Maibaum entsorgt, trotzdem verheiratet

Den ersten Maibaum bekam Elke Bongartz 1979 mit 16 Jahren. Ihr Freund Manfred kam mit seinem alten Kadett angebraust, Kumpel Dietmar musste erst beim Fällen Schmiere stehen und dann - durch das offene Seitenfenster - den auf dem Dach befestigten Baum festhalten.

In Neuss-Furth angekommen wurde der Baum in den Vorgarten gesetzt. "So hätte ich ihn vom Fenster aus am Morgen auch direkt sehen können", sagt die heute 54-Jährige. Die Betonung liegt auf "hätte". Denn ihr Vater entfernte den geschmückten Birkenstamm sofort. Doch mit der Liebe wuchs auch die Größe der Maibäume: Im nächsten Jahr befestigte Manfred den Baum an der Regenrinne - "in der Hoffnung, dass dort mein Vater nicht herankommen würde", sagt Elke Bongartz. Doch auch dieser Baum verschwand noch vor Sonnenaufgang, wie jene in den folgenden Jahren an und auf der Garage. "Mein Vater war wohl eifersüchtig und fand mich zu jung für einen Freund", stellt die Neusserin fest. Die Mühe war aber nicht vergeblich. "Wir sind seit 30 Jahren glücklich verheiratet, haben zwei wunderbare Söhne, die diesen schönen Brauch fortführen und verfeinern." Ihre Söhne Patrick und Pascal schenkten mit Cousins im vergangenen Jahr ihrer Oma ein Maiherz. Sie hat sich sehr darüber gefreut, denn sie hatte noch nie einen Maibaum bekommen. mso

(RP)
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