Mauer stürzt um – Arbeiter getötet

Ein weiterer Mann wurde bei Arbeiten für ein Haus in Flingern unter den Trümmern begraben. Die Wand war offenbar untergraben gewesen. 20 Bewohner des Nachbarhauses konnten erst am Abend in ihre Wohnungen zurückkehren. Staatsanwaltschaft und Arbeitsschutz ermitteln.

Bei Arbeiten in einer Baugrube An der Icklack in Flingern wurden gestern Morgen gegen 9.20 Uhr zwei Männer unter einer Betonwand begraben. Ein 24 Jahre alter Bauarbeiter aus Lettland war sofort tot, er wurde rund zwei Stunden später geborgen. Sein 39 Jahre alter Kollege und Landsmann wurde lebensgefährlich verletzt von einem Team der Feuerwehr gerettet. Nach einer Erstversorgung durch den Notarzt wurde er mit dem Rettungshubschrauber in die Unfallklinik in Duisburg gebracht. Sein Zustand ist nach Auskunft der Polizei kritisch.

Die umgestürzte Betonwand ist Teil eines Fundamentes, das beim Abbruch eines Wohnhauses stehengeblieben ist. "Ein selbstständiger Bauarbeiter und ein Mitarbeiter einer Baufirma wollten eine Kellerwand aus Beton entfernen, um Platz für das Fundament des neuen Wohnhauses zu schaffen", berichtete Marion Erb, Sprecherin der Bezirksregierung, von ersten Ermittlungen der Abteilung Arbeitsschutz ihrer Behörde. Das Wandstück, das vom Grund der etwa 3,50 Meter tiefen Baugrube bis zum Straßenniveau reichte, sei nach ersten Erkenntnissen teilweise untergraben gewesen, als die Bauarbeiter offensichtlich versucht haben, die Mauer auch von oben zu lockern. Dabei habe sich die Betonplatte gelöst, sei umgestürzt und habe die Männer unter sich begraben. Die Staatsanwaltschaft hat sich eingeschaltet.

Das Nachbarhaus wurde evakuiert, weil Polizei und Feuerwehr eine Gefährdung der Bewohner nicht ausschließen konnten. "Die Fachleute der Bauaufsicht sahen es als erforderlich an, dass die Baugrube entlang der Nachbarhäuser wieder aufgefüllt wird", sagte Stadtsprecher Manfred Blasczyk. Die Bewohner mussten bis in die Abendstunden hinein warten, bevor sie ihre Wohnungen wieder betreten konnten. "Die Baugrube kann nur langsam aufgefüllt werden, weil Staatsanwaltschaft und das Amt für Arbeitsschutz das Erdreich untersuchen, um Aufschluss über den Hergang des Unfalls zu bekommen", sagte Blasczyk. Die Grube könne daher nicht schnell zugeschüttet werden, weil sonst Spuren verwischt werden könnten.

20 Personen wohnen in dem Nachbarhaus. Sie sind geschockt über den tragischen Unfall. "Wir haben den Knall gehört und erst einmal nichts dabei gedacht", sagte ein Bewohner. Als die Feuerwehr sie aufforderte, das Haus zu verlassen, wurde ihnen bewusst, dass etwas Schlimmes passiert sein musste. Noch am Nachmittag standen sie an der Unfallstelle und konnten kaum fassen, dass in ihrer unmittelbaren Nähe ein Mensch gestorben ist. "Es ist eine tragische Geschichte. Eigentlich müsste ich noch arbeiten. Aber danach steht wohl keinem von uns mehr der Sinn nach", schildert ein weiterer Bewohner des Hauses.

Erschüttert von dem tragischen Unfall waren auch die übrigen vier Bauarbeiter, die am Nachmittag ihren Blick nicht von der Baugrube lösen konnten, wo sie am Morgen einen ihrer Kollegen verloren hatten. Sichtlich unter Schock stehend wollten sie sich zu dem Unfall nicht äußern.

(RP)
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