Therapeuten vor ungewisser Zukunft Rheinland: Streit um Geld für Kita-Inklusion

Düsseldorf · Im Rheinland stehen 2100 Therapeuten, die behinderte Kinder in Tageseinrichtungen betreuen, vor einer ungewissen Zukunft. Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) plant, sich zum 1. August 2015 aus der Finanzierung der Fachkräfte zurückzuziehen.

"Der von der Politik beteuerte Inklusionsanspruch kann nicht realisiert werden", kritisierte Martin Künstler vom Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW. Bislang gab der LVR jährlich 73 Millionen Euro für die integrativen Gruppen aus. Wenn die Förderung wegfalle, stünden für die Betreuung nur noch 35 Millionen Euro zur Verfügung, sagte Künstler.

Der Landschaftsausschuss des LVR will die Kürzung am 6. Dezember beschließen. Beim LVR geht man davon aus, dass die Förderung der behinderten Kinder künftig durch eine Kopfpauschale von 5000 Euro und durch zusätzliche Leistungen der Krankenkassen gewährleistet werden kann. Dann würden die Kinder aber nur einzeln und zu bestimmten Zeiten von einer externen Fachkraft betreut, sagte Klaus Eberl, Bildungschef der Evangelischen Kirche im Rheinland: "Das ist ein eindeutiger Rückschritt." Ziel der Inklusion sei es doch, behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam zu erziehen.

Besonders hart treffen die Pläne die rund 700 Motopäden in den Einrichtungen. Die Leistungen der Bewegungstherapeuten, die auch Kinder mit dem "Zappelphilipp-Syndrom" betreuen, werden bislang nicht von den Krankenkassen übernommen. Insgesamt sind 1050 integrative Gruppen mit rund 15 000 Kindern von den Plänen betroffen.

Der Landschaftsverband erklärte, integrative Kitas würden seit 1983 auf freiwilliger Basis refinanziert. Damit sollte ein Anreiz für Eltern geschafft werden, ihr Kind in einer integrativen Einrichtung anzumelden. Grundsätzlich seien jedoch die Krankenkassen für die Kostenübernahme therapeutischer Maßnahmen zuständig. Die Kassen sollen ihre Leistungen künftig direkt mit den Kitas abrechnen.

(gmv)
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