OVG-Urteil zu Sonntagsöffnung Vorfahrt für Kultur, aber nicht für Konsum

Meinung | Münster · Die Richter am OVG haben eine gute Entscheidung gefällt. Mit de Sonntagsöffnungen der öffentlichen Bibliotheken eröffnen sie berufstätigen Eltern eine Möglichkeit, ihre Kinder stärker fürs Lesen zu begeistern.

 Die Mitarbeiterin einer Stadtbibliothek geht an Bücherregalen vorbei.

Die Mitarbeiterin einer Stadtbibliothek geht an Bücherregalen vorbei.

Foto: dpa/Sebastian Willnow

Gerade erst hat die Iglu-Studie zur mangelhaften Lesefähigkeit der Grundschüler Wellen geschlagen. Da ist es ein wichtiges Zeichen, dass die Richter am Oberverwaltungsgericht in Münster den kulturellen Charakter öffentlicher Bibliotheken unterstrichen und damit für einen Fortbestand der Sonntagsöffnungen in Nordrhein-Westfalen geurteilt haben. Tatsächlich wäre es nur schwer zu erklären, warum Museen, Theater, Zoos und Freizeitparks an Sonn- und Feiertagen geöffnet sein dürfen, öffentliche Büchereien, die inzwischen weit mehr sind als reine Buchausgabestellen, aber geschlossen bleiben müssen.

Die Entscheidung ist eine gute und wichtige Nachricht für berufstätige Eltern, für die der Büchereibesuch mit dem eigenen Nachwuchs per se ausschied, weil die Öffnungszeiten nicht mit dem eigenen Zeitbudget übereinzubringen waren. Sie müssen allerdings die Möglichkeiten nun auch rege nutzen, um ihren Kindern beizubringen, dass Wissensvermittlung nicht nur in der Schule oder im Kindergarten stattfindet, sondern auch in anderem Kontext Spaß machen kann.

Die Diskussion ist gesondert von der Debatte um eine Ausweitung der Sonntagsöffnungen im Handel zu sehen. Dort liefern sich die Gewerkschaft Verdi, Einzelhändler und Kommunen regelmäßig juristische Scharmützel rund um waghalsige bis fadenscheinige Begründungen für immer mehr verkaufsoffene Sonntage. Doch während Verdi in Sachen verkaufsoffener Sonntag durchaus die Moral und das Recht auf der eigenen Seite weiß, geht es dabei doch um kommerzielle Interessen, hat sich die Gewerkschaft mit der Klage gegen die Bibliotheksöffnungen keinen Gefallen getan. Bibliotheken sind keine Konsumtempel, sie sind ein zusätzlicher Ort, an dem die Voraussetzungen für erfolgreiche Bildungswege geschaffen werden können.

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