Neuer Vorsitzender der NRW-CDU Was nun, Herr Röttgen?

Düsseldorf (RP). Der Bundesumweltminister führt künftig den bundesweit größten CDU-Landesverband. Falls es in NRW Neuwahlen geben sollte, tritt er als Spitzenkandidat gegen Hannelore Kraft (SPD) an.

NRW-CDU: Laschet gratuliert Röttgen
7 Bilder

NRW-CDU: Laschet gratuliert Röttgen

7 Bilder

Norbert Röttgen zieht's hoch hinauf. Vorletzte Woche erst genoss er mit seiner Familie den Ausblick aus über 2000 Meter Höhe vom Fellhorn-Gipfel in Oberstdorf. Mit der gestrigen Entscheidung der nordrhein-westfälischen Parteimitglieder, dass er neuer Vorsitzender der Landes-CDU werden soll, hat der 45-jährige Bundesumweltminister jetzt einen weiteren Gipfel erklommen — doch in der politischen Bergwelt locken wohl noch ganz andere Höhen.

Röttgen wird nachgesagt, auf die Kanzlerschaft zu spekulieren. Auch wenn er das zu diesem Zeitpunkt niemals kommentieren würde, ist sein neues Parteiamt gewiss kein Hindernis auf dem Weg ins Kanzleramt. Im Gegenteil: Röttgen führt künftig den mit knapp 160 000 Mitgliedern bundesweit größten CDU-Landesverband an. Auf Bundesparteitagen stellen die Abgesandten aus Nordrhein-Westfalen ein Drittel aller Delegierten. Das ist ein Pfund, mit dem sich trefflich wuchern lässt.

Röttgen will die Parteizentrale aufräumen

Zwar wird Röttgen erst am kommendem Sonntag auf dem Sonderparteitag in Bonn zum Nachfolger von Jürgen Rüttgers gewählt, aber in der Parteizentrale an der Düsseldorfer Wasserstraße stehen wohl schon jetzt die Zeichen auf Sturm. Es gilt als offenes Geheimnis, dass Röttgen dort gründlich aufräumen will. Zu oft war die "Wasserstraße" in letzter Zeit in den Strudel von Affären und Spekulationen geraten. Andreas Krautscheid, der Generalsekretär der NRW-CDU, hat sich zwar nach Kräften bemüht, undichte Stellen, aus denen immer wieder Interna an die Öffentlichkeit durchgesickert waren, zu stopfen, doch er wird mit Sicherheit seinen Posten räumen müssen.

Das hängt auch damit zusammen, dass sich Krautscheid schon frühzeitig für Röttgens Mitbewerber Armin Laschet als Parteichef ausgesprochen hat. Das Verhältnis Krautscheid-Röttgen ist allerdings nicht erst seit dieser Parteinahme getrübt. Vor einem Jahr hatten sich beide Männer um den Vorsitz des CDU-Bezirks Mittelrhein (mit Köln, Bonn und Leverkusen) beworben — Röttgen trug den Sieg davon. Nachfolger für Krautscheid dürfte der Ex-Verkehrsminister Oliver Wittke,werden. Er hatte im Mai den Wiedereinzug in den Landtag nicht geschafft.

Röttgen will Bundesumweltminister bleiben

Röttgen wird als Parteichef sein Amt als Bundesumweltminister behalten. Er hat aber angekündigt, sich im Falle von Neuwahlen ganz NRW zuzuwenden. Als Spitzenkandidat würde er dann gegen SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft antreten. Verliert die Union, will Röttgen in NRW bleiben und im Landtag Oppositionsführer werden. Damit grenzt er sich bewusst vom früheren Landesvorsitzenden Norbert Blüm ab, der nach verlorener Landtagswahl (1990) sein Amt als Bundesarbeitsminister der Oppositionsarbeit im Düsseldorfer Landtag vorzog. Im Gegensatz zur Laschet hat Röttgen kein Landtagsmandat. Berufsbedingt würde er sich zudem zumeist in Berlin aufhalten.

In den Regionalkonferenzen, die der Mitgliederbefragung vorgeschaltet waren, wurde Röttgen denn auch immer wieder gefragt, wie er denn "von Berlin aus" den NRW-Landesverband zu führen gedenke. Auf die bohrenden Fragen nach der Vereinbarkeit von Ministeramt und Parteiarbeit hat Röttgen gewunden geantwortet. Er setzt zudem auf die enge Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der Landtagsfraktion, Karl-Josef Laumann. Das werde eine "starke Achse" sein, ist sich der Bundesminister sicher. Allerdings weiß auch er, dass sich Laumann ebenso wie Krautscheid für Laschet eingesetzt hat.

Die Frage wird sein, wie Armin Laschet auf seine Niederlage reagieren wird. Im Frühsommer war er im Duell mit Karl-Josef Laumann um den Fraktionsvorsitz unterlegen. In der Partei gibt jetzt Norbert Röttgen die Richtung vor. Auf dem Bundesparteitag in Karlsruhe wird er sich zum stellvertretenden Vorsitzenden der Bundes-CDU wählen lassen — ein weiter Gipfel in seiner politischen Biografie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort