Drogendeals bei Telegram & Co. NRW will internationale Vernetzung im Kampf gegen Online-Drogenhandel

Düsseldorf · Rauschgift wird zunehmend über Messengerdienste verkauft. Um den Tätern auf die Spur zu kommen, hat das Land eine eigene Dienststelle gegründet. Innenminister Reul sieht zudem Gefahren durch die von der Ampel geplante Cannabis-Freigabe.

 NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU).

Foto: dpa/David Young

Das nordrhein-westfälische Innenministerium hat sich für eine stärkere Vernetzung bei der Bekämpfung von Drogenkriminalität ausgesprochen. Betäubungsmittelhandel fände über Länder- und Staatengrenzen hinweg statt. Vor diesem Hintergrund müsse die Zusammenarbeit, insbesondere im Zusammenhang mit der Bekämpfung organisierter Betäubungsmittelkriminalität, sowohl auf Bundes- als auch auf internationaler Ebene weiter gestärkt werden, hieß es aus dem Ressort.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) kritisierte in diesem Zusammenhang im Gespräch mit unserer Redaktion Pläne der Ampel: „Die Bundesregierung hat die Absicht, Cannabis zu legalisieren. Das widerspricht dem Ziel, die Verfügbarkeit von Betäubungsmitteln insgesamt zu reduzieren.“ Der Markt für Betäubungsmittel würde insgesamt größer – nicht nur, was den legalen Erwerb angehe. „Das ist die klare Prognose. Das heißt: Auch der illegale Handel mit Betäubungsmitteln würde damit weiter begünstigt.“

Mit Sorge beobachtet das Ministerium den Vertrieb von Drogen über soziale Medien und Messengerdienste wie Telegram: „Der Handel von Rauschgift über Messenger-Dienste ist vermehrt festzustellen. Offen zugängliche Chat-Gruppen werden dabei als Vertriebswege genutzt“, sagte ein Sprecher. Die tatsächlichen Verkaufsgespräche fänden dann zumeist in privaten Chats statt. „Die verbreitete Nutzung von Messenger-Diensten als alltägliches Kommunikationsmittel spricht möglicherweise Personenkreise an, die vorher keine Berührungspunkte zum Drogenkonsum hatten.“

Die Bekämpfung des Rauschgifthandels in sozialen Medien erfordere spezialisierte und teilweise verdeckte Ermittlungsmethoden. Die Polizei habe mit den Cyber-Recherche- und Fahndungszentrum des LKA (CRuFz ) im Jahr 2017 eine eigene Dienststelle eingerichtet. Dort würden unter anderem aktive und initiale Recherchen zu Verkäufen von Betäubungsmitteln und anderen inkriminierten Gütern im Internet durchgeführt. „Falls erforderlich, werden durch das CRuFz Maßnahmen zum Identifizieren der handelnden Personen durchgeführt.“ Ergänzend würden erkannte Accounts, Gruppen oder Telegramkanäle direkt oder über das Bundeskriminalamt mit dem Ziel der Löschung an die Betreiber gemeldet.

Laut der jährlichen Lagebilder Rauschgiftkriminalität des LKA stiegen die Fallzahlen der Rauschgiftkriminalität, wenn auch nicht linear, in den letzten zehn Jahren. „Es ist davon auszugehen, dass die Verfügbarkeit von Rauschgift auf dem europäischen Markt steigt. Dies ist auf Grund regelmäßiger Sicherstellungen von beispielsweise Kokain im Tonnenbereich in den europäischen Überseehäfen anzunehmen“, sagte der Reul-Sprecher. 2020 erfolgten in NRW in vier Fällen ebenfalls Großsicherstellungen von Kokain mit insgesamt 999 Kilogramm.

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