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Kampfabstimmung bei NRW-CDU Röttgen bereit zum Duell mit Laschet

An der Kandidatur des Bundesumweltministers für den CDU-Landesvorsitz herrscht im Landesverband kein Zweifel mehr. Ex-Minister Laschet hat schon vorige Woche seine Bewerbung bekanntgegeben. Die Partei steht vor einem Duell, bei dem eine Mitgliederbefragung für Klarheit sorgen soll.

Armin Laschet - früher ein junger Wilder
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Norbert Röttgen hat sich über Armin Laschet mächtig geärgert, weil dieser mit seiner Kandidatur vorgeprescht ist. Eigentlich hatte der CDU-Landesvorstand vorgesehen, dass die Bewerbungen für den Landesvorsitz erst am Monatsende bekanntwerden sollen. Allerdings hat es keinen Beschluss gegeben, wonach sich ein Kandidat nicht schon früher "outen" dürfe.

Bundesumweltminister Röttgen, der zunächst dienstlich im Ausland war und danach mit seiner Familie in den Österreich-Urlaub gefahren ist, hat sich durch Laschet jedoch nicht aus der Fassung bringen lassen. Erst in der kommenden Woche wird er sich den Medien in NRW erklären. Zuvor aber verschickt er dem Vernehmen nach jede Menge Briefe — 54 an der Zahl. Jedem der CDU-Kreisvorsitzenden in NRW will er die Beweggründe für seine Kandidatur erläutern. Auf Stilfragen, so heißt es, lege der Minister großen Wert.

Die Kandidatur von Röttgen, für Insider alles andere als unerwartet, würde einen Schlussstrich unter alle Bemühungen von Parteistrategen um eine "rheinische Lösung" setzen. Wie berichtet, hat es in der Landespartei Versuche gegeben, Laschet als Parteichef zu nominieren und Röttgen mit dem Posten des Vize-Bundesvorsitzenden von der Düsseldorfer Parteizentrale wegzulocken. Mit CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann hätte die nordrhein-westfälische CDU dann über gleich drei Spitzenrepräsentanten verfügt.

Kritiker einer solchen Troika-Lösung durchschauten die Absicht freilich sofort: Auf diese Weise wäre Laschet der einzige Kandidat für dem Landesparteitag, so dass sich eine Mitgliederbefragung erübrigen würde. Der Hintergrund: Obwohl niemand mit Bestimmtheit sagen kann, welchen Kandidaten die Basis bevorzugt, gilt der telegene Bundesminister als Favorit bei einer Mitgliederbefragung.

Parteiintern hat allerdings das Kopfschütteln über Norbert Röttgen, den Zögerlichen, längst eingesetzt. Der aus Hamm stammende ehemalige Generalsekretär der Partei im Bund, Laurenz Meyer, forderte gestern von dem 45-Jährigen aus Meckenheim indirekt nichts weniger als einen zügigen persönlichen Doppelbeschluss: Bereitschaft zur Kandidatur für den CDU-Landesvorsitz und den logischerweise damit verbundenen Willen, bei einer möglicherweise kurzfristig anstehenden Neuwahl in NRW als Herausforderer von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) anzutreten.

Bernhard Worms, ein alter Hase der rheinischen Christdemokratie, plagt eine ganz andere Sorge als die Frage, ob nun der ehemalige NRW-Familienminister Armin Laschet oder Norbert Röttgen das Rennen macht. Es ist die Sorge, dass seine Partei nach der hohen Wahlniederlage im Mai und dem anschließenden Regierungsverlust für "zwanzig Jahre vor der Tür", sprich: frei von Regierungsverantwortung bleiben könnte.

Worms, ehemaliger Fraktionschef der CDU im Landtag, hält es für wahrscheinlich, dass die rot-grüne Minderheitsregierung Kraft/Löhrmann nicht lange unter sich bleibt, dass vielmehr entweder die Linkspartei oder die FDP "über kurz oder lang hineingleitet" in die Landesregierung. Ähnlich wie Worms glaubt auch der CDU-Fraktions-Vize im Landtag, Josef Hovenjürgen, nicht an ein schnelles Ende der rot-grünen Minderheitsregierung: "Sie hält viel länger, als die meisten glauben."

Immer öfter wird in der NRW-CDU das ähnliche, liberal-großstädtische Profil der beiden mutmaßlichen Kandidaten für den Vorsitz des größten CDU-Landesverbandes diskutiert. Armin Laschet hat früh darauf reagiert und seine wertegebundene, christliche Orientierung herausgestellt. Nicht nur die Anhänger Röttgens warten deshalb mit täglich wachsender Spannung darauf, wie sich ihr Favorit, der es an politischer Flexibilität mit Laschet aufnehmen kann, positionieren wird.

Der Iserlohner Torsten Schick, CDU-Vorsitzender im Märkischen Kreis, lobte sowohl Laschet als auch Röttgen als ausgezeichnete Kandidaten. Die Tatsache, dass beide ein ähnliches politisches Profil besäßen, bedeute weder eine Grundsatzentscheidung über die künftige CDU-Ausrichtung in NRW noch gar eine Richtungsänderung.

Die anhaltende Sehnsucht in der Landespartei nach einer ganz anderen Nummer eins — gemeint ist der Sauerländer Wirtschaftsexperte Friedrich Merz — bezeichnete Schick als Phantomdiskussion: "So zu tun, als gäbe es da jemanden, der viel besser sei als Laschet oder Röttgen, ist fruchtlos. Andere Parteien wären froh, wenn sie zwei solch gute Kandidaten für das Vorsitzenden-Amt hätten."

(RP)
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