Neue Regeln für Grundschulen NRW-Schüler lernen Englisch künftig erst ab der dritten Klasse

Düsseldorf · Die NRW-Schulministerin hat ihren „Masterplan Grundschule“ vorgestellt; sie will die Primarstufe bis 2025 mit insgesamt 718 Millionen Euro fördern. Teil der Maßnahmen: Englisch gibt es künftig erst ab Klasse 3.

 Lehrerin mit Grundschülern (Symbolfoto).

Lehrerin mit Grundschülern (Symbolfoto).

Foto: istock

Grundschüler in Nordrhein-Westfalen sollen künftig erst vom dritten Schuljahr an Englisch lernen. Bisher beginnt der Englisch-Unterricht bereits im zweiten Halbjahr der ersten Klasse. Die Änderung ist Teil des sogenannten Masterplans Grundschule, den Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Dienstag vorgestellt hat. Das Land fördert den Ausbau der Grundschulen bis zum Jahr 2025 dabei mit insgesamt 718 Millionen Euro. „Beste Bildung beginnt in der Grundschule“, sagte Gebauer. Mit dem Masterplan werde ein umfassendes Konzept für die Zukunft der Grundschulen vorgelegt. In den vergangenen Monaten habe es viele Gespräche mit den Lehrer- und Elternverbänden sowie mit den Kommunalen Spitzenverbänden darüber gegeben.

Die neue Englisch-Regelung gilt erstmals für Kinder, die im Schuljahr 2021/22 eingeschult werden. Ziel ist es, zunächst den Unterrichtsstoff in den Fächern Mathe und Deutsch zu festigen, bevor die erste Fremdsprache einsetzt. Dafür sollen künftig ab der dritten Klasse mehr Unterrichtsstunden in Englisch erteilt werden.

Studien hatten gezeigt, dass es für viele Kinder nicht günstig ist, neben Deutsch gleich in der Schul­eingangsphase auch eine Fremdsprache zu erlernen. Zudem hatten Gymnasiallehrer geklagt, dass der Lernstand der Fünftklässler im Fach Englisch oft nicht zufrieden­stellend, zugleich aber die Neugier auf eine neue Sprache schon verloren gegangen sei.

Im Gegenzug will Gebauer die Kernkompetenzen in Lesen, Schreiben und Mathematik stärken. So wird ab dem Schuljahr 2021/22 eine bisherige Handreichung für einen systematischen Rechtschreibunterricht und einen verbindlichen Pflichtwortschatz mit allen Besonderheiten der deutschen Rechtschreibung fest im Lehrplan verankert. Mit der Handreichung hatte Gebauer bereits Anfang 2019 eine Abkehr vom umstrittenen Prinzip „Schreiben nach Gehör“ eingeleitet.

In Mathe sollen ab 2021 Orientierungshilfen und Vorlagen für Förderpläne erarbeitet werden. Um die Fächer Deutsch und Mathematik zu stärken, sollen insgesamt 106 zusätzliche Stellen für Fachkoordinatoren an den Schulämtern eingerichtet werden. Diese sollen die Umsetzung der Lehrpläne vor Ort begleiten. Dafür sind nach Angaben des Ministeriums bis 2025 insgesamt rund 21 Millionen Euro vorgesehen. Im Sport soll das Landesprogramm „NRW kann schwimmen“ ausgebaut werden, mit dem Schwimmkurse in den Ferien finanziert werden.

Zudem soll in besonders begründeten Fällen schon am Ende der ersten Klasse entschieden werden können, ob ein Kind in der Klasse bleibt. Dies entspreche einem vielfach geäußerten Wunsch der Eltern und Lehrkräfte. Außerdem können schulpflichtige Kinder um ein Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt werden, wenn erhebliche gesundheitliche Gründe vorliegen. Bei der Schuleingangsuntersuchung sollen auch eigene fachärztliche oder fachtherapeutische Gutachten der Eltern berücksichtigt werden. Der Einschulungsstichtag bleibt aber bestehen. Zu den weiteren Handlungsfeldern des Masterplans gehören die Stärkung des fachlichen Lernens, die Verbesserung der personellen Rahmenbedingungen, gemeinsames wohnortnahes Lernen sowie Entlastungen der Grundschulen und ihrer Lehrkräfte.

Die Opposition zeigte sich enttäuscht. „Unsere Erwartungen waren hoch, das Warten hat sich aber leider nicht gelohnt“, erklärten die schulpolitischen Sprecher der SPD, Jochen Ott und Eva-Maria Vogt-Küppers. Der Masterplan bestehe aus vielen Einzelmaßnahmen, aber es gebe kein Konzept: „Wir brauchen dringend mehr Lehrkräfte an den Grundschulen, und dazu muss die Besoldungsanpassung auf A13 für alle endlich kommen.“ Auch gebe es keine Qualitätsstandards für die Offene Ganztagsschule (OGS). Tausende Beschäftigte dort würden schlecht bezahlt und hätten befristete Verträge. Ähnlich äußerte sich Sigrid Beer von den Grünen: „Zusagen wie zusätzliche Stellen für die Schulverwaltungsassistenz und mehr Entlastungsstunden sind nur ein Trostpflaster.“ Bei der Inklusion aber seien nur 300 Stellen zusätzlich für 2800 Grundschulen bis zum Ende der Wahlperiode vorgesehen.

(kib)
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