Auf internationalem Parkett Warum NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst nach Japan reist

Düsseldorf · Auf einer einwöchigen Japan-Reise will NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sich um gute Beziehungen bemühen – und ganz nebenbei kann er sich auf weltpolitischer Bühne zeigen.

 Die japanische Flagge weht aus einem Cockpit. Das war allerdings nach der Ankunft des Premierministers von Japan zum G7-Gipfel in Elmau im vergangenen Jahr.

Die japanische Flagge weht aus einem Cockpit. Das war allerdings nach der Ankunft des Premierministers von Japan zum G7-Gipfel in Elmau im vergangenen Jahr.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) begibt sich auf großes internationales Parkett: Der Regierungschef von NRW reist nach Japan. Sonntag will er dort eintreffen. Es wird der erste Besuch eines NRW-Ministerpräsidenten in Japan seit über 15 Jahren, die erste große Reise von Hendrik Wüst außerhalb Europas und seine bisher längste Auslandsfahrt überhaupt, was als Zeichen für die Bedeutung dieser Visite zu verstehen ist, wie aus Regierungskreisen verlautete.

Bedeutung hat die Reise allerdings nicht nur als Signal des Landes NRW: Für Wüst, dem Ambitionen auf eine künftige Kanzlerkandidatur nachgesagt werden, ist sie eine Chance, sich in weltpolitischen Zusammenhängen zu zeigen. Gerade gingen die Bilder von Bundeskanzler Olaf Scholz beim G7-Gipfel in Hiroshima um die Welt. Und erst im März ging beinahe das halbe Bundeskabinett nach Tokio, um einmütig mit der japanischen Regierung die gemeinsamen Werte zu beschwören.

Für die Delegation des NRW-Regierungschefs sind nun politische Gespräche und Besuche bei Wissenschafts- und Wirtschaftsstandorten in Tokio, Fukushima und Osaka geplant. Vertreter von Wirtschaftsunternehmen sowie die Rektoren der Universitäten Bonn und Bochum sind dabei.

Ziel sei der Ausbau der „besonderen Beziehungen“ zwischen NRW und Japan, heißt es. „Japan ist der wichtigste Wirtschafts- und Wertepartner Nordrhein-Westfalens in Asien“, sagte Hendrik Wüst erst im April, als der Gouverneur der Präfektur Fukushima, Masao Uchibori, in Düsseldorf war. Und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) ergänzte bei der gleichen Gelegenheit: „Nordrhein-Westfalen und Japan stehen bei der Transformation der Wirtschaft vor ähnlichen Herausforderungen.“

Mit der Region Fukushima unterhält NRW seit 2014 eine Kooperation. Nach der Reaktorkatastrophe im Frühjahr 2011 will die Region ihren Energiebedarf bis 2040 komplett aus erneuerbaren Quellen decken, auch NRW setzt auf die Energiewende. Die Region von Osaka wiederum ist wirtschaftlich extrem stark und treibt Forschungen im Energiebereich voran; Stichworte sind Wasserstoff, Brennstoffzellen und Batterien.

Zudem sind Nordrhein-Westfalen und Japan wirtschaftlich eng verbunden. Rund 630 japanische Unternehmen mit zirka 47.000 Beschäftigten gibt es in NRW, umgekehrt haben mehr als 100 NRW-Firmen Tochterunternehmen in Japan. Das jährliche Handelsvolumen zwischen NRW und Japan lag zuletzt bei über neun Milliarden Euro, wobei NRW sehr viel mehr importiert als exportiert: So gab es 2022 Importe für deutlich über 6,6 und Exporte für gut 2,4 Milliarden Euro.

Unangefochtener Hotspot für japanische Firmen ist das Rheinland. „Die Firmen nutzen Düsseldorf als strategischen Standort für ihr Geschäft in Deutschland, Europa und weltweit“, erklärte Ralf Schlindwein, Geschäftsführer „International“ bei der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf. „Das hat ein besonderes wirtschaftliches Gewicht, weil es große Konzerne sind, die hier angesiedelt sind.“ Politik könne dazu für ein gutes Klima sorgen. „Es gibt Märkte, da ist das wichtiger als in anderen“ – und in Japan beispielsweise sei es wichtiger. „Aufgabe des Landes ist es, Partnerschaften zu schmieden, wie beispielsweise mit der Region Fukushima, und Themen voranzutreiben, die für die andere Seite und uns wichtig sind“, so Schlindwein.

Mit der Bezeichnung Japans als „Wertepartner“ griff Wüst auf Signale der Bundespolitik zurück. In ihrer gemeinsamen Abschlusserklärung nach der historischen Zusammenkunft im März betonten die Mitglieder der japanischen und der deutschen Regierung gemeinsame Ideale: „Freiheit, Achtung der Menschenrechte, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, offener, freier und fairer Handel.“

In NRW leben rund 11.000 japanische Staatsbürger; in ganz Deutschland sind es insgesamt rund drei mal so viele. Allein rund 7000 Japanerinnen und Japaner wohnen im Regierungsbezirk Düsseldorf.

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