Lufthansa streicht Flug nach Tokio

Entgegen der ursprünglichen Planung wird es ab diesem Sommer keine Direktverbindung von Düsseldorf in die japanische Hauptstadt geben. Die Lufthansa hatte das fest geplant, macht aber jetzt mangels Nachfrage einen Rückzieher. Nun visiert man den Sommer 2013 an, sagte ein Sprecher.

Herber Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Düsseldorf: Es wird in diesem Sommer keine Direktverbindung der Lufthansa zwischen Tokio und Düsseldorf geben. Lufthansa-Sprecher Florian Gränzdörffer sagte gestern, man habe die Pläne auf Eis gelegt und visiere nun den Sommer 2013 an. Nach wie vor sei man jedoch fest entschlossen, die Verbindung zu installieren, müsse dies aber mangels Nachfrage um ein Jahr verschieben.

Geplant war, sechs Mal die Woche ab Düsseldorf direkt mit einem Airbus 340 in die japanische Hauptstadt zu fliegen. Für Düsseldorf, nach London die größte japanische Kolonie in Europa, auch aus Imagegründen eine extrem wichtige Verbindung, die die Politik und auch die Wirtschaft schon lange fordern. Bislang jedoch war sie von den großen Airlines stets als wirtschaftlich uninteressant abgelehnt worden. Bei Lufthansa, so schätzen Branchenkenner, war sie auch konzernintern nicht so leicht umzusetzen, weil man sich Konkurrenz zu den eigenen Tokio-Flügen ab Frankfurt und München gemacht hätte.

Da jedoch der Ballungsraum NRW und vor allem der Kreis um Düsseldorf immer potenter wird und es hier zahlreiche Firmen mit Kontakten nach Japan gibt, hatte man voriges Jahr entschieden, nun doch den Flug Düsseldorf-Tokio ins Angebot zu nehmen. Man sei inzwischen davon überzeugt, dass die Nachfrage groß genug sei. Start sollte Anfang Juni sein. Offenbar jedoch hatte man sich verkalkuliert. Bei Lufthansa hieß es gestern, die ersten Vorbuchungen seien nicht ausreichend und man habe daher die Bremse gezogen. Zwar gebe es vergleichsweise viel Nachfrage von Geschäftsleuten, aber die dringend notwendigen Anfragen von Touristen seien nicht ausreichend vorhanden. Ob das mit den Spätfolgen der Atom-Katastraophe von Fukushima zu erklären sei, wisse man nicht. Hinzu komme außerdem, dass das Währungsgefälle zwischen Euro und Yen die Reise für Privatleute vergleichsweise teuer gestalte. Auf jeden Fall sei die Nachfrage von Privat-Reisenden zu gering. Lufthansa hatte bereits fest eingeplant, den A 340 in Düsseldorf zu stationieren und die Verbindung auf lange Sicht einkalkuliert. Das Unternehmen würde damit anknüpfen an zuletzt vor rund 30 Jahren bestehende Verbindungen zwischen Japan und Düsseldorf, die seinerzeit aber nicht direkt flogen, sondern mit hohem Aufwand und Zwischenlandungen in Alaska.

Für Düsseldorf mit 9000 hier lebenden Japanern, einer japanischen Schule und 500 hier aktiven Unternehmen wäre der Flug von hoher Symbolkraft. Immer wieder hatte die hiesige Wirtschaft die Verbindung gefordert, aber Lufthansa hatte sich – auch aus strategischen Gründen, um Frankfurt zu stärken – nicht darauf eingelassen. Düsseldorf ist, nicht nur von Lufthansa, sondern auch von Air Berlin, längst das drittgrößte Drehkreuz Deutschlands geworden (nach Frankfurt und München). Man hatte fest damit gerechnet, dass viele Passagiere aus dem EU-Umland die Verbindung ab Düsseldorf nutzen werden, da es zu fast allen wichtigen Städten tägliche Zubringer-Flüge gibt. Offenbar ein Irrtum.

(RP)
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