Verwüstete Gräber Jetzt patrouillieren Wachdienste auf Friedhöfen in NRW

Köln · Landesweit werden Friedhöfe von Metalldieben heimgesucht. Bei Meckenheim wurden 50 Gräber geschändet. In Köln kontrolliert ein Sicherheitsdienst die städtischen Friedhöfe, in Kleve machen das Mitarbeiter des Ordnungsamtes.

 Unbekannte haben auf dem Heimerzheimer Friedhof mehr als 50 Gräber verwüstet und Grabschmuck gestohlen.

Unbekannte haben auf dem Heimerzheimer Friedhof mehr als 50 Gräber verwüstet und Grabschmuck gestohlen.

Foto: Fuß, Hans-Peter

Die Erde ist aufgewühlt, Pflanzen sind aus dem Boden gerissen, Blumentöpfe liegen in Scherben – abgetreten von Sockeln. Grableuchten und Blumenvasen aus Buntmetall fehlen in einer großen Anzahl. Mehr als 50 Gräber sind am Wochenende auf dem Heimerzheimer Friedhof bei Meckenheim verwüstet worden. Auch wenn von den Tätern bislang jede Spur fehlt, ist die Polizei davon überzeugt, dass es Metalldiebe gewesen sein müssen. Darauf deuten die von der Spurensicherung entdeckten beiden Fundstellen auf dem Friedhof hin, auf denen abmontierte Grableuchten gelegen haben.

„Die Unbekannten haben sie dort vermutlich für den Abtransport gesammelt. Aber sie wurden wahrscheinlich gestört und mussten sie dort zurücklassen“, erklärt ein Polizeisprecher einer anderen Dienststelle, der sich mit diesen Delikten seit Jahren beschäftigt.

Polizei kennt das Phänomen seit Jahren

Nicht nur der Friedhof in Heimerzheim ist in den vergangenen Tagen und Wochen von Buntmetalldieben heimgesucht worden. Landesweit sind Grabstätten von Dieben verwüstet worden. Die Polizeimeldungen sind voll mit entsprechenden Berichten. In Essen ist eine rund zwei Meter hohe und 100 Jahre alte Bronzestatue von einem Friedhof in Essen-Burgaltendorf gestohlen worden. Ebenfalls eine große Bronzestatue ist von einem Grab in Kevelaer-Kervenheim entwendet worden. Die Figur „Madonna mit Kind“ sei ein Unikat, so die Polizei. In Euskirchen ist ein Grabornament aus Messing in Form einer Rosenpflanze von einem Grabstein montiert worden. Allein in Kleve hat es in diesem Jahr schon 25 Fälle gegeben.

Die Polizei kennt das Phänomen seit Jahren. „Doch seit einigen Monaten häufen sich die Fälle wieder“, sagt ein Polizeisprecher. Er vermutet, dass das mit den Rohstoffpreisen für Buntmetall auf dem Weltmarkt zusammenhängt, die wieder gestiegen sein dürften.

Bei besonders schweren Fällen bildet die Polizei häufig eine Ermittlungskommission, um gezielt gegen die Buntmetalldiebe vorgehen zu können. Die Vorgehensweise der Täter ist immer gleich: Tagsüber spähen sie die Friedhöfe aus. In der Dunkelheit kommen sie wieder, wenn die Friedhöfe für die Besucher geschlossen sind und es keine Zeugen gibt. „Das Metall verkaufen sie dann meist sogar bei örtlichen und einschlägig bekannten Schrotthändlern“, erklärt ein Polizeisprecher.

Die Polizei geht davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer gibt. „Nicht alle, sondern meistens nur die heftigen Fälle werden zur Anzeige gebracht“, erklärt der Polizeisprecher. Denn für Betroffene spielt der materielle Schaden an den Gräbern in der Regel keine Rolle. „Es ist der seelische Schmerz, den viele erleiden, wenn sie sehen, dass ein Grab eines geliebten Menschen von anderen mit Füßen getreten wird“, sagt Herbert Hornung von der Enni-Unternehmensgruppe, die sich für die Stadt Moers um die städtischen Friedhöfe kümmert.

In Leverkusen setzt man auf „soziale Kontrolle“

In Hilden wird den Friedhofsnutzern nach einer Reihe von Vorfällen geraten, die Gräber so zu gestalten, dass der Diebstahl erschwert werde. „Zum Beispiel kein Gesteck am Stück, sondern in Einzelteilen anordnen und auf dem Grab ablegen“, so eine Sprecherin. In Leverkusen setzt man vor allem auf die „soziale Kontrolle“ der Friedhofsbesucher und auf das wachsame Auge der Friedhofsmitarbeiter. In Kleve werden die Friedhöfe bewacht. „Der Außendienst des Fachbereiches ‚Öffentliche Sicherheit und Ordnung‘ macht das bei uns“, sagt Verwaltungsleiter Jochem Vervoorst

Auch die Friedhöfe in Köln werden immer wieder von Dieben heimgesucht. Die Stadt hat deshalb einen Wachdienst beauftragt, der außerhalb der Öffnungszeiten auf den Friedhöfen patrouilliert. „Darüber hinaus haben wir als Betreiberin der städtischen Friedhöfe die Zusammenarbeit mit der Polizei in diesen Fällen intensiviert“, sagt eine Sprecherin der Stadt Köln. Das will man nun auch in Heimerzheim machen. Die Polizei soll dort am Friedhof zunächst verstärkt Streife fahren, und ein privater Sicherheitsdienst soll nachts nach dem Rechten sehen.

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