzern preiswerten selbst erzeugten Strom. Der LEE rechnet für 2018 NRW-weit mit deutlich mehr neuen Solaranlagen und einem Zubau von mehr als 200 Megawatt Spitzenleistung.

Falls die Landesregierung wie geplant die Abstandsregel einführen und auch weniger ökologisch bedeutsame Waldflächen für die Windkraftnutzung ausschließen werde, könnten 80 Prozent der Potenzialflächen für Windkraftwerke wegfallen, warnte der Verband. 2018 drohe sich der Windkraftausbau zu halbieren.

„In Nordrhein-Westfalen soll und wird es auch zukünftig noch Windenergieausbau geben“, betonte dagegen das NRW-Wirtschaftsministerium. Allerdings werde der Ausbau auf ein normales Maß zurückgeführt. Die Zahlen bei den genehmigten, bisher noch nicht umgesetzten Windanlage-Projekten zeigten dabei, dass NRW bundesweit weiter auf Platz zwei hinter Niedersachsen liege.

2017 waren NRW-weit 312 neue Anlagen installiert worden. Dabei wurden laut dem Verband deutlich über eine Milliarde Euro investiert. Auch hier sei 2018 mit einer Halbierung zu rechnen. Außerdem gingen die Gewerbesteuereinnahmen bei deutlich weniger Anlagen zurück.

Die Landesregierung will den Windkraftzuwachs bremsen und verweist auf zunehmende Bürgerproteste und Klagen von Anwohnern gegen Windanlagen. Ein weiterer Ausbau der Windenergie auch in NRW sei aber für die Energiewende unverzichtbar, argumentiert der Verband. Nur so sei das Ziel erreichbar, bis zum Jahr 2030 in Deutschland 65 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.

Außerdem beschäftigten die erneuerbaren Energien NRW-weit bereits rund 46.000 Menschen, die derzeit heftig umstrittene Braunkohlenwirtschaft dagegen nur knapp 10.000, argumentiert der Verband. „Die Erneuerbaren-Branche kann den Wegfall der Arbeitsplätze im Rheinischen Revier bis 2030 kompensieren und weitere Arbeitsplätze schaffen“, erklärte ein Sprecher des Landesverbandes.

(juju/dpa)
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