Rheinische Wahlfahrt Zwei Wochen auf Bürger-Tour zur NRW-Landtagswahl

Düsseldorf · Sieben Livestreams aus sieben Städten, 25 Politiker und mehr als zwei Millionen erreichte Menschen – das ist die Bilanz unserer Rheinischen Wahlfahrt. Bei unserer Tour durch NRW vor der Landtagswahl haben wir Ihre Themen zu den Politikern gebracht. Ein Rückblick.

 Die Abschlussrunde unserer Rheinischen Wahlfahrt am Samstag, 29. April, in Düsseldorf.

Die Abschlussrunde unserer Rheinischen Wahlfahrt am Samstag, 29. April, in Düsseldorf.

Foto: Endermann, Andreas

Sieben Livestreams aus sieben Städten, 25 Politiker und mehr als zwei Millionen erreichte Menschen — das ist die Bilanz unserer Rheinischen Wahlfahrt. Bei unserer Tour durch NRW vor der Landtagswahl haben wir Ihre Themen zu den Politikern gebracht. Ein Rückblick.

Den Anfang nahm unsere Rheinische Wahlfahrt am 18. April, vormittags um 11 Uhr, auf dem Marktplatz von Erkelenz. Mit einigen Minuten Verspätung startete unser Livestream und damit auch unsere erste Diskussionsrunde — sechs weitere sollten folgen, auf unserer Bürger-Tour durch das Rheinland.

 Unser Tour-Mobil: ein umgebauter amerikanischer Wohnwagen, hier auf dem Marktplatz in Rees.

Unser Tour-Mobil: ein umgebauter amerikanischer Wohnwagen, hier auf dem Marktplatz in Rees.

Foto: Stade, Klaus-Dieter

Das Thema in Erkelenz: die Zukunft der Energiepolitik in NRW. Die Braunkohleregion im Westen unseres Bundeslandes stand beispielhaft für die Herausforderungen der Politik bei diesem Thema. "Ich kann kaum an mich halten, wenn ich das Wort Umsiedlung höre", bekannte Hans-Josef Dederichs (Grüne) in Erkelenz — auch er selbst ist von Umsiedlungen durch den Tagebau betroffen. Die NRW-Energiepolitik wurde bei der Rheinischen Wahlfahrt so zu einem emotionalen Thema.

Die Fragen auf der Rheinischen Wahlfahrt stellten dabei fast ausschließlich Sie, die Bürger und Zuschauer. Den Rahmen dafür bot unser ständiger Begleiter: das Tour-Mobil, ein umgebauter amerikanischer Wohnwagen, mit dem wir auf öffentlichen Plätzen und in Fußgängerzonen Halt gemacht haben. Doch an Bord waren nicht nur eine Kaffeemaschine und Kugelschreiber. Unser Tour-Mobil war gleichzeitig ein Miniatur-Livestudio mit drei Kameras. Begleitet von mehreren Technikern konnten wir so jede Diskussion live ins Netz übertragen.

Um eine Frage zu stellen, mussten Bürger nicht zwingend selbst zum Tour-Stopp vorbeikommen, sondern konnten ihr Anliegen auch per Kommentar schildern. Mehr als zwei Millionen Menschen kamen so auf Facebook mit der Rheinischen Wahlfahrt in Kontakt, über eine Million Mal wurden die Videos angesehen — ein großer Erfolg für dieses ungewöhnliche Polit-Format.

Besonders viel Aufmerksamkeit fand dabei die Diskussion zum Thema Fluglärm in Ratingen am 23. April. Über 200.000 Mal wurde das Livevideo dazu angesehen, während der Diskussionsrunde oder im Nachhinein. Deutlich wurde dabei: Die Bürger in Ratingen haben genug von brummenden Jets über ihren Dächern, und in diesem Punkt finden sie unter ihren Landtagskandidaten auch viele Verbündete. Trotzdem ist die Frustration groß. "Ich bezweifle, dass wir darum herumkommen, dass jeder Einzelne von uns gegen die Erweiterung klagt", sagte eine Anwohnerin. Zu wenig werde von Politik, Airlines und Flughafen auf die Bürger gehört.

Ebenfalls lieferte die Rheinische Wahlfahrt zwei mehr als ironische Momente. So fiel ausgerechnet am 21. April bei der Diskussion in Rees zum Thema Digitalisierung das Internet aus, das Video konnten wir so nur im Nachhinein zur Verfügung stellen. Und bei der Duisburger Diskussionsrunde am 28. April zum Thema Innere Sicherheit beschimpften mehrere offenbar alkoholisierte Passanten die Politiker — die von uns gerufene Polizei erschien aber erst nach mehr als 40 Minuten.

Über Leverkusen-Opladen, wo wir über die NRW-Verkehrspolitik diskutiert haben, und die Diskussionsrunde zum Thema Bildung in Krefeld ging es mit unserem Tour-Mobil quer durch das Rheinland bis nach Düsseldorf, wo die Rheinische Wahlfahrt am 29. April ihren Abschluss fand — mit einer großen Diskussionrunde zum Thema Wohnen.

"Die Politik hat das Thema Wohnen in den vergangenen Jahren dem Markt überlassen", kritisierte dort Özlem Demirel, Spitzenkandidatin der Linken im NRW-Wahlkampf. Marco Schmitz von der CDU machte sich für eine Senkung der Grunderwerbssteuer stark, um Familien den Immobilienkauf zu erleichtern. Und Stefan Engstfeld von den Grünen forderte eine Reform der Mietpreisbremse. Sie sei "ein gutes Instrument, sie ist nur nicht vernünftig ausgestaltet". Allen sieben Politikern in der Runde schlug von Seiten der Bürger jedoch eine einheitliche Botschaft entgegen: Gerade die NRW-Großstädte brauchen mehr bezahlbaren und lebenswerten Wohnraum.

Nur bei der Abschlussveranstaltung der Rheinischen Wahlfahrt in Düsseldorf waren Politiker aller sieben großen Parteien eingeladen, bei den anderen Terminen waren Politiker wechselnder Parteien vor Ort — immer aber ein Mitglied der aktuellen Regierungsparteien und ein Politiker der aktuellen Oppositionsparteien. Unser Ansatz: Kleine Diskussionsrunden und dafür mehr Zeit für die Fragen der Bürger. Viele tausend Kommentare gingen so unter unseren Livestreams ein, auch ungewöhnliche Fragen haben wir direkt an die Politiker weitergeleitet.

Die Rheinische Wahlfahrt ist ein Projekt der Rheinischen Post. Unterstützt wurde die Aktion durch ein mobiles Live-Studio von Facebook.

Jeden Termin der Rheinischen Wahlfahrt haben wir als Text zusammengefasst, außerdem können Sie die Videos im Nachhinein noch einmal ansehen. Die Texte mit Videos haben wir oben an den entsprechenden Stellen verlinkt.

(hebu)
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