Düsseldorf Mehr Einbrüche durch Banden

Düsseldorf · Die Zahl der Einbrüche ist laut Kriminalitätsstatistik 2011 in NRW um 12,5 Prozent gestiegen. Dafür sollen vor allem Kriminelle aus Osteuropa verantwortlich sein. Nur jeder siebte Fall wurde aufgeklärt. Es gebe nicht genug Personal für die Aufklärung von Alltagskriminalität, sagen Beamte.

"Wohnungseinbrecher kamen über die Terrasse", lautet die Überschrift der aktuellen Meldung der Polizei im Rhein-Kreis Neuss. Am helllichten Tag durchsuchten die Täter das Einfamilienreihenhaus in Grevenbroich-Neukirchen. Sie schauten in den Schränken nach Wertsachen und erbeuteten Schmuck. Für die Opfer ist die Tat ein Schock. Für die Fahnder der NRW-Polizei gehören Wohnungseinbrüche zum Alltag.

Erstmals seit Jahren ist die Zahl der Straftaten in NRW auf 1,51 Millionen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr erfasste die Polizei 2011 fast 70 000 Straftaten mehr – ein deutlicher Zuwachs von 4,8 Prozent. Allein 50 368 Einbrüche haben die Statistiker 2011 gezählt. Das entspricht einem Anstieg von 12,5 Prozent. Nur 13,6 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Besonders im Blickfeld der Ermittler seien internationale Diebesbanden aus Osteuropa, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger gestern bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik 2011. "Auch bei der Kriminalität wird Globalisierung deutlich", sagte der SPD-Politiker. Das gut ausgebaute Autobahnnetz, das einen schnellen Rückzug ermögliche, mache NRW für die Täter attraktiv.

Die Banden gehen nach den Erfahrungen der Ermittler systematisch vor. "Sie sind auf Effizienz bedacht", sagt Wilfried Albishausen, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter in NRW. "Wenn die lukrativen Ziele in einer Stadt abgegrast sind, wechseln sie in die nächste Region. So erklärten sich auch die Wellenbewegungen in vielen lokalen Einbruchstatistiken."

Als Sofortmaßnahme will die rot-grüne Landesregierung dem Landeskriminalamt 4,2 Millionen Euro an zusätzlichen Haushaltsmitteln zur Verfügung stellen. Damit sollen die Spuren von Tatorten schneller untersucht werden. Derzeit seien rund 10 000 DNA-Spuren unbearbeitet. Nun sollen private Labore bei der Auswertung helfen. Der Innenminister will sich im Bund für eine bessere Zusammenarbeit der Länder im Kampf gegen internationale Einbrecherbanden einsetzen. "Diebe machen nicht an Landesgrenzen halt", sagte Jäger. Das LKA entwickle landesweite Lageinformationen, um schnell zu reagieren.

Die CDU im Düsseldorfer Landtag kritisierte die geringe Aufklärungsquote von Straftaten in NRW. Im Bundesvergleich belege NRW mit einer Aufklärungsquote von lediglich 49,1 Prozent erneut den letzten Rang unter den Flächenländern, sagte Unions-Experte Theo Kruse. Damit sei NRW weit von den Aufklärungsquoten in Bayern (64 Prozent) oder Niedersachsen (61,4 Prozent) entfernt. Albishausen kritisiert: "Jede Ermittlungskommission, jede Mordkommission bringt heute die Aufklärung von Straftaten der ,Alltagskriminalität' nahezu zum Erliegen."

(RP)
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