Terrorismusforscher Rechtsextreme in NRW immer gewaltbereiter

Düsseldorf · Die Morddrohungen gegen die Grünen-Politiker Claudia Roth und Cem Özdemir sind aus Sicht von Rechtsextremismus-Experten sehr ernst zu nehmen. Die rechtsextreme Gruppe „Atomwaffen-Division“, die dahinterstecke, habe in den USA bereits neun Menschen umgebracht, sagte Terrorismusforscher Peter Neumann, Direktor des International Centre for the Study of Radicalisation am Londoner King‘s College, auf einer Fachtagung des NRW-Innenministeriums.

 Demonstration von Rechtsextremisten in Dortmund 2018.

Demonstration von Rechtsextremisten in Dortmund 2018.

Foto: dpa/dpa, dy kno

Das Ziel dieser Gruppe sei der nationalistische Umsturz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) sprach von einer neuen Qualität der Bedrohung durch sogenannte Todeslisten, auf denen Personen des öffentlichen Lebens stehen. Der Rechtsextremismus sei neben dem Islamismus die „größte Gefahr für die innere Sicherheit in unserem Land“, sagte Reul.

Parallel zur steigenden Gewaltbereitschaft hat sich auch das Erscheinungsbild der Rechtsextremen in den vergangenen Jahren geändert. Den Glatzkopf mit Springerstiefeln gebe es zwar immer noch, so Neumann. Daneben aber kursierten im Netz auch Videos von Organisationen, die nicht auf den ersten Blick als rechtsextrem erkennbar seien, weil sie betont hip daherkämen. Sie hantierten mit verschleiernden Begriffen wie Remigration oder Ethno-Pluralismus, womit nichts anderes als die Ideologie der Reinhaltung der Rasse oder Rassentrennung gemeint sei. Schulbücher würden diese neue Realität noch nicht abbilden, kritisierte Reul. Eine große Herausforderung für die Sicherheitsbehörden sei es, aus den Tausenden Rechtsextremen jene herauszufiltern, die gewaltbereit seien.

Die Szene präge die antidemokratische Überzeugung, dass der Andersdenkende grundsätzlich der Feind sei, der bekämpft werden müsse, sagte Christoph Busch vom NRW-Verfassungsschutz. Die weit überwiegend männlichen Anhänger folgten „archaischen Männlichkeitsvorstellungen“, wonach Konflikte durch Gewalt ausgetragen werden müssten. Zunehmend beliebt sei Kampfsport.

(kib)
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