Nach Ausbruch von Legionellen-Infekten Remmel lässt Kläranlagen in ganz NRW überprüfen

Düsseldorf · Wegen Legionellengefahr hat der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) Kontrollvorschriften auch für Kühl- und Klimaanlagen gefordert.

Fragen und Antworten rund um die Legionärskrankheit
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Foto: AP

Wegen Legionellengefahr hat der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (Grüne)
Kontrollvorschriften auch für Kühl- und Klimaanlagen gefordert.

"Da gibt es in der Tat eine Lücke", sagte Remmel am Donnerstag im Radiosender WDR 5. In solchen Anlagen werde Wasser so fein verstäubt, dass sie Legionellen verbreiten könnten, wenn sie nicht regelmäßig gewartet würden, sagte Remmel. "Ich halte es für notwendig, hier zu Regelungen zu kommen."

Das sei aber ein Fokus für die mittelfristige Bekämpfung der Probleme, ergänzte sein Ministerium. Akut gebe es keine Indizien, dass auch an anderen Orten in NRW Kühlanlagen Legionellen verbreitet hätten.

Schon über 160 Erkrnakte in Warstein

In Warstein stieg die Zahl der Erkrankten bis Donnerstag auf mehr als 160. Zwei Männer waren an der Infektion gestorben. Die Legionellen gelangten nach bisherigen Erkenntnissen aus einer Kläranlage in den Fluss Wester und von dort in die Kühlanlage eines Industriebetriebs. Die Kühlanlage verteilte die Legionellen weiträumig. Sie sind nur dann gefährlich, wenn sie beim Einatmen in die Lunge gelangen.

Remmel ordnete an, dass alle Kläranlagen in NRW, die der in Warstein technisch ähnlich sind, überprüft werden. Es gehe um etwa 20 Anlagen, sagte er auf WDR 5. Unter die Lupe genommen werden drei Komponenten, die in Warstein für die Vermehrung der Erreger in der Kläranlage verantwortlich sein könnten - die relativ hohe Wassertemperatur, die technisch überholte Belüftung an der Oberfläche und sogenannte Tropfkörper. "Wir lassen alle Anlagen untersuchen, die auch nur ein Merkmal von diesen drei beinhalten", sagte Remmel.

Die CDU verlangte von der Landesregierung, die Bevölkerung besser über Risiken und Vorbeugung aufzuklären. "Angesichts der Tatsache, dass es sich hier möglicherweise um den bisher größten Legionellen-Ausbruch Europas handelt, wurde eindeutig zu wenig getan und viel zu spät reagiert", kritisierte die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion Christina Schulze Föcking in einer Mitteilung.

Von Mittwoch bis Donnerstag berichteten die Behörden über sechs neue Erkrankungsfälle. Die Hoffnung, dass der Infektionsherd durch das Abschalten der Kühlanlage ausgeschaltet wurde, bestand aber weiter.

Nach dem Einatmen der Legionellen dauert es fünf bis zehn Tage, bis die Krankheit mit Fieber und Husten ausbricht. Die zuletzt aufgenommenen Patienten hatten nach Auskunft des Gesundheitsamtes schon Ende August erste Beschwerden. Sie könnten sich daher schon angesteckt haben, als die Kühlanlage noch lief. Fachleute gehen aber auch der Frage nach, ob die Bakterien auch direkt aus der Kläranlage in die Luft gelangt sein könnten.

(lnw)
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