Kritik an Plänen des Landes Sofortprogramm für Kitas – Städte fordern viel mehr Flexibilität beim Personal

Düsseldorf · Mit dem „Sofortprogramm“ für mehr Personal an Kitas soll der Quereinstieg aus anderen Berufen erleichtert werden. Der Einsatz von Ergänzungskräften wird ausgeweitet. Der Städtetag fordert Schritte, die darüber deutlich hinausgehen.

Kinderbetreuung ist kein Kinderspiel, und Betreuungskräfte werden händeringend gesucht. Die Städte fordern mehr Freiheiten bei der Personalgewinnung.

Kinderbetreuung ist kein Kinderspiel, und Betreuungskräfte werden händeringend gesucht. Die Städte fordern mehr Freiheiten bei der Personalgewinnung.

Foto: dpa/Uli Deck

In der Diskussion um das „Sofortprogramm“ des Landes für mehr Personal in Kitas erklärt Familienministerin Josefine Paul (Grüne) unter anderem, warum und wie in NRW mehr Männer für die Arbeit in der Kinderbetreuung gewonnen werden sollen. „Es ist kein neuer Befund, dass wir zu wenig Männer in Kitas haben“, sagte die Ministerin im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es ist insgesamt ein Problem, dass die sogenannten Care-Berufe sehr weiblich konnotiert sind. Das hat etwas mit traditionellen gesellschaftlichen Vorstellungen zu tun - mit Geschlechterbildern und Urteilen über bestimmte Tätigkeitsfelder.“ Das könne man nicht über Nacht aufbrechen, aber man wolle diese Stereotype aufweichen.

Im Zuge des Sofortprogramms plant das Land eine Kampagne, die Menschen für Jobs in der Kindertagesbetreuung begeistern soll – darunter gezielt auch Männer. Man will aber insgesamt mehr Menschen aus anderen pädagogischen Berufsgruppen für die Kitas gewinnen, also Quereinsteiger. Auch sollen Ergänzungskräfte künftig in allen Gruppenformen eingesetzt werden können. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sieht durch all das die Betreuungsqualität bedroht: Der Bildungs- und Qualitätsanspruch an die Kitas werde gesenkt, das werde die Abwanderung von Fachkräften noch beschleunigen.

„Ergänzungskräfte sind Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger, die eine zweijährige Ausbildung absolviert haben“, sagte Paul dazu. Über das bestehende Kita-Helfer-Programm gebe es heute schon sehr unterschiedliche Professionen in Kitas, das könne ein Vorteil sein.

Der Städtetag NRW wiederum fordert eine noch weitergehende Flexibilisierung im System. „Die Personalverordnung für Kitas muss so angepasst werden, dass zusätzliche geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch ohne Fachausbildung zur Unterstützung in den Kitas eingesetzt werden können“, sagte der Vorsitzende Thomas Kufen. Die Flexibilisierung beim Personaleinsatz nur auf bestimmte Berufsgruppen wie beispielsweise ausgebildete Sportpädagogen zu beschränken, werde die Lage nicht entspannen. „Zumal viele der aktuell in der Personalverordnung genannten Berufsgruppen ebenfalls vom Fachkräftemangel betroffen sind. Das Land muss die Möglichkeit zum zusätzlichen Einsatz geeigneten Personals in Kitas deshalb deutlich ausweiten.“ Außerdem müssten mehr Ausbildungskapazitäten für Erzieherinnen und Erzieher geschaffen werden. „Hier ist auch das Bildungsministerium in der Pflicht.“

Die Bildungsgewerkschaft GEW begrüßte das Sofortprogramm als ersten Schritt: Es könne „kurzfristig im Umgang mit dem Fachkräftemangel in den Kindertagesstätten helfen“. Es fehlten jedoch nachhaltige Lösungen. In NRW gebe es mindestens 24.000 Kita-Beschäftigte zu wenig: „Dieser Dringlichkeit werden die Maßnahmen nicht gerecht.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort