Nach mutmaßlichem Kita-Mord SPD fordert Reform der Ausbildung von Erziehern

Düsseldorf · Eine Erzieherin soll in einer Kita in Viersen ein Kleinkind umgebracht haben. Nun fordert die Opposition im Landtag Konsequenzen aus dem Fall – und will eine andere Herangehensweise bei der Ausbildung forcieren.

 Spielzeug im Außengelande einer Kita.

Spielzeug im Außengelande einer Kita.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Als Konsequenz aus dem mutmaßlichen Mord eines Kita-Kindes in Viersen durch eine Erzieherin hat die SPD-Landtagsfraktion ein Umsteuern bei der Ausbildung gefordert. Der familienpolitische Sprecher, Dennis Maelzer, kritsierte, dass bei der dreieinhalbjährigen Ausbildung zum Erzieher zunächst der theoretische Teil im Vordergrund stehe und erst im letzten Ausbildungsjahr das verpflichtende Praktikum komme. Dadurch falle zu spät auf, wenn jemand für den Beruf ungeeignet sei. Zudem bestehe die Gefahr, dass Prüfer aufgrund der investierten Zeit Hemmungen hätten, jemanden komplett durchfallen zu lassen. Maelzer kritisierte auch, dass sich eklatante Defizite im praktischen Teil durch gute Leistungen im theoretischen ausgleichen ließen: „Wenn ich bei der praktischen Führerscheinprüfung ein Stoppschild überfahre, bin ich auch durchgefallen – unabhängig vom Abschneiden bei der theoretischen Fahrprüfung“, sagte er.

Die SPD-Landtagsfraktion schlägt stattdessen vor, stärker auf die praxis­integrierte Ausbildung (PiA) zu setzen, bei der Theorie und Praxis anteilig über die gesamte Ausbildungszeit verteilt würden. Diese Möglichkeit gibt es bereits, macht derzeit aber nur etwa 15 Prozent an allen Auszubildenden aus. „Das Problem ist, dass die Anzahl der Stunden, die ein Azubi in der Kita verbringt, auf die Personalstunden der Einrichtung angerechnet werden. Da zudem die angehenden Erzieher auch noch stärker von den erfahrenen Kollegen betreut werden, fehlen sie am Ende für die Kinderbetreuung.“ Zugleich werden die PiAs auch anders als die anderen Auszubildenden bezahlt. Der Zuschuss, den das Land für den Einsatz der PiAs bereitstelle, reicht Maelzer zufolge nicht auf. Er forderte eine entsprechende Änderung des Kinderbildungsgesetzes (Kibiz). Das Verhältnis von schulischer Ausbildung von derzeit 85 zur praxisintegrierten Ausbildung müsse sich umkehren. Zugleich dämpfte Maelzer die Erwartungen an eine schnelle Umsetzung: „All dies sind keine Änderungen, die von heute auf morgen gehen.“

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