Besondere Belastung durch RS-Virus SPD fordert Rettungsprogramm für Kinderkliniken

Düsseldorf · Corona ist nicht das einzige Problem, mit dem Klinken derzeit kämpfen. Das ebenfalls grassierende RS-Virus bringt vor allem die Kinder- und Jugendmedizin an Belastungsgrenzen: Manchmal müssen Eltern mit kleinen Kindern sogar abgewiesen werden.

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RS-Virus – Was Eltern über den Erreger wissen müssen

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Foto: dpa/Friso Gentsch

Die SPD in Nordrhein-Westfalen klagt „dramatische Versorgungsengpässe“ in Kinder- und Jugendkliniken an. Da in diesem Jahr besonders viele schwer unter dem RS-Virus leidende Kinder stationär behandelt werden müssten, stünden die Kinderkliniken vor akutem Personal- und Bettenmangel. Die Vizevorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Lisa-Kristin Kapteinat, forderte die Landesregierung am Montag in Düsseldorf auf, spätestens in der nächsten Woche zu einem „Gipfel Kindermedizin“ einzuladen. Jetzt müssten alle relevanten Akteure aus der Gesundheitsbranche und der Politik an einen Tisch, um schnelle Lösungen zu finden. Auch die Grünen bezeichneten die Situation als besorgniserregend.

RSV ist ein weltweit verbreiteter Erreger akuter Erkrankungen der Atemwege. Die Corona-Pandemie könnte aus Expertensicht eine Ursache sein, warum das Immunsystem der abgeschotteten Kinder in diesem Jahr schlechter auf RSV vorbereitet ist.

Kapteinat nannte unter anderem Kinderkliniken in Dortmund, Düsseldorf und Aachen als Beispiele für steigende Belegungszahlen mit derart infizierten Kindern. „Das Klinikum in Datteln musste bereits Kinder aufgrund Bettenknappheit abweisen“, berichtete sie.

Besonders schwierig sei es derzeit im Münsterland, Klinikplätze in Wohnortnähe zu bekommen - was bei dieser schweren Atemwegsinfektion für Eltern kleiner Kinder sehr beängstigend sei. Auch der Landesverband Leitender Kinder- und Jugendärzte habe in einem Brief ans NRW-Gesundheitsministerium bereits Alarm geschlagen: „Vielfach müssen Rettungswagen lange Wege in Kauf nehmen, um eine aufnahmebereite Klinik zu finden.“ Zudem hatten weitere Ärzteverbände und Krankenhäuser in den vergangenen Tagen vor einem „drohenden Kollaps“ in Kinder- und Jugendkliniken gewarnt.

Die SPD fordert fünf Millionen Euro Soforthilfe, um das ohnehin schon ausgedünnte Netz an Kinder- und Jugendklinken wenigstens zu erhalten und um Pflegepersonal kurzfristig einstellen zu können - notfalls zunächst auch auf Leiharbeitsbasis. Da Pflegekräfte im Schnitt nach nur wenigen Berufsjahren ausschieden, könnten hier eventuell noch Personalreserven gehoben werden, meinte Kapteinat.

 Möglicherweise sind Kinder wegen der Isolation durch die Corona-Pandemie in diesem Jahr schlechter auf RSV vorbereitet.

Möglicherweise sind Kinder wegen der Isolation durch die Corona-Pandemie in diesem Jahr schlechter auf RSV vorbereitet.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Außerdem müsse das Fallpauschalensystem in der Kinder- und Jugendmedizin abgeschafft werden, fordern SPD und Grüne. Dieses Verrechnungsmuster mache zwar Hüftoperationen lukrativ, nicht aber die Behandlung der üblichen Kinderkrankheiten, kritisierte Kapteinat. Diese finanzielle Fehlsteuerung habe dazu geführt, dass immer mehr Abteilungen und Stationen der Pädiatrie geschlossen worden seien. Derzeit gebe es noch rund 130 Kliniken der Kinder- und Jugendmedizin in NRW.

(bora/dpa)
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