Nach Waldbränden in Mecklenburg-Vorpommern Experten fordern neues Löschwasser-Konzept für NRW

Düsseldorf · Der riesige Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern ist noch immer nicht unter Kontrolle. Feuerwehr-Experten fordern eine Überprüfung des Löschwasser-Konzeptes in NRW.

Mecklenburg-Vorpommern: Riesiger Waldbrand - drei Orte evakuiert
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Riesiger Waldbrand in Mecklenburg-Vorpommern

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Foto: dpa/Jens Büttner

Als Reaktion auf den Klimawandel fordert die Feuerwehr ein neues Löschwasser-Konzept für NRW. Dirk Viertelhaus, NRW-Chef der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft, sagte unserer Redaktion: „Die Feuerwehr verlässt sich bei der Löschwasserversorgung nicht nur auf Hydranten, sondern auch auf kleinere Seen und Bäche. Aber die Hitzeperioden werden länger und heißer. Kein Mensch weiß, ob diese natürlichen Wasserspeicher überhaupt noch genug Löschwasser vorhalten.“

Anlässlich des in Deutschland größten Waldbrandes seit Jahrzehnten, der gerade in Mecklenburg-Vorpommern tobt, fordert Viertelhaus „dringend die Überprüfung der eingeplanten Wasserreserven“. Viertelhaus: „Man kann damit nicht erst anfangen, wenn es brennt.“ Der Brand in dem munitionsbelasteten Waldgebiet bei Lübtheen (Mecklenburg-Vorpommern) weitet sich immer weiter aus. Das verheerende Feuer ist mit großer Wahrscheinlichkeit gelegt worden. „Es verhärtet sich der Verdacht, dass es sich um Brandstiftung handelt“, sagte der Landrat des Kreises Ludwigslust-Parchim, Stefan Sternberg (SPD), am Dienstag in Lübtheen. Die Kriminalpolizei habe die Ermittlungen zwar noch nicht abgeschlossen, doch habe er Informationen bekommen, dass sich der Verdacht massiv erhärtet habe. Ob es bereits Verdächtige gibt, sagte Sternberg nicht.

Der seit Sonntag wütende großflächige Waldbrand auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes stellt die Einsatzkräfte vor große Herausforderungen. Zwischenzeitlich standen 1000 Hektar Wald in Flammen. Das Feuer ist wegen unberechenbarer Winde noch nicht unter Kontrolle.

In der Nacht zum Dienstag wurde eine weitere Ortschaft evakuiert. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hatte schon am Montagabend die Räumung von Volzrade angeordnet. Sonntagabend waren bereits drei Orte - Alt Jabel, Jessenitz-Werk und Trebs - evakuiert worden. Inzwischen wurde die Flotte der Löschhubschrauber verdoppelt. Acht Helikopter und mehrere Wasserwerfer sind auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes im Einsatz. Die Wasserwerfer sollen Schneisen und Wege bewässern. Da das Feuer an mehreren Stellen ausgebrochen war, geht die Kriminalpolizei von Brandstiftung aus. Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) machte erneut deutlich, dass Verbesserungen beim Brandschutz auf munitionsbelasteten Flächen notwendig sind. Es müssten Lösungen gefunden werden, wie man in ganz Deutschland solchen Katastrophen begegnet, technisch und personell, erklärte er.

Die etwa 6000 Hektar große Fläche wurde von den Dreißigerjahren an als Truppenübungsplatz genutzt und erst 2015 geschlossen. Auf dem Gelände liegen nicht nur Munition und Granaten von Manövern, sondern auch große Mengen Sprengmittel aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Der Feuerwehr-Experte Viertelhaus hält die Situation deshalb auch nicht für vergleichbar mit den Wäldern um die Munitionsdepots der Bundeswehr in NRW. „Das unterliegt zwar der Geheimhaltung, aber ich gehe davon aus, dass die Bundeswehr und ihre eigene Feuerwehr heutzutage schon weiß, welche Gefahr von einem Waldbrand in der Nähe eines Munitionsdepots ausgeht und sich entsprechend rüstet“, sagt Viertelhaus.

Mit Agenturmaterial von dpa

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