Land und Unternehmen schließen Pakt NRW will Funklöcher schließen

Düsseldorf · Funklöcher nerven in NRW täglich viele Hunderttausend Menschen. Telekom, Vodafone und Telefónica verpflichten sich, diese Lücken zu schließen und das Netz auszubauen. Dafür sollen sie neue Lizenzen billiger erhalten.

 Viele Handynutzer ärgern sich immer noch über Funklöcher. (Symbolbild)

Viele Handynutzer ärgern sich immer noch über Funklöcher. (Symbolbild)

Foto: dpa/dpa, tsn

Die drei deutschen Mobilfunkkonzerne Telekom, Vodafone und Telefónica haben sich dazu verpflichtet, die Versorgung in NRW mit dem modernen Mobilfunkstandard LTE deutlich zu verbessern. Im Gegenzug will die NRW-Landesregierung die Anbieter vor harten Auflagen beim Aufbau der künftigen Mobilfunknetze der fünften Generation (“5G“) verschonen. Diesen Pakt stellten Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland am Montag mit NRW-Wirtschafts- und Digitalminister Andreas Pinkwart (FDP) vor. „Das bringt spürbare Verbesserungen für die Bürger“, sagte Pinkwart.

Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, erklärte, die Konzerne würden die Netze schon aus Eigeninteresse ausbauen, doch jetzt würden die Unternehmen noch eine Schippe drauflegen: „Wir kämpfen gegen weiße Flecken. Und wir würdigen, dass erstmals eine Landesregierung sich dafür einsetzt, dass es für 5G Rahmenbedingungen gibt, die Investitionen auch antreiben.“

Konkret verpflichten sich die Netzbetreiber, bis 2020 rund 1350 neue Mobilfunkstandorte aufzubauen und 5500 weitere Funkstationen aufzurüsten. Als Ergebnis soll die Versorgung mit LTE von 98 Prozent der Bevölkerung auf 99 Prozent steigen. Im Gegenzug will NRW sich als Heimat von Telekom und Vodafone dafür einsetzen, dass 5G nicht so schnell aufgebaut werden muss. Das spart Kosten. Zudem soll es keine Pflicht zur billigen Vermietung von 5G-Netzen geben. Und Pinkwart will sich dafür einsetzen, die 5G-Lizenzen günstig zu versteigern – ein Affront gegen die große Koalition in Berlin. Die will rund zehn Milliarden Euro aus der Lizenzauktion kassieren.

Dabei nerven Funklöcher in NRW täglich viele Hunderttausend Bürger. Eine Mobilfunkversorgung fehlt in Häusern häufig komplett. Entlang der Bahnstrecken von Köln nach Bonn, von Düsseldorf in die Niederlande und entlang vieler anderer Routen ist im Gegensatz zu Bahnstrecken in den Niederlanden und der Schweiz störungsfreies Surfen oder Telefonieren kaum möglich. Telekom und Vodafone wollen auch da mehr investieren.

Nutzer melden auch Probleme auf der A57 von Köln nach Düsseldorf und weiter bis nach Nimwegen, ebenso auf der A3, der A52 oder der A42 im Ruhrgebiet. Und während in Hamburg, München und Frankfurt U-Bahnen schon mit LTE ausgestattet sind, kommt dieser Standard in der U-Bahn von Köln erst diesen Sommer, in Düsseldorf und Essen sogar erst Ende des Jahres oder 2019 zum Einsatz. Für Duisburg gibt es noch keinen Termin.

Noch schlimmer ist die Lage auf dem Land. „Wenn die künftig 99 Prozent der Bevölkerung mit LTE erreichen wollen, wären dies ja noch immer maximal 95 Prozent der Fläche“, warnte Bernd Theiss, Leiter des Testlabors bei der Fachzeitung „Connect“. Er hat eine Karte mit Funklöchern in NRW zusammengestellt. Dazu gehören Teile des Niederrheins, insbesondere an der Grenze zu den Niederlanden, aber auch der Eifel und des Bergischen Landes. In vielen Städten sind einzelne Straßen schlecht versorgt. „Gemessen daran, dass NRW so dicht besiedelt ist, sieht das nicht gut aus“, sagt Elektrotechniker Theiss. Dies bestätigte auch Olaf Gerwig, Geschäftsführer der Aachener Netzmessfirma P3: „Im internationalen Vergleich kann Deutschland noch zulegen.“

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