Musik, Komik und Klamauk

"Musik ist Trumpf" hatte Premiere in der Komödie. Begeistert geht das Publikum mit bei vielerlei musikalischen Evergreens und unvergessenen Werbespots. Ein Theaterstück wie eine Nostalgiereise.

Noch während die Zuschauer in der "Komödie" Platz nehmen und belustigt die Kulisse bestaunen, zwitschert leise aus dem Hintergrund Mireille Mathieu. Dann springen zwischen Glitzerwänden, Diskokugel, Rüschengardine und "Dalli-Dalli"-Waben die Malentes auf die Bühne. Zwei sonnige Pärchen, von Kopf bis Fuß bunt und schrill im Stil der 1970er Jahre gekleidet. Eine Epoche, in der mutige Menschen freiwillig Plateauschuhe, Schlaghosen und abenteuerlich gemusterte Polyesterhemden trugen. Sofort schwappt seliges Seufzen durch die Reihen. Nein, vergessen ist nichts aus dieser Zeit. Weder die aufdringliche Mode noch die farbenfrohen Prilblumen an der Kachelwand. Und erst recht nicht, wie sich im Verlauf des amüsanten Abends zeigen wird, die Schlager jener Jahre.

"Musik ist Trumpf" lädt ein zu einer Nostalgiereise, bei der die munteren Malentes leichtes Spiel haben, unsere Erinnerungen anzuschubsen. Nach ihrer Revue aus den 50er- und 60er Jahren knöpfte sich die Truppe nun das Jahrzehnt der großen Fernsehshows vor. Peter Frankenfeld, Peter Alexander, Harald Juhnke und Rudi Carrell hielten ihr Hochamt am Samstagabend ab, wenn sich die Familie frisch gebadet vor der Flimmerkiste versammelte. Auch andere Kult-Figuren leben szenisch wieder auf. Etwa Eduard Zimmermann, der bei "Aktenzeichen XY" mit stechendem Blick auf Ganovenjagd ging. Der schnauzbärtige Jean Pütz und seine skurrilen "Hobbythek"-Erfindungen. Oder Derrick. Kaum steht er da in seinem Trenchcoat, tönt es vielstimmig: "Harry, hol schon mal den Wagen!"

Bei "Musik ist Trumpf" darf das kenntnisreiche Publikum mitspielen. Mit kindlicher Freude plappert es die legendären Werbespots nach. Wenn dem Gatten der Kaffee nicht mundet und die Hausfrau betrübt ist, rettet Karin Sommer mit ihrem wunderbaren Jacobs-Kaffee die Morgenstimmung. Kratzt das Nachthemd, kann nur Lenor Mutters schlechtes Gewissen verjagen. Und wer verreisen wollte, wusste: "Neckermann macht's möglich."

Ein paar flaue Witzchen sind auch dabei. Sie werden milde weggelächelt, weil die Show pures Vergnügen bietet. Das Quartett – die Damen Anne Reuter und Nicole Seeger, die Herren mit den Kunstnamen Peter und Vico Malente – trumpft nicht nur mit Musik, sondern auch mit Komik und Klamauk auf. Die Parade der Schlager ermuntert zum Mitsingen, von "Tränen lügen nicht" über "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" bis zu "Er gehört zu mir". Frenetisch beklatscht: der staksige Heino, der entrückte Christian Anders und Bata Illic mit seiner "Micaela". Natürlich wollte am Ende keiner heim bei der Premiere. Da half dann nur noch der melancholische Ausklang "Gute Nacht, Freunde".

(RP)
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