Bonn/Köln Mörder einer Millionärin ausgebrochen

Bonn/Köln · Die Polizei sucht mit einer Großfahndung nach einem Schwerverbrecher, der aus der JVA Rheinbach ausgebrochen ist. Bei dem Gesuchten handelt es sich um den "Hahnwald"-Mörder, der 2007 eine Kölner Millionärin umgebracht hat.

Der Ausbrecher sprang außerhalb der Gefängnismauer unbemerkt aus einem Trecker-Anhänger in die Freiheit, ohne dass jemand im Gefängnis etwas von seiner Flucht mitbekam. Gestern Mittag, gegen 13 Uhr, verständigte ein Vollzugsbeamter die Anstaltsleitung der Justizvollzugsanstalt Rheinbach, dass etwas mit seiner Ladung Holzabfälle nicht stimme, die er wie jeden Dienstag von der JVA zu einem holzverarbeitenden Betrieb bringen sollte. Eine der mit Holzresten gefüllten Gitterboxen war nur halb voll, meldete der Beamte, als er die Boxen vom Hänger holen wollte. Etwa zu diesem Zeitpunkt fiel in der Schreinerei der Anstalt auf, dass Detlev W. (43), ein zu Lebenslanger Haft verurteilter Mörder, nicht mehr da war. Sofort wurde eine Großfahndung nach dem Schwerverbrecher eingeleitet, Straßensperren eingerichtet. Trotz Polizeihubschrauber, Suchhunden und zusätzlichen Beamten der Bereitschaftspolizei blieb die Suche nach ihm zunächst erfolglos. Nur seine Anstaltskleidung, ein Blaumann, wurde offenbar in einem Container an der Industriestraße in Rheinbach sichergestellt.

Die Polizei stuft den Ausbrecher als extrem gefährlich ein und warnt die Bevölkerung, sich ihm eigenmächtig zu nähern, sollte jemand ihn erkennen. "Wer ihn sieht oder Hinweise auf seinen Aufenthaltsort hat, soll sich sofort bei uns melden", fordert der Polizeisprecher. "Wir appellieren auch an Auto- und Lastwagenfahrer, keine Personen als Anhalter mitzunehmen", so der Sprecher. Er schrecke nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden. Noch ist unklar, wie W. die Flucht von den Aufsehern unbemerkt in einem Anhänger gelingen konnte. "Normalerweise wird alles kontrolliert, was auf diese Weise aus der JVA rausgeht", so ein Justizvollzugsbeamter, der anonym bleiben möchte.

Detlev W. wurde vor acht Jahren zu lebenslanger Haft für den Mord an der Kölner Millionärs-Gattin Jutta Heinmüller (61) verurteilt. Der Mordfall sorgte damals bundesweit für Aufsehen - und ist besonders im Raum Köln bis heute vielen im Gedächtnis geblieben. Die Boulevardpresse gab W., der als Gärtner für die Millionärin arbeitete, den Spitznamen "Hahnwald"-Mörder, benannt nach dem noblen Villenviertel im Kölner Süden, in dem sich das Verbrechen zutrug.

Die wohlhabende Frau war im August 2007 als vermisst gemeldet worden. Ihr Bankberater hatte ihr am Tag vor ihrem Verschwinden von einer ungewöhnlich hohen Geldbewegung auf ihrem Konto erzählt. Dies soll sie dann W. anvertraut haben - ihr Todesurteil. Denn wie sich später herausstellen sollte, war es W., der mit gefälschten Unterschriften versucht hatte, rund eine halbe Million Euro von ihrem auf sein eigenes Konto zu überweisen. W. brachte sie daraufhin um, legte ihre Leiche in den Kofferraum seines Autos und fuhr nach Frankreich, wo er ihren Leichnam in einem Wald bei Metz verbrannte. Es dauerte Monate, bis die Polizei herausfand, wer die Tote war. W. hatte vor Gericht bis zuletzt bestritten, den Mord begangen zu haben. Es waren am Ende auch nur Indizien, die gegen ihn sprachen, wirklich eindeutige Beweise fehlten. Maßgeblich für seine Überführung war ein Blutfleck der Toten, den die Ermittler im Kofferraum seines Autos entdeckten. Seiner damaligen Freundin, die ebenfalls auf der Anklagebank saß, konnte keine Tatbeteiligung nachgewiesen werden. Sie wurde freigesprochen.

Bei den Insassen der 1914 errichteten JVA Rheinbach handelt es sich vor allem um Schwerverbrecher. Auch Hans-Jürgen Rösner, einer der beiden Gladbecker Geiselgangster, war einige Zeit lang in Rheinbach inhaftiert.

(RP)
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