NRW-Universitäten Brexit schwächt NRW-Hochschulen

Düsseldorf · Wissenschaftler fürchten um laufende Projekte und Austauschprogramme.

 Studierende könnten Nachteile durch den Brexit bekommen. Foto: Hans-Jürgen Bauer

Studierende könnten Nachteile durch den Brexit bekommen. Foto: Hans-Jürgen Bauer

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)/Bauer, Hans-Jürgen (hjba)

Der bevorstehende Brexit hat nach Auffassung von Wissenschaftlern gravierende Folgen auch für die Hochschulen in NRW. Mit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU verlören die deutschen Hochschulen ihren wohl wichtigsten wissenschaftlichen Kooperationspartner in Europa, sagte Thomas Ackermann, Professor für Bürgerliches und Wirtschafts-Recht an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität. Sowohl im Bereich des Studiums als auch in der Forschung werde der Austausch durch die neuen Hemmnisse infolge des Brexit erschwert. Es sei zu bezweifeln, dass deutsche Hochschulen von einem Exodus britischer Wissenschaftler profitieren könnten. Gerade für Spitzenforscherinnen und -forscher seien deutsche Universitäten aufgrund der Sprachbarriere, der hohen Lehrverpflichtung, der Bürokratie, der Vielzahl von Studierenden pro Professor und der im Vergleich zu britischen Top-Universitäten geringen internationalen Reputation meist  keine Karriere-Option, heißt es in einer Stellungnahme des Wissenschaftlers für den Düsseldorfer Landtag.

Besorgt äußerten sich auch die Kanzlerinnen und Kanzler der Universitäten in NRW: Im Fall eines harten Brexit sei unsicher, ob selbst die bestehenden Finanzierungszusagen für laufende Projekte aufrechterhalten werden könnten. Es werde zudem zu erheblichen aufenthaltsrechtlichen Einschränkungen kommen und voraussichtlich zu höheren Studiengebühren in Großbritannien. Die EU werde zudem ohne die Briten in Wissenschaft und Forschung in Ländern wie den USA oder China nicht mehr als so wettbewerbsfähig wahrgenommen. Diese beiden Staaten könnten sich nach dem Brexit künftig stärker auf eine Zusammenarbeit mit britischen Forschern konzentrieren. Die EU bliebe außen vor.

Die Wissenschaftler zeigten sich damit deutlich skeptischer, als zuvor Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Steffen Huck, WZB-Abteilungsdirektor. Sie hatten in einem Beitrag für die Wochenzeitung „Die Zeit“ jüngst betont, wegen der wegfallenden EU-Fördermittel seien die britischen Hochschulen an Kooperationen mit deutschen Unis interessiert, um so indirekt noch in den Genuss von Fördermitteln zu kommen. Als Beispiele nannten sie neu geknüpfte Allianzen zwischen Berlin und Oxford, München und Cambridge, Dresden und London sowie Frankfurt und Birmingham.

Die SPD forderte die Landesregierung auf, entsprechende Kontakte auch in NRW anzubahnen. „Ein Engagement der nordrhein-westfälischen Landesregierung in vergleichbarem Maß ist nicht feststellbar“, kritisierte die Oppositionsfraktion die schwarz-gelbe Landesregierung. Wissenschaftler Ackermann schlug spezifische Förderprogramme für deutsch-britische Hochschulpartenerschaften auf Länderebene vor. Mit den bisherigen Programmen könnten nur Einzelprojekte gefördert werden. Lambert T. Koch, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Universitäten NRW, wies zudem daraufhin, dass durch den Brexit auch Fördermittel wegfallen. Er fürchtete überdies negative Folgen für den Akademikeraustausch, Arbeitsverhältnisse in der Forschung, studienbegleitende Praktika oder das Erasmus-Programm. Zugleich plädierte er dafür, zunächst rechtliche und finanzielle Fragen zu klären, bevor eine Strategie entwickelt wird, die den Brexit abfedern soll.

(kib)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort