Landeseigene Casinos Westspiel verdoppelt Jahresverlust

Düsseldorf · Die staatlichen Spielbanken in NRW machen dem Steuerzahler keine Freude. Der aktuelle Jahresverlust stieg um über 160 Prozent. Das könnte einen Strich durch die Verkaufspläne der Landesregierung bedeuten.

 Die Westspiel-Gruppe - das Bild zeigt einen Roulette-Tisch im Duisburger Kasino - kämpft mit tiefroten Zahlen.

Die Westspiel-Gruppe - das Bild zeigt einen Roulette-Tisch im Duisburger Kasino - kämpft mit tiefroten Zahlen.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Die wirtschaftliche Lage der landeseigenen Westspiel-Gruppe hat sich im vergangenen Jahr nochmals deutlich verschlechtert. Das geht aus dem noch unveröffentlichten Konzernabschluss des Kasino-Betreibers hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Demnach hat sich das Konzernminus (Jahresfehlbetrag) von 2,9 Millionen Euro im Vorjahr auf 7,6 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Die Landesregierung will mit dem Verkauf von Westspiel ihr erstes Privatisierungsprojekt umsetzen. Westspiel betreibt Kasinos in Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund und Duisburg und beschäftigt über 1000 Mitarbeiter, die zuletzt an mehreren Standorten gegen ihren Verkauf demonstriert haben.

Die Ausweitung der Verluste um mehr als 150 Prozent wird sich nach Einschätzung von Branchenkennern erheblich auf den geplanten Verkauf auswirken. „Wenn die Gruppe derzeit überhaupt verkäuflich ist“, sagte ein Insider von der landeseigenen NRW-Bank, die formal als Westspiel-Eigentümerin fungiert. Im Umfeld der Gauselmann-Gruppe, die als Kaufinteressent gilt, hieß es: „Westspiel ist jetzt ein Sanierungsfall.“ Mit einem hohen Verkaufspreis könne das Land nicht mehr rechnen. Die ostwestfälische Gauselmann-Gruppe ist als Betreiber der Merkur-Spielotheken und in anderen Bundesländern auch als Kasino-Betreiber bekannt. Als weiterer Kaufinteressent gilt die Novomatic-Gruppe, die unter anderem Marktführer bei Sportwetten in Österreich ist.

Zu den Ursachen der hohen Verluste gehören unter anderem Abschreibungen auf das Projekt für einen Kasino-Neubau in Köln sowie die Absicherung von Risiken aus Altersversorgungsansprüchen ausgeschiedener Mitarbeiter. Der FDP-Fraktionsvize im Landtag, Ralf Witzel, der schon vor Jahren als einer der ersten die Privatisierung der Westspiel-Gruppe gefordert hat, mahnt angesichts der Talfahrt bei Westspiel zur Eile und sagte: „Die Talfahrt beschleunigt sich. Wir erwarten, dass die Westspiel-Privatisierung zügig vorangetrieben wird.“

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