NRW-Piratenchef Michele Marsching im Interview "Unser Ziel ist 5 Prozent plus X"

Düsseldorf · Während der Landtag in NRW über seine Auflösung berät, sitzt der Chef der NRW-Piraten, Michele Marsching, gerade beim Friseur. Die Nachricht von bevorstehenden Neuwahlen trifft ihn dennoch nicht unvorbereitet. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Marsching über den bevorstehenden Wahlkampf, Koalitionsoptionen und eine weitere Minderheitsregierung.

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Herr Marsching, in NRW gibt es Neuwahlen. Das muss Sie doch freuen. Sie sind Sie der große Profiteur des vorzeitigen Endes von Rot-Grün?

Marsching (zögert): Freuen möchte ich nicht sagen. Wir hätten gerne mehr Zeit gehabt. Wir sind eine junge Partei und hätten uns gerne bis 2015 eingearbeitet. Aber wir sind vorbereitet. Wir wussten, dass es mit der Minderheitsregierung in NRW jederzeit zu Ende gehen könnte. Der Plan lag in der Schublade.

Wie sieht dieser Plan denn aus?

Marsching Es geht zunächst einmal um die Formalitäten. Wer ist der Landeswahlleiter, wo muss ich eine Landesliste einreichen, an wen müssen wir uns wenden. Wir haben viele junge Mitglieder, die wir einarbeiten müssen. Das ist für uns alles ein Lernprozess.

Haben Sie denn überhaupt genügend Kandidaten für die Landesliste?

Marsching Davon gehe ich aus. Wir peilen 40 Namen auf der Liste an, damit wir für alle Ergebnisse gewappnet sind. Ich gehe davon aus, dass wir vor allem die Spitzenplätze kompetent besetzen können.

Mit Ihnen an der Spitzenposition?

Marsching Das weiß man bei den Piraten ja nie. Sagen wir mal so: Ich stünde zur Verfügung.

Wie viele Mitglieder haben die Piraten in NRW derzeit?

Marsching 3500.

Welche Prozentzahl streben Sie bei Neuwahlen im Mai an?

Marsching In den Umfragen pendeln wir so zwischen fünf und sieben Prozent. Unser Ziel ist 5 plus x. Wir wollen in den Landtag und sind überzeugt, dass wir das mit dem Enthusiasmus in unserer Partei auch schaffen werden.

Planen Sie für den Wahlkampf eine spezielle Ausrichtung? Zum Beispiel die Freigabe von Drogen?

Marsching Bei uns wird die Bildungspolitik wie schon 2010 eine wichtige Rolle spielen. Wir wünschen uns mehr Lehrer pro Klasse, mehr Durchlässigkeit im Schulsystem, eine Schule, die jedem einzelnen Schüler gerecht wird. Auch das Thema Kommunalfinanzen werden wir hervorheben. Da werden wir uns einarbeiten.

Mal angenommen, es würde erneut nicht für eine rot-grüne Mehrheit reichen — könnten Sie sich eine Beteiligung in einer Regierungskoalition vorstellen?

Marsching Für eine Koalition sind wir noch zu jung, das wäre vermessen. Wir müssen uns erstmal die Hörner abstoßen. Dass es für Rot-Grün nicht reichen wird, glaube ich nicht. Wenn wir in den Landtag kommen, werden wir aber keine Fundamentalopposition abliefern. Wir sind offen für themengebundene Zusammenarbeit. Wir wollen den Politikstil verändern. Aber wir wollen kein Steigbügelhalter sein.

(pst)
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