Mischa Kuball und Harald Welzer im Heine-Haus
Die Frage klingt so einfach: Wer bist Du? Doch wenn Menschen darauf antworten, wenn sie erzählen, wo sie herkommen und wer sie sind, dann ist das nicht nur eine simple Erzählung. Beim Sprechen entwerfen sie ein Bild von sich selbst – nach eigenen Maßstäben und nach den Erwartungen, die sie bei ihrem Gegenüber vermuten. Ein ziemlich komplexer Schaffensprozess also, so eine Erzählung über sich selbst – eine Kunst könnte man auch sagen.
Mischa Kuball hat solche Erzählungen gesammelt. Er hat 100 Menschen aus 100 Nationen im Ruhrgebiet getroffen und vor der Kamera über ihr Leben erzählen lassen. So ist "New Pott" entstanden, eine Ausstellung über die multikulturelle Wirklichkeit im Ruhrgebiet, die während des Kulturhauptstadtjahres in Bochum zu sehen war. Außerdem hat Kuball zusammen mit dem Soziologen Harald Welzer ein Buch zur Ausstellung gemacht. Darüber sprachen die beiden jetzt bei der Reihe "Kunst trifft Literatur" im Heine Haus, charmant befragt von Welt-am-Sonntag-Redakteurin Christiane Hoffmans. Das geriet anregend, weil der Künstler und der Soziologe mit diesem Projekt ja gerade gegen Multikulti-Stereotype antreten wollen. Das taten sie auch im Gespräch. Außerdem sind Fotos der Befragten und ihrer Wohnzimmer sowie Videos aus dem Projekt im Heine-Haus zu sehen. Bilder, auf denen es unzählige Details zu entdecken gibt, die ebenfalls erzählen, wer ein Mensch ist. Die Fotos hängen noch bis zum 25. Juli.