Loveparade-Prozess Loveparade-Prozess am Scheideweg

Duisburg/Düsseldorf · 13 Monate nach Verhandlungsbeginn beraten beteiligte Juristen über das weitere Vorgehen.

Wird der Loveparade-Prozess bis zu einem Urteil fortgeführt oder vorzeitig eingestellt? 13 Monate nach Verhandlungsbeginn entscheidet am Mittwoch ein sogenanntes Rechtsgespräch darüber, wie es mit dem Mammutverfahren weitergeht, in dem es um die strafrechtliche Aufarbeitung des Unglücks auf der Loveparade geht. Bei der Technoveranstaltung kamen im Juli 2010 in Duisburg 21 Menschen in einem Gedränge ums Leben, mehr als 650 wurden verletzt.

Zu dem unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindenden Gespräch hat das zuständige Landgericht Duisburg geladen. Teilnehmen werden alle Verteidiger, Nebenkläger-Anwälte, Staatsanwälte und die Juristen der verantwortlichen sechsten großen Strafkammer um den vorsitzenden Richter Mario Plein – insgesamt rund 75 Personen.

Unter den Teilnehmern befindet sich der Düsseldorfer Opferanwalt Julius Reiter, der viele Hinterbliebene des Unglücks vertritt. Es sei gut, sagt er, dass zu diesem Zeitpunkt ein solches Rechtsgespräch geführt werde. Der Prozess liefe schon mehr als ein Jahr und man habe die wichtigsten Zeugen gehört. „Da macht es für alle Verfahrensbeteiligten Sinn, dass sie eine Einschätzung der Kammer erhalten, wie sie den aktuellen Stand des Verfahrens nach der bisherigen Beweisaufnahme beurteilt“, sagt Reiter. Außerdem werde man sich über den möglichen Fortgang des Verfahrens austauschen können. Darüber hinaus dürfte zur Sprache kommen, wie nah die Juristen die zehn Angeklagten an einer Verurteilung oder einem Freispruch sehen.

 Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier des Veranstalters Lopavent. Die Mitarbeiter des Veranstalters sollen ein ungeeignetes Zu- und Abgangssystem geplant haben. Bei der Stadt soll ein Dreier-Team des Bauamtes die benötigte Baugenehmigung erteilt haben, ohne dass die Voraussetzungen dafür vorgelegen haben sollen.

Reiters Auffassung nach hat der Prozess bislang zur Aufklärung beigetragen. Demnach sei unter anderem deutlich geworden, dass die Sicherheitsinteressen nur eine untergeordnete Rolle gespielt hätten. Aus den Erfahrungen der anderen Loveparade-Festivals habe man die falschen Schlüsse gezogen. So habe die Stadt etwa die Gefahr der Engstelle Tunnel und Rampe, wo es zur tödlichen Panik kam, nicht erkannt.

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