Landtagswahl NRW 2022 Verstärkung von den Listenplätzen – so stellen die Fraktionen sich neu auf

Düsseldorf · Zahlreiche Politiker ­ziehen nicht als direkt gewählte Vertreter in den Landtag ein, sondern über die Landeslisten ihrer jeweiligen Parteien. Die Fraktionen stellen sich in der nächsten Legislaturperiode neu auf.

 Der Landtag in Düsseldorf

Der Landtag in Düsseldorf

Foto: dpa/Friso Gentsch

Jubel und Entsetzen liegen im Rhein-Kreis Neuss nah beieinander: Jubel auf der Seite der CDU, Entsetzen bei der FDP. Die Christdemokraten hatten bei Kommunal- und Bundestagswahl herbe Verluste erlitten. Jetzt legten sie um 4,5 Prozentpunkte zu und verteidigten alle drei Landtagsmandate. Übel abgestürzt ist dagegen die FDP, deren Kreisverband der Generalsekretär Bijan Djir-Sarai anführt. Besonders heftig: In der Hochburg Meerbusch sackten die Liberalen von 23,2 auf 9,4 Prozent ab.

Entsetzen auch bei der SPD in Mönchengladbach: Erstmals nach 37 Jahren wird sie nicht mehr im Landtag vertreten sein, wenn der Abgeordnete Hans-Willi Körfges sein Büro räumt.

Dem neuen nordrhein-westfälischen Landtag werden 195 Abgeordnete angehören, vier weniger als bisher. Die CDU kommt auf 76 Männer und Frauen, die in ihren Wahlkreisen sämtlich direkt gewählt worden sind. Das heißt, dass die Landesliste der Christdemokraten erneut nicht auf Anhieb zieht, so wie es schon 2017 der Fall war. Die CDU-Kandidaten hatten praktisch die Gewissheit, dass sie entweder direkt gewählt würden oder gar nicht. So hat sich, wie berichtet, Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gegen Frank Sundermann von der SPD durchgesetzt, wohingegen der Chef der Staatskanzlei, Nathanael Liminski, es nicht schaffte, auch nicht Landesbauministerin Ina Scharrenbach. Sie steht hinter Ministerpräsident Hendrik Wüst auf dem Listenplatz 2. Für sie wird die Liste also mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit doch noch interessant: Sie wäre die erste Nachrückerin, wenn ein gewählter CDU-Vertreter sein Mandat binnen der nächsten fünf Jahre abgibt.

Bei den anderen Parteien ziehen viele Kandidaten von Anfang an über die Landeslisten ins Parlament ein. Die SPD besetzt von ihren 56 Sitzen elf auf diese Weise. Durch errungene Direktmandate von den vorderen Plätzen greift die SPD-Liste bis zur Nummer 14. So wurden beispielsweise der Spitzenkandidat Thomas Kutschaty auf dem Listenplatz 1 und die parlamentarische Geschäftsführerin Sarah Philipp auf Platz 2 in ihren Wahlkreisen direkt gewählt. Der Abgeordnete Stefan Kämmerling, unter anderem bekannt als Sprecher im Parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Flutkatas­trophe, sitzt auf dem undankbaren Listenplatz 15. Die sozialdemokratische Fraktion wird sich im neuen Landtag insgesamt deutlich verändert und jünger aufstellen: Viele bisherige Mitglieder sind nicht mehr angetreten, es gibt Nachrücker aus den Reihen der Jusos.

Die Grünen kommen auf 39 Sitze und haben erstmals in ihrer Geschichte sieben Direktmandate geholt. So ist beispielsweise die migrationspolitische Sprecherin Berivan Aymaz jetzt direkt drin, ebenso der stellvertretende Fraktionschef Arndt Klocke. Zudem greift die Landesliste weiter denn je. 32 Kandidatinnen und Kandidaten rücken von ihr ein, darunter die Spitzenkandidatin Mona Neubaur und die Fraktionschefinnen Josefine Paul und Verena Schäffer. Die Liste zieht bis zum 36. Platz.

Die FDP kommt auf zwölf Sitze im Landtag statt auf 28. Da sie keine Wahlkreise direkt gewonnen hat, ziehen die Abgeordneten über die ersten zwölf Plätze ein: zehn Männer und zwei Frauen. Die bekanntesten Namen sieht man da wieder: Spitzenkandidat und Familienminister Joachim Stamp, Schulministerin Yvonne Gebauer, Fraktionschef Christof Rasche und Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart.

Verstärkung von der Landesliste: So stellen die Fraktionen sich neu auf​
Foto: grafik

Auch die AfD besetzt zwölf Plätze über die Liste, angeführt vom Spitzenkandidaten Markus Wagner. Der nächsten AfD-Fraktion gehören elf Männer an. Die einzige Frau in den Reihen der AfD, Enxhi Seli-Zacharias aus Gelsenkirchen, ist neu im Landtag.

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