Pro-Wüst-Kommentare und Fake-Accounts Wirbel um Twitter-Anleitung für WDR-Wahlarena

Düsseldorf · Konservative Kreise sollen dazu aufgerufen haben, während der TV-Wahlarena im WDR die sozialen Medien mit Pro-Wüst-Kommentaren zu fluten. Dabei wurden die Adressaten auch zur Schaffung von Fake-Accounts animiert. Die Kampagnen-Agentur The Republic bestreitet, das Dokument verfasst zu haben, und verweist auf das „Konservative Meme Kommando“.

 Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.

Foto: dpa/Roberto Pfeil

Kurz vor dem Fünfkampf der Spitzenkandidaten im NRW-Landtagswahlkampf am Dienstagabend im WDR (20.15 Uhr) sorgt eine Anleitung für Tweets zugunsten von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) für Empörung bei der SPD. Deren Generalsekretär Kevin Kuehnert machte den Vorfall beim Kurznachrichtendienst Twitter öffentlich.

In dem Dokument, das unserer Redaktion vorliegt und das als Wasserzeichen einen Adlerkopf trägt, der dem Logo der konservativen Kampagnen-Fabrik The Republic ähnelt, sind eine Reihe von vorgefertigten Tweets enthalten. Die Nutzer werden dazu aufgerufen diese über ihre eigenen Accounts oder „notfalls neue Accounts“ anonym zu verbreiten. Die Tweets sind unterteilt in die Kategorien „Allgemeine Tweets“, „Pro CDU“, „Gegen Kutschaty“ und „Weitere Skandale“: „Einfach auf den Text/Link auf den nächsten Seiten klicken. Dieser wird dann für Euch automatisch auf Twitter eingefügt und ihr müsst nur noch posten oder wie oben beschrieben terminieren, wenn ihr zwischen 20:15 und 22:00 Uhr keine Zeit habt!“

Der Geschäftsführer von The Republic, Armin Petschner-Multari, erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, dass das Dokument nicht von seiner Agentur stamme. „Wir haben damit nichts zu tun“. Er verwies vielmehr darauf, dass die Bezeichnung KMK auf eine Gruppierung namens „Konservatives Meme Kommando“ hindeute, die sich aus Mitgliedern der Jungen Union zusammensetze. Bei dem Adler handele es sich mitnichten um das Logo von The Republic, so Petschner-Multari.

Die Generalsekretärin der NRW-SPD, Nadja Lüders, forderte Wüst auf, den Sachverhalt umgehend aufzuklären, ob das Team Wüst bei der Planung und Durchführung beteiligt gewesen sei. „Die Dimension der gezielten medialen Beeinflussung ist für einen bundesdeutschen Wahlkampf neu. Hier wird versucht, den Wahlkampf systematisch weit unterhalb der Gürtellinie demokratischer Gepflogenheiten zu beeinflussen. Das sind ungarische Methoden.“

Ein Sprecher der CDU NRW sagte unserer Redaktion: "Die NRW-CDU arbeitet mit dieser Gruppierung nicht zusammen. Wir lehnen anonyme Troll-Kampagnen ab.“

In dem Dokument werden die Adressaten auch dazu aufgerufen, Inhalte und ein Video von The Republic zu verbreiten und Freunde zu einem privaten Discord-Server einzuladen, einem ursprünglich überwiegend von Gamern genutzten Onlinedienst für Instant Messaging, Chat, Sprachkonferenzen und Videokonferenzen. Der Name des Administrators im Discord-Kanal im Übrigen: „Peymanmuc“, der Twitter-Name von The-Republic-Geschäftsführer Petschner-Multaris. Am Abend wurde der Kanal abgeschaltet.

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